"Wir brauchen keinen Thomas Tuchel" - Die Pressestimmen zum England-Hammer

Thomas Tuchel soll die Three Lions zum ersten Titel seit 1966 führen. Auf der Insel wird die Entscheidung, auf den ehemaligen Bayern- und Chelsea-Coach zu setzen, teils heftig kritisiert. So hat die internationale Presse auf den Tuchel-Hammer reagiert.
Thomas Tuchel
Thomas Tuchel / MICHAELA STACHE/GettyImages
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Thomas Tuchel wird neuer Nationaltrainer Englands. Am Dienstagabend berichteten mehrere Medien übereinstimmend, dass sich der 51-Jährige mit dem englischen Fußballverband FA auf einen Vertrag geeinigt hat. Tuchel, der sein Amt wohl ab 1. Januar 2025 antreten soll, wird der erste deutsche Trainer der Three Lions und erst der dritte ausländische Übungsleiter überhaupt. Der Schwede Sven-Göran Eriksson (Januar 2001 bis Juli 2006) und der Italiener Fabio Capello (Dezember 2007 bis Februar 2012) waren seine ausländischen Vorgänger.

Dass mit Tuchel ein Trainer vom Erzrivalen Deutschland die Three Lions zum ersten Titel seit dem WM-Triumph 1966 führen soll, kommt in der britischen Presse nicht sonderlich gut an. Die englischen Zeitungen kritisierten am Dienstagabend die Entscheidung zum Teil ziemlich hart - auch wenn es die ein oder andere positivere Schlagzeile gab.

Die Pressestimmen zum Tuchel-Hammer aus England

Daily Mail: "England muss bis zum letzten Mann im Trikot englisch sein. Wir brauchen keinen Thomas Tuchel, sondern einen Patrioten, für den das Land an erster, zweiter und dritter Stelle steht. [...] Der Trainer sollte jemand sein, der in der Fußballkultur dieses Landes geboren und aufgewachsen ist, jemand, der mit den besten und schlechtesten Eigenschaften unseres Landes vertraut ist."

BBC: "Tuchel - ein Opfer des Prinzips oder der beste Mann für den Job in England? Die Entscheidung des Fußballverbands, Thomas Tuchel zum neuen englischen Nationaltrainer zu ernennen, wird von vielen als Verrat am viel beschworenen Weg vom Hauptquartier der Nationalmannschaft im St.-Georgs-Park an die Spitze und als Beleidigung für einheimische Trainertalente angesehen. [...]

Tuchels Ankunft ist eine radikale und signifikante Abweichung vom Weg, den der englische Fußballverband (FA) mit seiner so genannten „DNA“ vor zehn Jahren unter Dan Ashworth, dem damaligen Direktor für Eliteentwicklung, eingeschlagen hat, um eine Philosophie zu etablieren, die sich durch alle englischen Mannschaften zieht."

Mirror: "Das bedeutet, dass die Nationalmannschaft von einem Trainer des größten Rivalen Englands geleitet wird, da zum ersten Mal ein Deutscher das Kommando übernimmt."

Es gab aber auch positiver klingende Schlagzeilen aus England:

The Times: "Die Biografie von Thomas Tuchel trägt den Titel 'Rulebreaker', und als Tuchels Chelsea im Champions-League-Finale Pep Guardiolas Manchester City besiegte, sprach er davon, 'hungrig wie ein Wolf' zu bleiben. [...] Er ist ein Unikat. Ein Spitzentrainer mit einer ausgeprägten Persönlichkeit, einem großen Wortschatz und charismatischer Intensität. Er ist ein Querdenker mit einer Erfolgsbilanz. Mit seiner Ernennung ist der englische Fußballverband FA eindeutig der Meinung, dass er der X-Faktor ist, den England braucht, um den letzten Schritt zu machen."

The Independent: "Der Deutsche ist in der Lage, eine ausgefeilte moderne Taktik mit wettkampftauglichem Pragmatismus zu verbinden und kennt viele der Spieler aus seiner Zeit bei Chelsea. Auch mit Kapitän Harry Kane verbindet ihn eine enge Freundschaft aus der gemeinsamen Zeit bei Bayern München."

Internationale Pressestimmen

Marca (Spanien): "Bislang war erohne Team und gehörte zu den 'Bonbons' des Marktes. Damit ist jetzt Schluss, denn er wird die Geschicke eines der wichtigsten Länder der Welt leiten und hat bereits ein Datum im Visier: die Fußball-Weltmeisterschaft 2026."

SPORT (Spanien): "Eine Bombe Thomas Tuchel wird Englands nächster Trainer und beendet damit die Gerüchte, die Pep Guardiola als Erben von Southgate und Lee Carsley auf die Bank der Three Lions setzten. Die Briten wollen ein neues Gewinnerprojekt starten, mit einer der besten Mannschaften der Welt."

Mundo Deportivo (Spanien): "Der Deutsche hat die Aufgabe vor sich, eine der besten Fußballergenerationen zu führen, die der englische Fußball in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat, um ein großes Nationalmannschaftsturnier zu gewinnen - ein Ziel, das England seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1966 vor 58 Jahren verwehrt geblieben ist."

AS (Spanien): "Tuchel überholt Guardiola in England. Die Gespräche mit dem Deutschen steuern auf einen guten Abschluss zu, während die Verhandlungen mit Pep ins Stocken geraten sind."

L'Equipe (Frankreich): "Der ehemalige Trainer steht nun vor der größten Herausforderung seiner Karriere: mit England eine Trophäe zu gewinnen [...] und damit den Fluch zu brechen, der diese Auswahl seit ihrem Heimtitel bei der WM 1966 zu treffen scheint."

Gazzetta dello Sport (Italien): "Tuchel neuer England-Trainer: Er ist der dritte Ausländer nach Eriksson und Capello. [...] Tuchel entspricht dem Profil eines Weltklasse-Trainers, der Titel gewonnen hat."

Blick (Schweiz): "Trainer-Hammer auf der Insel: Tuchel übernimmt die Nationalmannschaft von England."


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