Zwei Sorgenkinder und ein Schnapper: Die BVB-Neuzugänge im Check
Von Dominik Hager
Borussia Dortmund hat es im Sommer nicht geschafft, die Leihen von Ian Maatsen und Jadon Sancho zu verlängern und darüber hinaus noch Führungsspieler wie Mats Hummels, Marco Reus und Niclas Füllkrug abgegeben. Auf der anderen Seite haben die Schwarz-Gelben aber auch namhafte Spieler verpflichtet. Wir sehen uns an, wie sich die neuen Dortmunder im ersten Saisondrittel präsentiert haben.
1. Serhou Guirassy
Ablöse: 18 Millionen Euro
Abgebender Verein: VfB Stuttgart
Der BVB hat Serhou Guirassy verpflichtet, obwohl man zu diesem Zeitpunkt noch drei andere Mittelstürmer im Kader hatte. Mittlerweile sind Sebastién Haller, Niclas Füllkrug und Youssoufa Moukoko weg und Guirassy blüht auf. Bislang ist der Ex-Stuttgarter das erhoffte Upgrade. Trotz der Verletzung in der Vorbereitung hat Guirassy einen guten Start hingelegt und steht bei neun Toren und fünf Assists in 13 Pflichtspielen. Zwar war er beim VfB noch ein wenig effektiver, jedoch kann eine solche Mega-Saison natürlich auch nicht jedes Jahr geschehen. Die 18 Millionen Euro waren dennoch ein Schnäppchen, was eigentlich auch zuvor schon klar war. Der 28-Jährige sollte - wenn alles normal läuft - noch drei, vier Jahre auf Top-Niveau unterwegs sein und seine Buden machen. Sollten demnächst auch noch mehr gute Flanken in den Sechzehner kommen, könnte Guirassy sogar noch mehr aufblühen.
2. Pascal Groß
Ablöse: 7 Millionen Euro
Abgebender Verein: Brighton & Hove Albion
Pascal Groß wurde verpflichtet, um dem BVB-Spiel im Mittelfeld Struktur zu verleihen. Ein cleverer Gedanke, zumal es genau daran in den letzten Jahren enorm gehapert hat. Groß ist mit dem Fuß am Ball natürlich der klar bessere Sechser im Vergleich zu Emre Can und hat das auch schon bewiesen. So wirklich herausragend waren seine Leistungen bislang allerdings auch noch nicht. Dabei sei jedoch zu bedenken, dass Groß aufgrund der Verletzungssituation zuletzt rechts hinten aushelfen musste. Dafür, dass er die Position praktisch gar nicht kennt, hat er es ordentlich gemacht. Die sieben Millionen Euro waren gewiss kein Fehler, jedoch ist Groß natürlich mit seinen 33 Jahren schon in einem fortgeschrittenen Alter. Zwei, drei Saisons sollte er aber noch im Tank haben und eine Bereicherung darstellen.
3. Maximilian Beier
Ablöse: 28,5 Millionen Euro
Abgebender Verein: TSG 1899 Hoffenheim
Maximilian Beier musste in seinen ersten Monaten beim BVB schon einiges an Kritik einstecken. Der aufstrebende deutsche Nationalspieler konnte noch nicht an seine hervorragenden Leistungen im Hoffenheim-Trikot anschließen und agierte in fast allen Spielen ziemlich unglücklich. Lediglich die vielen Verletzungen haben dafür gesorgt, dass Beier weiterhin seine Einsätze bekam. Beim 2:1-Sieg gegen Leipzig platzte dann endlich auch der Knoten. Nach zuvor null Scorer-Punkten, war Beier mit einem Tor und einem Assist der entscheidende Mann. Hier gilt aber natürlich auch ein wenig das Motto: Eine Fliege macht noch keinen Sommer. Beier wird sich noch enorm steigern müssen. Klar ist aber, dass Beier seine Stärken im Konterspiel hat und gegen dicht stehende Abwehrketten ein wenig limitiert ist. Es wird sich zeigen müssen, wohin sich das ganze entwickelt. Bis jetzt ist der 22-Jährige noch weit davon entfernt, seine Ablöse rechtfertigten zu können.
4. Waldemar Anton
Ablöse: 22,5 Millionen Euro
Abgebender Verein: VfB Stuttgart
Während sich der Guirassy-Deal voll ausgezahlt hat, kann man sich beim zweiten VfB-Neuzugang, Waldemar Anton, dessen noch nicht sicher sein. Anton hat eine ordentliche Anfangs-Zeit hinter sich und einen Stammplatz ergattern können, mit der Selbstverständlichkeit der Vorsaison verteidigt er aber noch nicht. Zudem musste er zuletzt verletzungsbedingt passen. Jegliche Kritik an Anton findet auf einem recht hohen Niveau statt, jedoch hat der Innenverteidiger eben auch 22,5 Millionen Euro an Ablöse gekostet. Viele sind der Meinung, dass das zu viel Geld für den 28-Jährigen war. Stand jetzt erscheint die Summe aber im Endeffekt der Leistung entsprechend zu sein - nicht mehr und nicht weniger. Ein solider Transfer!
5. Yan Couto
Ablöse: Leihgebür 4 Millionen Euro (Kaupfpflicht ca. 25 Millionen Euro)
Abgebender Verein: Manchester City
Während die anderen BVB-Neuzugänge in Fußball-Deutschland schon bestens bekannt waren, stellte Couto so ein wenig die Unbekannte dar. In der Vergangenheit ist der BVB aber genau mit diesen Transfers meist besonders gut gefahren, während Bundesliga-erfahrene Akteure enttäuschten. Bislang ist der Leihspieler von Manchester City, für den der BVB unter bestimmten Bedingungen eine Kaufpflicht hat (die laut Daily Mail und Fabrizio Romano schon gegriffen hat), aber noch kein großer Faktor. Der junge Brasilianer ist für die normale Außenverteidiger-Position (noch) ein wenig zu zweikampfschwach, auf der anderen Seite aber auch kein klassischer Offensivspieler. Am besten funktioniert Couto als Schienenspieler, jedoch setzte Sahin zuletzt meist auf eine Viererkette. Wirklich entfalten konnte sich Couto noch nicht, was allerdings auch an der Muskelverletzung liegen könnte, die dem 22-Jährigen einige Wochen zu schaffen gemacht hat. Für ein wirkliches Urteil ist es zu früh, jedoch ist der Brasilianer jetzt keiner der Talente, die auf Anhieb zu Senkrechtstartern mutieren.
Fazit:
Der Transfersommer der Borussen ist schwer zu bewerten. Angesichts der dünnen Personaldecke könnte man argumentieren, dass zu wenige Spieler geholt worden sind, jedoch konnte niemand mit einer solchen Verletzungsmisere rechnen. Im Angriff lässt sich sagen, dass sich der Wechsel von Füllkrug zu Guirassy bislang bezahlt gemacht hat. Der Neuzugang aus Stuttgart agiert noch einen Ticken treffsicherer als der deutsche Nationalspieler zuvor und hat zudem mehr spielerische Komponenten, durch die das Dortmunder Angriffsspiel variabler wird. Der Transfer von Pascal Groß ist ebenfalls positiv zu bewerten, zumal die sieben Millionen Euro Ablöse nicht schmerzen. Waldemar Anton hat sich als Hummels-Nachfolger bislang solide, aber nicht glanzvoll präsentiert. Die Sorgenkinder sind Stand jetzt noch Maximilian Beier und Yan Couto. Beide sind noch äußerst jung, weshalb es für ein Urteil im Endeffekt zu früh ist. Dies gilt vor allem für den Brasilianer, der Land und Leute noch kennen lernen muss.
Kritisieren kann man den BVB dafür, keine Lösung für hinten links gefunden zu haben. Bensebaini spielt seinen Part zwar solide, ist aber kein Top-Akteur. Hier hätte man vielleicht die dicken Scheine auspacken sollen. Zudem fehlt auf dem offensiven Flügel so ein wenig der Top-Techniker, der in engen Räumen agieren kann. Die Hoffnungen liegen diesbezüglich auf Jamie Gittens und Julien Duranville, jedoch sind beide noch recht unerfahren. Maximilian Beier war in dem Sinne womöglich nicht die optimale Lösung. In Summe kann man dem BVB bislang maximal einen soliden Transfer-Sommer zusprechen. Abgesehen von Guirassy hat noch niemand so wirklich Bäume ausreißen können, weshalb die Arbeit der BVB-Verantwortlichen mit 5/10 bewertet werden kann.
Weitere BVB-News lesen: