Wer wird in Zukunft die DFB-Frauen als Kapitänin auf den Platz führen?

Mit dem Neuanfang unter Christian Wück stellen sich viele Fragen: Welche Spielweise will der Trainer umsetzen? Welche Spielerinnen werden sich einen Stammplatz erkämpfen? Wird Deutschland in Zukunft erfolgreich sein? Und natürlich stellt sich auch die Frage, wer nach dem Rücktritt von Alex Popp das Kapitänsamt übernehmen wird?
Giulia Gwinn
Giulia Gwinn / Christian Hofer/GettyImages
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Mit dem Rücktritt von Alex Popp fehlt der deutschen Nationalmannschaft künftig nicht nur eine Legende des Frauenfußballs - auch das Kapitänsamt muss neu besetzt werden. Die Nationalmannschaft steht vor einem neuen Abschnitt: Für Christian Wück stehen die ersten Länderspiele mit seinem neuen Team an - kürzlich wurde der Kader bekannt gegeben. Der neue Nationaltrainer musste nicht nur sein erstes Aufgebot nominieren, sondern hat nun noch weitere wichtige Entscheidungen zu treffen. Giulia Gwinn wird gegen England die Kapitänsbinde tragen, doch Wück ließ noch offen, wer langfristig als Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft agieren wird.

Wir schauen, wer dafür in Frage kommt:

Die Favoritin: Giulia Gwinn

Giulia Gwinn gehört mit ihren 25 Jahren bereits zu den erfahrenen Spielerinnen. Die Verteidigerin hat schon einiges erlebt, von schweren Verletzungen bis hin zu großen Erfolgen, und sie ist immer eine Spielerin, die ihr Team auf dem Platz nach vorne treibt und motiviert. Kein Weg ist ihr zu schade, sie mischt vorne mit und hält hinten die Abwehr zusammen. Die 25-Jährige scheint auch selbstkritisch mit sich und ihrer Mannschaft umzugehen, aber der Blick ist nach vorne gerichtet, auf die nächsten Aufgaben, die dann besser gelöst werden können. So scheint es zumindest von außen betrachtet. 

Gwinn, die meist als Rechtsverteidigerin spielt, aber auch auf der linken Seite eingesetzt werden kann, führte die deutsche Nationalmannschaft in der Vergangenheit schon mehrfach als Kapitänin aufs Feld. Ihre Willensstärke, ihr Drang nach Verbesserung und ihr Durchhaltevermögen zeichnen die Spielerin des FC Bayern aus. In ihrem Verein hat Gwinn eine wichtige Rolle eingenommen und ist für Trainer Alexander Straus unverzichtbar. Auch in der Nationalmannschaft ist auf die Abwehrspielerin Verlass - das wird auch Wück schnell merken. Die 25-Jährige ist dementsprechend die Favoritin auf das Kapitänsamt. 

Die unkonventionelle Lösung: Sara Däbritz

Auch Sara Däbritz hat die DFB-Elf bereits als Kapitänin aufs Feld geführt und zeigt bei ihrem Verein Olympique Lyon konstant gute Leistungen und gehört zu den Leistungsträgerinnen des französischen Erfolgsvereins. In der Vergangenheit fehlte Däbritz immer wieder verletzungsbedingt und konnte in der Nationalmannschaft oft nicht die konstant guten Leistungen abrufen, die man von ihr auf Vereinsebene kennt. 

Dass die 29-Jährige aber eine Spielerin sein kann, die den Unterschied ausmacht und als Mittelfeldgenie agieren kann, ist allseits bekannt. Man darf gespannt sein, wie Wück mit ihr plant und ob er auf die Erfahrung der Mittelfeldspielerin setzt. In den kommenden Länderspielen wird es für den Trainer unter anderem darum gehen, verschiedene Dinge auszuprobieren und seine Ideen umzusetzen. Viel Zeit bleibt nicht, denn schon im nächsten Sommer steht die Europameisterschaft in der Schweiz an. Sollte sich Däbritz unter Wück als Stammspielerin etablieren, wäre sie sicherlich auch eine Option für das Amt als Kapitänin.

Die Lösung mit Wartezeit: Lena Oberdorf

Wäre Lena Oberdorf fit, wäre sie neben Giulia Gwinn die ganz klare Favoritin auf das Amt. Doch die Neu-Münchnerin fällt bekanntlich aufgrund einer schweren Knieverletzung noch eine Weile aus, verpasst dadurch den Start unter Wück. Das macht die Wahl pro Oberdorf etwas komplizierter.

Aber: Die Tatsache, dass Wück sich noch nicht auf eine Kapitänin festgelegt hat, sondern Gwinn erstmal "nur" als Interims-Spielführerin agiert, öffnet die Tür für Oberdorf. Womöglich lässt sich der neue Bundestrainer erstmal Zeit, um sich ein Bild zu verschaffen. Verschiebt er die Kapitänsfrage bis ins neue Jahr, könnte auch Oberdorf eine realistische Option werden.

Aus sportlicher Sicht wäre Oberdorf natürlich über jeden Zweifel erhaben, auch als Führungsspielerin geht sie Stück für Stück voran - die Kapitänsbinde wäre der nächste logische Schritt, um Obi zur absoluten Leaderin der DFB-Frauen aufzubauen. Bleibt allerdings noch die Frage, ob die Binde Last oder Bürde nach solch einer langen Verletzung wäre.

Die überraschende Lösung: Laura Freigang

Laura Freigang und ihre Zeit in der Nationalmannschaft waren bislang keine Bilderbuchgeschichte. Zwar wurde die Spielerin von Eintracht Frankfurt für die letzten Turniere nominiert, doch es fehlte an Einsatzzeiten. Nun kann der Neuanfang mit Wück beginnen!

Freigang zeigt derzeit auf Vereinsebene starke Leistungen und steht mit der SGE aktuell an der Tabellenspitze der Liga. In Frankfurt gilt die Offensivkraft als Führungsspielerin und trägt des Öfteren die Kapitänsbinde. Sollte Freigang ihre guten Leistungen aus dem Verein in die Nationalmannschaft mitnehmen können und der neue Bundestrainer auf sie setzen, könnte auch Freigang eine Kandidatin für die Kapitänsrolle sein. Zwar ist dies aufgrund der geringen Einsatzzeiten in der Vergangenheit nicht direkt naheliegend und wäre eine Überraschung, aber unter einem neuen Trainer kann auch ein Neuanfang gelingen. Womöglich kommt Freigang als eine der stellvertretenden Spielführerinnen eher in Frage.


Am 25. Oktober trifft die Nationalmannschaft im berühmten Wembley-Stadion auf England. Für Wück und sein Team steht also direkt ein Härtetest auf dem Programm. Weitere Optionen für das Kapitänsamt könnten Ann-Katrin Berger (NJ/NY Gotham FC) und Sara Doorsoun (Eintracht Frankfurt) sein. Letztere sammelte wie Laura Freigang in der Nationalmannschaft nur selten viele Minuten und wäre daher ebenfalls eine Überraschung in der Rolle der Kapitänin, doch die Abwehrspielerin verfügt über viel Erfahrung und führte die Eintracht bereits als Kapitänin aufs Feld.