Vini Jr. & Bellingham: Der personifizierte Imageschaden eines Weltklubs - Ein Kommentar
Von Oliver Helbig

Real Madrid Club de Fútbol, gegründet am 6. März 1902, gilt als der größte Fußballverein der Welt. Millionen Menschen verehren den spanischen Rekordmeister und tausende Profifußballer träumen davon, eines Tages das Trikot dieses überdimensionalen Vereins überzustreifen. Es ist viel mehr als ein Fußballtrikot, viel mehr als ein Verein. Real ist ein Mythos, der aber auch spaltet. Die einen verehren Real, die anderen hassen Madrid. Ein ständiges Hin und Her zwischen dem weißen Ballett und einem Verein, der wohl wie kaum ein anderer wegen vermeintlicher Fehlentscheidungen der Schiedsrichter in der Diskussion steht - der FC Bayern München kann ein Lied davon singen.
Insgesamt 36 spanische Meistertitel, 15 Triumphe in der europäischen Königsklasse, fünf FIFA-Klub-Weltmeisterschaften, sechs UEFA-Supercups, 20 spanische Pokalsiege und und und. Die Liste scheint endlos. Neben diesen fast unzähligen Trophäen im Vereinsfußball haben die Königlichen aber auch immer wieder individuelle Auszeichnungen gewonnen. Auch die Liste der Weltstars, die für diesen großen Verein die Fußballschuhe schnürten, ist ellenlang.
Große Spieler der Fußballhistorie wie Alfredo di Stefano, Toni Kroos, Zinedine Zidane, Cristiano Ronaldo, Luis Figo, Raul, Roberto Carlos, Xabi Alonso, David Beckham, Iker Casillas, Sergio Ramos, Marcelo, Fernando Hierro, Karim Benzema, Ferenc Puskas oder Ronaldo spielten für Madrid. Trainerlegenden wie Jupp Heynckes, Carlo Ancelotti, Rafael Benitez, Jose Mourinho, Fabio Capello, Vicente del Bosque, Miguel Munoz oder auch Zinedine Zidane standen an der Seitenlinie dieses Klubs und machten den Verein aus der Hauptstsadt zu dem Giganten, der er heute ist.
Real Madrid stand für mich in der öffentlichen Wahrnehmung aber neben den großen Namen immer auch für Klasse, Stil, fast schon weltmännisches Auftreten und ein gewisses Selbstverständnis. Ein Selbstverständnis, sportlich erfolgreich zu sein, aber auch das blütenweiße Trikot geradezu königlich zu repräsentieren. Nicht umsonst der Spitzname 'Die Königlichen'. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen vom weißen Ballett die Rede war. Mittlerweile ist meine Wahrnehmung eine andere - nicht zuletzt seit dem Karriereende von Toni Kroos.
Rebellischer Prinz statt königlicher Superstar
Der Grund ist schnell erklärt. Ich finde, dass die aktuellen Topstars des Vereins, Vinicius Junior und Jude Bellingham, bei aller sportlichen Klasse, nicht in das Bild passen, das ich von Real Madrid habe. Und das hat nichts mit ihren sportlichen Fähigkeiten zu tun. Vielmehr ist es das teils unsportliche Verhalten der beiden, das in meinen Augen den Glanz der Königlichen zutiefst trübt. Die beiden Superstars benehmen sich nicht wie Königliche, sondern eher wie aufmüpfige Thronfolger, verwöhnte und rebellische Prinzen, die nicht verstanden haben, wofür dieser Verein abseits des Sports steht. Die aus ihrem Verhalten eine Show um die eigene Person machen und nicht im Sinne des Vereins stehen dürften. Das scheint auch in Spanien zunehmend für Kritik zu sorgen. Nicht zuletzt wegen dem erneuten Fehlverhalten von Jude Bellingham.
"Bellingham kam in unsere Liga und wurde als ein heiliger Mann verkauft, der ein Lächeln auf den Lippen hatte und kaum protestierte. Jetzt ist er zu einem verbitterten, aufmüpfigen, unerträglichen Fußballer geworden, der sich mehr in seinen Protesten verliert, als in seiner Aufgabe zu spielen. Er schließt sich Vinicius an, der in jedem Spiel einen Skandal verursacht", schrieb die SPORT nach dem erst kürzlichen Platzverweis für Bellingham der nicht zum ersten Mal sein Gemüt nicht unter Kontrolle hatte und schimpfte wie ein Rohrspatz.Auch Barca-Coach Hansi Flick kann dem Verhalten nichts abgewinnen. "Ich finde, dass es respektlos ist", kommentierte der deutsche Trainer den Eklat um Bellingham am Wochenende.
Bellingham lanzando un combo doble
— 🟥🟦Bernd Xusta🟦🟥 (@Opinadorlibre14) February 16, 2025
Fuck you
Fuck off
Pero con resoeto, oiga😂 pic.twitter.com/AfhiDf4r46
Vini Jr. - Der unerträglichste Charakter in der Fußballwelt
Ebenso oder fast noch unerträglicher finde ich das regelmäßige Theater von Vinicius Junior. Der Brasilianer provoziert hochnäsig seine Gegenspieler, verhöhnt sie fast. Immer wieder kommt mir die Szene von der Seitenlinie mit Joshua Kimmich in den Kopf. Erst jetzt am Wochenende war der Auftritt des Offensivkünstlers an Peinlichkeit nicht zu überbieten, als er mit einer Schwalbe nach der anderen versuchte, ein Foul für sich zu ziehen. DAZN-Kommentator Michael Born kommentierte es mit: "Da ist nichts! Man was soll das Junge?!" Auf seinem Instagram Profil beschrieb DAZN den Auftritt des Brasilianers gegen Osasuna als kompletten "Fiebertraum".
Ich finde den beiden zuzuschauen ist phasenweise einfach nicht zu ertragen. Es handelt sich dabei leider um keine Einzelfälle. Vor allem Vini Jr. fällt immer wieder negativ auf, was letztlich wohl auch dazu führte, dass nicht er, sondern der Spanier Rodri den Ballon d'Or erhielt. Verdientermaßen, denn neben dem sportlichen Talent und den Leistungen fließt auch der Sportsgeist in die Bewertung dieser Auszeichnung ein.
O pessoal que critica o Vini Jr por provocar o Kimmich é o mesmo que acharia um maximo se fosse um gringo.
— FIFA TRADE BRASIL 🇧🇷 (@FIFATRADEBRASIL) May 9, 2024
Tem que provocar sim, o futebol tambem é feito disso. Se encontra uma expulsao ali, ajudaria ainda mais o time.pic.twitter.com/Pci0FKgAdN
Vini und Bellingham schaden Real Madrid mehr als sie nützen
Vielleicht liegt es an ihrem jugendlichen Alter und dem damit verbundenen Leichtsinn, vielleicht ist es aber auch einfach die Arroganz und der Hochmut zweier außergewöhnlich begabter und von Gott gesegneter Fußballer, denen der frühe Erfolg wie ein Korken in den Kopf geschossen ist. Sie verkörpern nicht das weltmännische Real-Image und schaden damit dem Verein mehr, als dass sie ihm mit ihren Leistungen helfen. Jude Bellingham und Vinicius Junior beflecken die blütenweiße Weste dieses Vereins und ruinieren damit in gewisser Weise auch das, wofür Madrid seit Jahrzehnten steht und gewissermaßen auch immer stehen wollte. Für mich als Verein wäre es das nicht wert. Man sollte den sportlichen Erfolg nicht mit dem Verkauf seiner Seele bezahlen.
Sollte tatsächlich ein Monsterangebot aus der Wüste auf dem Tisch liegen und die Chance bestehen, Vini Jr. abgeben zu können, würde ich ihn persönlich mit der Schubkarre nach Saudi-Arabien fahren. Auch Jude Bellingham würde ich bei einem guten Angebot von zum Beispiel Manchester City abgeben. Dem Ex-Dortmunder hätte ein Wechsel zum FC Liverpool wahrscheinlich viel besser getan als der nach Spanien. Wenn beide ihr überhebliches Fehlverhalten nicht einsehen und ändern, müssen Konsequenzen gezogen werden. Trotz der guten, auf den Sport reduzierten Leistungen der beiden sind sie in meinen Augen für Real Madrid langfristig untragbar. Sie benehmen sich wie zwei Bauerntrampel in einem spanischen Schloss. Sie stehen für den personifizierten Imageschaden eines Weltklubs - vielleicht des größten Klubs der Geschichte.
Real sollte nicht zulassen, die Seele und Identität des Klubs aufs Spiel setzen und muss das schillernde Image des Klubs bewahren. Schon alleine aus fußballromantischer Sicht. In Andenken an all jene, die dies in der Vergangenheit getan und die Königlichen auf den Thron der Fußballwelt gehievt haben. Mit Federico Valverde und Kylian Mbappe verfügt Real über große Stars, um die herum ein Kader aufgebaut werden kann, der auch in der öffentlichen Darstellung den hohen Ansprüchen von Real Madrid gerecht wird. Beispielsweise ergänzt mit einem Transfer von Florian Wirtz im kommenden Sommer.
feed