Die Zukunft der Innenverteidigung bei den DFB-Frauen - alte und neue Gesichter

Am Dienstag hat Christian Wück den Kader für seine Premiere als Bundestrainer der DFB-Frauen verkündet. Wen er künftig in der Innenverteidigung aufstellt, ist noch völlig offen. Allerdings ist die Situation durch einen Rücktritt und Verletzungen nicht unbedingt einfacher geworden.
Sophia Kleinherne bekommt unter Wück eine neue Chance im DFB-Team
Sophia Kleinherne bekommt unter Wück eine neue Chance im DFB-Team / Fabio Deinert/GettyImages
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Am Dienstag ist der neue Kader für die DFB-Frauen bekannt gegeben worden. Im zentralen Mittelfeld oder im Angriff hat Christian Wück im neuen Amt fortan die Qual der Wal. Eine erste Baustelle ergibt sich für den Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft hingegen in der Innenverteidigung. Ein Rücktritt und Verletzungen haben die Optionen in der Abwehrkette noch einmal deutlich eingeschränkt.

Rücktritt und Verletzung: Innenverteidiger-Engpass beim DFB

Bei den Olympischen Spielen in Frankreich liefen die DFB-Frauen noch mit Marina Hegering und Kathrin Hendrich auf, die zusammen eine gut sortierte Innenverteidigung bildeten. Zwischenzeitlich kam nach einem Hegering-Ausfall die erst kürzlich dazugestoßene Nationalspielerin Bibiane Schulze Solano von Athletic Bilbao zum Einsatz, die insgesamt ebenfalls mit konstanten Leistungen überzeugte.

Marina Hegering
Marina Hegering ist aus der Nationalmannschaft zurückgetreten / Selim Sudheimer/GettyImages

Alle drei Spielerinnen stehen Wück jedoch bei seinen beiden Debüt-Partien nicht zur Verfügung. Während Hegering vor kurzem ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gab, meldete sich ihre Wolfsburger Teamkollegin Hendrich aufgrund der Nachwirkungen einer leichten Verletzung ab. Im Gegensatz dazu wird Schulze Solano noch länger fehlen, da sich die 25-jährige Linksfüßerin vor kurzem einen Kreuzbandriss zuzog. Die Ausfalldauer beträgt mehrere Monate.

Nun steht der neue Bundestrainer also vor der ersten großen Herausforderung, eine komplett neue Innenverteidigung zu bilden. Nur Sara Doorsoun von Eintracht Frankfurt, die vereinzelt zu Einsätzen gekommen ist, aber bisher nie vollends im deutschen Trikot überzeugen konnte, ist noch als nominelle Innenverteidigerin aus dem Olympia-Kader übrig.

Der Fall Sophia Kleinherne

Die offensichtlichste Lösung findet sich in der Rückkehr von Sophia Kleinherne. Die Eintracht-Verteidigerin, die bisher auf 27 Einsätze für Deutschland kommt, spielte unter dem vorherigen Interimscoach Horst Hrubesch keine Rolle mehr und wurde zum Schluss nicht einmal mehr nominiert. Eine nachvollziehbare Erklärung zu dieser Entscheidung hat es nie gegeben, obwohl Kleinherne unterdessen weiter eine wichtige Rolle bei der Eintracht einnahm.

Sara Doorsoun-Khajeh, Sophia Kleinherne
Das Frankfurt-Duo aus Kleinherne und Doorsoun ließ in der Frauen-Bundesliga erst drei Gegentore zu / Naomi Baker/GettyImages

Nun gibt Wück ihr erneut eine Chance in der A-Nationalmannschaft. "Sie hat das Potenzial, um sich durchzusetzen", so der 51-Jährige auf der Pressekonferenz am Mittwoch. "Sophia ist noch nicht konstant, aber auf einem guten Weg. Wir wollen ihr das Vertrauen geben."

Die Leistungen von Kleinherne seit Saisonstart der Frauen-Bundesliga sprechen für sich. An der Seite von Sara Doorsoun ließ sie bisher erst drei Gegentore in der Liga zu - Bestwert unter allen Mannschaften. Zudem verbesserte sie sich in der Sicherheit beim Aufbauspiel und in ihrem Zweikampfverhalten. Wenn sie im DFB-Team das gleiche Selbstbewusstsein an den Tag legt wie mittlerweile in Frankfurt, kann sie zu einem elementaren Baustein der neuen Wück-Startelf werden.

Optionen im aktuellen Kader von Wück

Neben Kleinherne und Doorsoun lässt sich auf den ersten Blick keine weitere Innenverteidigerin im aktuellen Aufgebot der Nationalmannschaft finden. Doch blickt man genauer auf die Nominierungen, fällt auf, dass sowohl Janina Minge als auch Newcomerin Lisanne Gräwe in der Grafik des DFB im Bereich 'Abwehr' aufgeführt werden.

Beide Akteurinnen sind normalerweise im zentralen Mittelfeld zu Hause, haben aber in der Vergangenheit auch schon in einer defensiveren Rolle agiert. Nicht zuletzt betrifft das Minge, die noch in der letzten Saison beim SC Freiburg regelmäßig in der hintersten Reihe eingesetzt worden war und seit ihrem Wechsel nach Wolfsburg auch dort schon in der Innenverteidigung zum Einsatz kam.

Also ergeben sich auch in dieser Konstellation neue Möglichkeiten. Hinzu kommt Sjoeke Nüsken - im Kader unter "Mittelfeld/Angriff" gelistet - , die auch schon in der Nationalmannschaft die Rolle als Verteidigerin eingenommen hat.

Laura Pucks
Die 20-jährige Laura Pucks von der SGS Essen - eine Innenverteidigerin für die Zukunft der DFB-Frauen? / Vera Loitzsch/GettyImages

Für die Zukunft soll auch nach weiteren potenziellen Kandidatinnen über die neu geschaffene U-23 gescoutet werden. Als Innenverteidigerinnen befinden sich im aktuellen Kader Anna Aehling (Eintracht Frankfurt), Janina Hechler (1. FC Köln), Julia Landenberger (RB Leipzig) und Laura Pucks (SGS Essen).

So könnte die Innenverteidigung gegen England aussehen

Die sicherste Option für Wück gegen starke Engländerinnen stellt die eingespielte Kombination aus Sara Doorsoun und Sophia Kleinherne dar. Genau wie in der Vergangenheit Hegering und Hendrich spielen die beiden im gleichen Verein und sind somit bereits bestens eingespielt und zudem aktuell in guter Verfassung. Dadurch können sich beide gegenseitig den nötigen Halt und Sicherheit gegen einen starken Gegner geben.

Erste Alternative dahinter wäre wahrscheinlich Janina Minge, die erst im Topspiel gegen den FC Bayern München in der Zentrale der Wolfsburger Fünferkette eine gut Figur machte.