Was macht eigentlich Ex-Eintracht-Shootingstar Jesper Lindstrøm?
Von Simon Zimmermann
Jesper Lindstrøm ist eines dieser Musterbeispiele für die Erfolgsstrategie von Eintracht Frankfurt in den letzten Jahren. Der Flügelstürmer wurde im Sommer 2021 als aufstrebendes Talent von Bröndby IF verpflichtet. Immerhin sieben Millionen Euro Ablöse zahlte die SGE damals.
In Frankfurt entwickelte sich der Däne schnell zu einem der Shootingstars der Bundesliga. Seine überragenden Anlagen wurden schnell offensichtlich: Lindstrøm beeindruckte mit seiner Dynamik und Qualitäten im Eins-gegen-eins. Im Eintracht-Trikot konnte man bei ihm immer auf einen besonderen Moment hoffen. Einzig die Effektivität im Abschluss ließ hier und da zu wünschen übrig. Dass Lindstrøm das Potenzial für einen internationalen Topspieler hat, machte er dennoch deutlich. 14 Tore und 14 Vorlagen erzielte der dänische Nationalspieler in 80 Pflichtspielen für die SGE.
Zwei Jahre später ging es für Lindstrøm dann zur SSC Neapel. Zahlreiche Topklubs waren im Sommer 2023 an ihm interessiert. Der Däne entschloss sich zu einem Wechsel zum amtierenden italienischen Meister, der satte 30 Millionen Euro auf den Tisch legte. Das nächste große Transfer-Plus für die Eintracht!
Am Vesuv erhielt seine vielversprechende Karriere aber einen heftigen Knick. Statt die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen, ging es für Lindstrøm immer weiter bergab. Für Napoli lief es in Jahr eins nach dem Scudetto und dem Abschied von Erfolgstrainer Luciano Spalletti sportlich schlechter. Lindstrøm spielte in einer von Trainerwechseln geprägten Saison kaum eine Rolle.
Karriere in der Sackgasse? Everton-Leihe bringt kaum Besserung für Lindstrøm
Zwar kam er auf 29 Pflichtspiel-Einsätze. Verteilt waren diese aber auf magere 587 Minuten. Lediglich dreimal stand Lindstrøm in der Startelf. Die Bilanz: keine einzige direkte Torbeteiligung. Trotz eines langfristigen Vertrages bis 2028 schien deutlich geworden zu sein, dass Lindstrøm in Neapel keine Zukunft mehr hat. Nur ein Jahr nach seinem Wechsel an den Vesuv ging es für den 24-Jährigen weiter. Der FC Everton lieh Lindstrøm im vergangenen Sommer aus. Dem Vernehmen nach zahlte der Premier-League-Klub dafür eine Leihgebühr in Höhe von zwei Millionen Euro und sicherte sich eine Kaufoption, die bei 22,5 Millionen Euro liegen soll.
Für Napoli wäre ein fester Verkauf ein ordentlicher Deal, der den Verlust in Grenzen halten würde. Fraglich ist jedoch, ob der Bundesliga-Rookie der Saison 21/22 von den Toffees tatsächlich fest verpflichtet wird. Denn auch beim Tabellen-16. im englischen Oberhaus fristet Lindstrøm ein unscheinbares Dasein. 17 Pflichtspiele hat er bislang für Everton absolviert. In der Premier League stand er dabei sechsmal in der Startelf, achtmal wurde er eingewechselt. Dazu kommem zwei Startelf-Nominierungen im Ligapokal. Torbeteiligungen sucht man auf dem Statistikbogen aber vergeblich. Den einzigen Assist im Everton-Trikot sammelte Lindstrøm im Pokal-Einsatz für die U21.
Keine Werte, mit denen man sich für höhere Aufgaben empfehlen könnte. Und auch nicht für die dänische Nationalmannschaft. Im EM-Kader 2024 suchte man dort den Namen Lindstrøm vergeblich. Letztmals durfte Lindstrøm im November 2023 für Dänemark auflaufen.
Dass sein enormes Potenzial immer noch gegeben ist, sieht man allein an der Tatsache, dass Lindstrøms geschätzter Marktwert nach 1,5 Jahren ohne gute Leistungen lediglich von 28 auf 20 Millionen Euro abgesunken ist. Dennoch sollte der Däne schnell aus der Karriere-Sackgasse herauskommen, um das Potenzial künftig wieder zeigen zu können. Zu gelingen scheint das auch nicht beim FC Everton.
Aus Eintracht-Sicht dürfte man durchaus mit einer kleinen Träne auf Lindstrøms Situation blicken. Fast schon unweigerlich kommt die Sehnsucht auf, Lindstrøm noch einmal im SGE-Trikot wirbeln zu sehen...