Weder Fisch noch Fleisch - oder doch mehr? Werder-Bosse fällen Zwischenfazit
Von Dominik Hager
Werder Bremen ist ein wenig zu einer grauen Maus der Bundesliga mutiert. Dies ist zumindest zutreffend, wenn man sich die Ergebnisse in den letzten beiden Jahren so ansieht. Nur stellt sich die Frage, ob das eigentlich positiv oder negativ zu bewerten ist. Schließlich gehört Werder Bremen auf der einen Seite zu den absoluten Traditionsklubs der Bundesliga und fungierte immer wieder als Bayern-Jäger Nummer eins. Auf der anderen Seite gibt es aber auch nur ganz wenige Klubs im Oberhaus, die finanziell noch geringere Spielräume haben.
Folgerichtig ist die Entwicklung seit dem Abstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2021 eigentlich positiv zu bewerten. Und trotzdem sehnt man sich in Bremen natürlich nach der internationalen Bühne zurück. Letztmals durfte man sich auf dieser in der Saison 2010/11 beweisen. In der Vorsaison hätte es mit Rang neun in der Tabelle fast für die Conference League gereicht, jedoch blieb man ausgerechnet knapp hinter Heidenheim zurück.
Daraus ergibt sich automatisch das Gedankenspiel, dass Errungenschaften, die ein absoluter Underdog wie Heidenheim erzielt, eigentlich auch für den SVW möglich sein müssten. Ob es in dieser Saison so weit sein könnte, ist weder auszuschließen noch zwingend zu erwarten. Die Bremer liegen aktuell an der achten Position und sind absolut auf Schlagdistanz zu den europäischen Rängen. Tatsächlich ist Rang zwei aktuell nicht so weit entfernt wie der Relegationsplatz. Durchaus bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die Münchner immerhin schon gegen Top-Teams wie die Bayern (0:5), Borussia Dortmund (0:0) und Bayer 04 Leverkusen (2:2) gespielt haben.
Gute Ausgangslage für Bremen: Werner und Niemeyer noch zurückhaltend
Doch wie empfindet eigentlich Coach Ole Werner, der nicht immer ganz frei von Kritik war, die Lage? "Wir haben, den Pokal mit eingerechnet, insgesamt einen vernünftigen Start in die Saison hingelegt", zeigte sich dieser laut Deichstube zurückhaltend. In Summe sei er "mit dem Stand der Mannschaft und der Entwicklung zufrieden". Zudem gebe ihm die mannschaftliche Geschlossenheit Sicherheit, zumal "nahezu alle Spieler an den Spielen beteiligt und wichtig" seien.
Peter Niemeyer (Leiter Lizenzbereich) beurteilt die Lage gegenüber der Deichstube ähnlich positiv-zurückhaltend wie Werner. Bislang habe man "mit Ausnahme der Partie gegen die Bayern von der Spielanlage eine gute Saison" absolviert. Der Punktestand gehe "in Ordnung", selbst wenn man "sich immer mehr" wünsche. Zudem lobte er die Moral der Mannschaft, was ein "sehr positiver Aspekt" sei. "Wir haben Nehmerqualitäten gezeigt und eine gewisse Widerstandsfähigkeit an den Tag gelegt", zeigte er sich zufrieden.
Immer wieder haben es die Werderaner geschafft, aus verloren geglaubten Spielen doch noch was mitzunehmen. So zum Beispiel beim 4:3-Erfolg gegen Hoffenheim, als man sich gleich zu Beginn einen 0:3-Rückstand eingehandelt hatte. Gegen Mainz 05 gelang dem SVW in Unterzahl der Siegtreffer, während gegen Leverkusen immerhin ein Last-Minute-Zähler heraussprang.
Trotz dieser guten Zeichen ist es schwierig zu beurteilen, wohin die Reise geht. Schließlich sei angemerkt, dass sich das Team auch immer wieder selbst in schwierige Situationen manövriert. Denken wir nur an die katastrophale Anfangsphase gegen Hoffenheim, das zwischenzeitlich fast gekippte Match gegen Kiel oder die schwache Darbietung gegen Gladbach. Für das Team geht es nun darum, Konstanz zu finden und in gewissen Momenten die Fehlerquote im Spiel mit und gegen den Ball zu reduzieren. "Natürlich gibt es weiterhin Entwicklungspotenzial. Da sind wir noch nicht am Ende, sondern wollen noch mehr", zeigte sich Niemeyer kämpferisch.
Werner prophezeit "heiße Wochen"
Vermutlich wird man diese Entwicklungsschritte schnell durchlaufen müssen, wenn man das Weihnachtsfest bei vollster Zufriedenheit verbringen möchte. "Es kommt jetzt eine heiße Phase bis Weihnachten", prophezeite Werner mit dem Verweis auf die Spiele gegen Frankfurt und Stuttgart. Nach den Top-Spielen warten mit Bochum, St. Pauli und Union drei machbare Gegner, was den SVW nochmal nach oben katapultieren könnte. Im DFB-Pokal gilt es zudem, seiner Favoritenrolle gegen Darmstadt gerecht zu werden und unter die besten Acht einzuziehen. Tatsächlich scheint in diesem Wettbewerb viel möglich zu sein, wenn man bedenkt, dass sich durch die Duelle Bayern vs Leverkusen und Leipzig vs Frankfurt höher gewettete Teams gegenseitig rauskicken werden und der BVB bereits ausgeschieden ist.
Der Status Quo ist folgerichtig in beiden Wettbewerben durchaus vielversprechend, trotzdem wird es nötig sein, dass sich Bremen eine noch stabilere Basis verschafft. "Man sollte die Entwicklung fortsetzen und nie stillstehen in dem, was man macht", fordert Ole Werner. Schließlich habe man noch "eine Menge Arbeit zu tun".
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