Wird La Dea zum Königsmörder? Wie Atalanta zum heißesten Team Europas wurde

Erster Platz in der Serie A, fünfter Platz und ungeschlagen in der Champions League, beeindruckende neun Siege in Folge: Atalanta Bergamo präsentiert sich derzeit in absoluter Topform und ist so stark wie noch nie zuvor in eine Saison gestartet. Vor dem Champions-League-Duell gegen Real Madrid lohnt sich ein Blick auf die Erfolgsgeschichte von 'La Dea'.
Ademola Lookman und Trainer Gian Piero Gasperini
Ademola Lookman und Trainer Gian Piero Gasperini / PIERO CRUCIATTI/GettyImages
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Wie ist es Trainer Gasperini erneut gelungen, sein Team weiterzuentwickeln und es nicht nur zum aktuell besten Klub Italiens, sondern auch zur formstärksten Mannschaft unter Europas Top-Ligen zu machen?

Einer der Hauptgründe für Atalantas Erfolg ist die exzellente Offensive. Besonders das Sturm-Trio bestehend aus Ademola Lookman, Mateo Retegui und Charles De Ketelaere ragt dabei hervor.

Lookman, spätestens nach seinem Dreierpack im vergangen Europa-League-Finale gegen Leverkusen ein bekannter Name im Weltfußball, hat in dieser Saison bereits 16 Torbeteiligungen in 17 Spielen in der Serie A und Champions League erzielt. Retegui, der im Sommer für 22 Millionen Euro vom FC Genua nach Bergamo wechselte, kam als Ersatz für den eigentlich eingeplanten Neuner Gianluca Scamacca, der sich noch vor Saisonbeginn einen Kreuzbandriss zuzog. Retegui führt nun die Torschützenliste in Italien mit zwei Treffern Vorsprung an und gilt mit 14 geschossenen Toren in 20 Spielen in Serie A und Champions League als einer der besten Stürmer Europas in dieser Saison. De Ketelaere, ebenfalls für 22 Millionen Euro in diesem Sommer fest verpflichtet, spielte bereits in der vergangenen Spielzeit auf Leihbasis von der AC Milan in Bergamo. Meist als Art Zehner hinter Lookman und Retegui eingesetzt, hat er schon neun Assists und fünf Tore beigesteuert.

Mit 38 geschossenen Toren stellt Atalanta die beste Offensive Italiens und das derzeit vermutlich beste Sturm-Trio Europas. Doch auch die Defensive überzeugt insbesondere in der Champions League, in der die Mannschaft lediglich ein Gegentor hinnehmen musste. Damit hat Bergamo die beste Verteidigung im Wettbewerb nach Inter Mailand.

Starke Transfers - und ein bewährtes System weiterentwickelt

In der Verteidigung hat Atalanta zwar auch einen schweren Ausfall mit Giorgio Scalvini zu beklagen, der im Juni vor der EM ebenfalls einen Kreuzbandriss erlitt. Doch auch diesen Verlust konnte Sportdirektor D'Amico zusammen mit Trainer Gasperini hervorragend kompensieren: Mit Odilon Kossounou, der in der vergangenen Saison unter Xabi Alonso bei Bayer Leverkusen glänzte, verpflichtete man einen hochkarätigen Ersatz.

Zudem wurde der Kader insgesamt deutlich verstärkt und in seiner Breite verbessert. Atalanta investierte zwar knapp 100 Millionen Euro in neue Transfers, konnte jedoch auch gleichzeitig Spieler im Wert von 115 Millionen Euro verkaufen und erzielte somit sogar eine positive Transferbilanz.

Neben der ausgezeichneten Arbeit abseits des Feldes setzt Gasperini weiterhin auf sein bewährtes System der letzten Jahre: Eine Fünferkette gegen den Ball, weit aufrückende Flügelverteidiger im Ballbesitz mit Kapitän De Roon als klarer Sechser neben einem offensiveren Achter im Mittelfeld und einer Offensive, die aus einem Zehner und einer Doppelspitze oder zwei Halbraumspielern und einer klassischen Neun besteht.

Spielerisch lässt sich deutlich erkennen, dass Gasperini die Mannschaft noch einmal weiterentwickeln konnte: Atalanta hat 67 Prozent ihres Ballbesitzes im letzten Drittel des Spielfeldes und belegt damit in diesem Wert Platz eins in der Serie A. Das unterstreicht ihre Fähigkeit, Spiele dominieren und offensive Gefahr erzeugen zu können: Kein Team schießt häufiger auf das Tor als die Norditaliener, die in der Serie A im Durchschnitt einen xG-Wert von 2,4 erzielen. Eine weitere Stärke ist das Pressing: Die Gegner von Bergamo haben im Spielaufbau eine durchschnittliche Passquote von 82 Prozent. Nur Bologna und die Roma lassen dem Gegner weniger Ruhe im Spielaufbau. Wie sehr das mannorientierte Pressing einem Gegner den Zahn ziehen kann, sah man eindrucksvoll im Europa-League-Finale, als La Dea Bayer Leverkusen die einzige Saisonniederlage zufügte.

Zusammen mit der Offensivstärke könnte Atalanta für Real Madrid am Dienstagabend zum nächsten Stolperstein werden. Die Königlichen haben bereits neun Gegentore in der Champions League kassiert und wirken derzeit ungewöhnlich unsicher in der Königsklasse. Die Chancen auf einen Sieg waren für Atalanta sicherlich noch nie so hoch. Es wäre die Revanche für das verlorene Supercup-Duell (0:2) Mitte August.


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