Wortbruch von Lyon? Spannende Hintergründe zum geplatzten Cherki-Transfer
Leihrückkehrer Salih Özcan und sonst nichts: Bei Borussia Dortmund klaffte auf der Zugangsseite im Winter-Transferfenster lange Zeit gähnende Leere - trotz der sportlich größten Krise seit zehn Jahren. Der Deadline-Day am Montag brachte aber nochmal etwas Bewegung, mit Daniel Svensson konnte endlich ein neuer Spieler vorgestellt werden. Der schwedische Linksverteidiger kommt vom FC Nordsjaelland - und hätte nicht der einzige Neuzugang am Montag bleiben sollen.
Denn eigentlich hätte der BVB gerne auch Wunschspieler Rayan Cherki von Olympique Lyon unter Vertrag genommen. Wie schon so oft im laufenden Winter-Transferfenster handelten sich die Verantwortlichen um Sportdirektor Sebastian Kehl am Montag aber eine Abfuhr ein. Laut Sky Sport soll der Ligue-1-Klub mehrere Angebote abgelehnt haben, die letzte Offerte aus Dortmund soll bei 22,5 Millionen Euro gelegen haben. Daraufhin habe OL die Verhandlungen dann abgebrochen.
"Wir haben das Angebot von Borussia Dortmund abgelehnt und haben nicht die Absicht, mit ihnen oder einem anderen Verein zu verhandeln", ließ Lyon-Besitzer John Textor in öffentlichen Aussagen am Montagnachmittag dann kein gutes Haar am BVB. Stattdessen schimpfte der US-amerikanische Geschäftsmann gegenüber Sky sogar so richtig: "Das Angebot aus Dortmund wurde respektlos kommuniziert, lag weit unter dem Marktwert und war zeitlich schlecht gewählt. Rayan Cherki wird bis zum Ende der Saison 2024/25 ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft bleiben."
Heftige Aussagen, mit denen Resthoffnungen auf eine späte Zusammenkunft am Deadline-Day endgültig dahin waren. Doch stimmt das auch wirklich alles so, was der OL-Besitzer da öffentlich kommunizierte? Informationen von Sky lassen jedenfalls zumindest Zweifel aufkommen. Auf der Social-Media-Plattform X schreibt Patrick Berger nämlich, dass der BVB von den Textor-Aussagen irritiert sei. So hätten die Dortmunder das 22,5-Millionen-Euro-Angebot bereits vorgestern - also am Samstag (01.02.), in Lyon eingereicht. Dennoch hätten Textor und der Ligue-1-Klub daraufhin sofort "zugemacht und es den Dortmundern auch nicht erlaubt, mit dem Spieler direkt zu sprechen".
Bei noch drei verbliebenen Tagen vor Transferschluss lässt sich also darüber streiten, ob das Angebot des BVB wirklich "zeitlich schlecht gewählt" war. Doch damit nicht genug: Laut Berger hätte der BVB dennoch mit der Spielerseite verhandelt und diese hätte dem Bundesliga-Klub dann mitgeteilt, dass Cherki von Lyon bereits im September zugesichert bekommen habe, für eine Ablösesumme von 22,5 Millionen Euro gehen zu dürfen.
Sollte dies stimmen, hätte der BVB das eigentliche Soll mit dem letzten Angebot also erfüllt. Stattdessen könnte in diesem Fall sogar OL-Boss Textor sein Wort gebrochen haben, doch das lässt sich rückblickend natürlich unmöglich nachweisen. Das Problem liegt im Regelwerk der Ligue 1: In Frankreich sind schriftlich fixierte Ausstiegsklauseln nämlich nicht erlaubt. Dadurch müssen Spieler auf das Wort ihrer Vorgesetzten vertrauen, doch das muss - wie möglicherweise in diesem Fall - nicht immer eingehalten werden. Klar ist, laut Sky wäre ein Transfer zum BVB nicht an Cherki gescheitert. Der Offensivspieler wäre sehr gerne zum BVB gewechselt.
Wieso der Wechsel letztlich nicht zustande kam? Nun, durch die Verkäufe von Maxence Caqueret (15 Mio. Euro), Gift Orban (9 Mio. Euro) und Jeffinho (5,3 Mio. Euro) hat der finanziell in große Probleme geratene Topklub bereits wichtige Einnahmen erzielt und ist nicht zwangsläufig auf weitere Spielerverkäufe angewiesen. Zudem hat Cherki seinen Marktwert seit Sommer dank starker Leistungen nochmal von 20 auf 30 Millionen Euro [Quelle: Transfermarkt.de, Anm.] erhöhen können. Auch deshalb wollte ihn OL-Boss Textor jetzt wohl nicht mehr für 22,5 Millionen Euro Ablöse gehen lassen, zumal Cherki noch bis Juni 2026 vertraglich gebunden ist und somit auch im kommenden Sommer noch für gutes Geld verkauft werden kann.
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