Wo sind wir "dahoam"? Das Stadion-Problem der Bayern-Frauen
Von Helene Altgelt

"Wenn der Rahmen passt und es keine Überschneidungen zu den Männern gibt, ist es definitiv das Ziel des FC Bayern, bei Highlights mit dem Frauenteam in die Arena zu gehen." Diesen Satz sagte Bianca Rech, Sportliche Leiterin beim FC Bayern München, vor zwei Jahren im SZ-Interview.
Damals stand ihr Team gerade vor dem Champions-League-Viertelfinale gegen Arsenal, das in der Allianz Arena ausgetragen wurde. Erstmals fand jene Partie des UWCL-Viertelfinales in einer großen Arena statt. Rech sagte: "Auf diesem Niveau hat der internationale Frauenfußball diese Bühnen verdient. Es sollte nicht mehr groß darüber diskutiert werden."
Jetzt, kurz vor dem Viertelfinale 2025, ist die Diskussion wieder da, woran Rech allerdings selbst einen Anteil hat. Ihr Spiel gegen die Champions-League-Rekordmeisterinnen aus Lyon werden die Bayern nicht in der Allianz Arena austragen, sondern am eigenen Campus, der Platz für 2.500 Fans bietet. Genau wie das Bundesliga-Topspiel gegen Wolfsburg, das sie vor kleiner Kulisse mit 3:1 gewannen.
"Highlight-Spiele": Umjubelt und doch nicht immer beliebt
Bisher sind die Münchnerinnen noch für kein einziges Spiel diese Saison in die große Arena umgezogen, und falls sie gegen Lyon ausscheiden, wird das wohl auch so bleiben. Das sorgt für Ärger unter Fans, die keine Tickets mehr bekommen, aber wirft auch eine größere Frage auf: Was ist eine würdige Bühne für ein UWCL-Viertelfinale? Hat ein Klub wie der FC Bayern eine Verpflichtung, "Highlight-Spiele" auszutragen, und sind diese überhaupt zielführend?
Nicht bei allen Fans, etwa in Frankfurt, sind diese Partien beliebt: Die Stimmung ist bei einem mittelmäßig gefüllten Stadion auch nur mittelprächtig, die vielzitierte Nähe zu den Fans bleibt aus, das Ganze hat mehr Event-Charakter und mehr vom Männerfußball.
Aber natürlich gibt es gute Gründe für die "Highlight-Spiele", allen voran die Hoffnung, all diejenigen, die sich als Bayern-Fans bezeichnen, aber bisher nur das Männerteam damit meinten, zu binden. Genauso wichtig ist aber der Symbolcharakter dieser Spiele, der Ausdruck des "Equal Play". Die Frage ist weniger, ob der FC Bayern in Zukunft diese Highlight-Spiele veranstaltet, als vielmehr: wo?
Die Heimat der Bayern-Frauen wird mittelfristig weiter der Campus bleiben, denn für normale Ligaspiele ist dieser bestens geeignet, auch wenn der Bedarf die Plätze übersteigt - bei jedem Bundesliga-Heimspiel war der Platz ausverkauft.
Mit einer Öffnung einer weiteren Tribüne am Campus - bisher wegen Lärmschutzgründen und Naturschutzgebiet schwierig, aber bereits ausprobiert -, könnte dieses Problem mehr oder minder gelöst werden. Für die wichtigsten Spiele gibt es dagegen drei Optionen, die aber alle ihre Tücken haben.
Allianz Arena: Wenn sie doch nur schrumpfen könnte!
Die naheliegende Option ist natürlich die Allianz Arena: Beste Stadionbedingungen, fest mit dem FC Bayern verbunden. Hier trugen die Bayern-Frauen schon vier Spiele aus, drei davon in der Champions League.
Die Arena hat nur ein Problem: Das riesige Schlauchboot ist einfach zu groß. Bei den bisherigen Spielen kamen 13.000 bis 24.000 Fans, was in einem Stadion wie der Wolfsburger Volkswagenarena (Kapazität: 30.000) nicht schlecht aussehen würde. Die Allianz Arena ist aber mit einer Kapazität von 75.000 zweieinhalb mal so groß, was zwei Konsequenzen hat.
Erstens sieht selbst eine Masse von 20.000 Menschen dort eher kümmerlich und verstreut aus, und Stimmung kommt kaum auf. Zweitens werden die Kosten schnell astronomisch. Der Klub müsste deutlich über 20.000 Karten verkaufen, um allein die laufenden Kosten zu decken - der magische "Break-Even-Point". Bisher war es also ein Verlustgeschäft, sowohl von der Stimmung als auch von den Finanzen her.
Natürlich kann man hoffen, dass mit zunehmenden Spielen in der Arena auch die Kulisse wächst. Arsenal beispielsweise konnte 2023 auch nur 21.307 Fans begrüßen, aber diese Saison knackten sie bei drei Ligaspielen die 40.000er-Marke. Dass es so schnell geht, scheint bei Bayern aber vorerst unrealistisch. Die zahlreichen Fans des Rekordmeisters scheinen sich zum Großteil wenig für das Frauenteam zu interessieren, so traurig das auch klingt.
Stadien in München sehr begehrt
Daher sind zwei Stadien mit der idealen Kapazität von rund 15.000 in der Verlosung: So könnten (fast) alle Interessierten unterkommen, die Fixkosten sind weniger horrend. Da bisher die magische Schrumpfung der Allianz Arena noch nicht erfunden wurde, sind der Sportpark in Unterhaching und das Grünwalder Stadion die Kandidaten. Beide haben aber ihre Probleme, sonst wäre ein Umzug wohl längst vollzogen.
Zunächst einmal sind Stadien im Großraum München etwa so beliebt wie Models auf Datingapps - im baufälligen Dantestadion etwa wurden zwischendurch bis zu 90 Partien pro Saison ausgetragen. Zahlreiche Klubs, von Fußball bis Football, suchen einen geeigneten Rasen. Was dann dazu führt, dass dessen Qualität leidet.
Sportpark Unterhaching: Erster Versuch gestartet - aber mit Tücken
In Unterhaching spielten die FCB-Frauen bereits einmal, in der Saisonvorbereitung vor 3.600 Fans. Seitdem stockt der Prozess aber. Unterhaching ist erstens weit weg, zweitens spielen dort schon der Drittligist selbst und die Footballer der Munich Ravens, und drittens sind die Besitzerverhältnisse dort kompliziert.
Rund um das Stadion gibt es immer wieder Stress: Der Klub würde eigentlich gerne das Stadion kaufen, hat aber Finanzierungsprobleme und daher aktuell nur einen Pachtvertrag mit der Stadt, der bis 2026 läuft. Der Gemeinderat hat Bayern eine Genehmigung ausgesetellt, laut der verschiedene Teams (also beispielsweise auch die Junioren) dort Spiele austragen können.
Dabei soll aber keine "übermäßige Belastung" für die Anwohnenden entstehen, und was das genau heißt, bleibt erstmal ominös. Der Rasen ist längst nicht so gut wie am Campus, aber immerhin besser als im Grünwalder Stadion.
Grünwalder Stadion: Zu viele Teams auf einmal
Dort kickt Erzrivale 1860 München, die natürliche Wahl ist es also nicht, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Die Männer-Amateure des FCB kicken dort bereits, ebenso wie die Frauen des FFC Wacker München. Die setzten sich gegen die Herren von Türkgücü München durch, welche seitdem stadionlos durch das Fußballuniversum irren. Wacker trägt aber bisher kaum Spiele dort aus, weil die Zuschauerzahlen erwartbar niedrig wären.
Noch einen weiteren Mieter sähen die anderen Klubs wohl weniger gerne. Die Miete pro Heimspiel beträgt hier ca. 6.000 Euro, was nicht ganz wenig ist, aber für Bayern sicher stemmbar. Die größere Frage ist aber, ob Infrastruktur und Drumherum für das höchste Niveau wirklich geeignet wären.
Es ist also kompliziert, eine einfache Lösung nicht in Sicht. Der Verein teilt mit, er sei in Planungen, aber druckreif ist nichts. Für den Moment bleibt es also die Wahl zwischen Campus und Allianz Arena. Um den Heimvorteil zu behalten, ist die Entscheidung für den Campus logisch - aber so ganz passt es nicht zu Rechs Äußerungen und den Ambitionen des Klubs.