"Viel Stückwerk": Die Stimmen der DFB-Frauen zum Sieg gegen Österreich
Von Helene Altgelt
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Gemischte Gefühle bei den DFB-Frauen nach dem 4:1-Sieg gegen Österreich: Bei den meisten Spielerinnen überwog die Zufriedenheit mit der starken zweiten Hälfte, aber mit den ersten 45 Minuten konnte Deutschland kaum zufrieden sein.
Annabel Schasching (3.) hatte Österreich in Führung gebracht, bevor Laura Freigang (39.) kurz vor der Pause ausglich und dann die Joker Linda Dallmann, Giovanna Hoffmann und Vivien Endemann das Spiel drehten. Vor dem ZDF-Mikro erklärten die Torschützinnen Dallmann und Freigang sowie Bundestrainer Christian Wück ihre Perspektive auf die Partie, hier zusammengefasst: Die Stimmen zum Spiel.
Laura Freigang: "Wollten der Kulisse etwas bieten"
Torschützin Laura Freigang erklärte die Leistungssteigerung so: "Wir hatten in der zweiten Halbzeit einige Änderungen gegen den Ball, kamen dann auch besser in die Zweikämpfe." In der ersten Hälfte des Spiels, so die Frankfurterin, habe die Intensität noch etwas gefehlt - da habe es Österreich sehr gut gemacht.
Freigang selbst traf zum 1:1 und bestätigte damit ihre gute Form - sowie bei der SGE (zwölf Saisontore) als auch im Nationalteam zeigte sie sich dieses Jahr deutlich torgefährlicher als zuvor. "Goalgetterin ist man als Stürmerin immer gerne", sagte sie, das Tor sei zu einem wichtigen Zeitpunkt gekommen.
Besonders freute sie sich darüber, den ersten Heimsieg unter Wück geschafft zu haben - zuvor gab es zwei 1:2-Pleiten gegen Australien und Italien. "Wir wollten der Kulisse etwas bieten und ich glaube, wir haben das heute geschafft, trotz Regen" - so ihr Fazit - 14.394 Zuschauer schauten das Spiel im Max-Morlock-Stadion an.
Linda Dallmann: Joker können den Unterschied machen
Die eingewechselte Linda Dallmann schoss das wichtige Tor zum 2:1. Sie bilanzierte, was ihr und Sara Däbritz bei der Einwechselung zur Halbzeit mitgegeben wurde: "Ballsicherheit und die Bälle gut verteilen - das war unser Auftrag", sagte die Bayern-Spielerin. Sie traf als eine von drei Einwechselspielerinnen - das kann laut Dallmann auch bei der Europameisterschaft im Juli in der Schweiz einen Unterschied zugunsten der DFB-Frauen machen.
Christian Wück: "Zunächst nicht zum Feiern zumute"
Der Bundestrainer hatte sich als gebürtiger Franke besonders auf das "Nach-Hause-Kommen" in Nürnberg gefreut, wo er als Spieler sechs Jahre auf dem Rasen stand. Aber ein voller Erfolg wurde es nicht, Wück gab sich mit dem Spiel nur bedingt zufrieden: "Die erste Halbzeit war mir nicht zum Feiern zumute, die hat mir gar nicht gefallen", kritisierte Wück.
"Da war sehr viel Stückwerk, wir haben viele leichte Fehler gemacht, viele Basics nicht gut gemacht, alle Zweikämpfe verloren", ratterte er eine lange Liste an Mängeln herunter. "Überhaupt nicht zufrieden" sei er damit gewesen, sein Team aber ebenso.
An dem 0:1 habe sich vieles gezeigt, an dem die DFB-Frauen noch üben müssen: "Wir machen die Räume nicht zu, kommen nicht in die Zweikämpfe." Es war nicht das erste Mal, dass die DFB-Frauen die Anfangsphase verschliefen - das steht wohl auf der To-Do-Liste bis zur EM.
Das Zertifikat "psychologisch wertvoll" stellte er dem Ausgleich durch Laura Freigang aus - obwohl das Tor eventuell nicht hätte zählen dürfen, ÖFB-Torhüterin Zinsberger wurde von Lea Schüller behindert.
Zur Halbzeit sei es dann gelungen, an den richtigen Schrauben zu drehen. Wück blickte auf die Zusammenstellung des EM-Kaders: "Eine gute Mischung aus Jung und Alt" müsse es sein, so Wück - aber die nächsten Nations-League-Spiele gegen Schottland (4. und 8. April) sollten weitere Klarheit bieten, wer ein Ticket in die Schweiz buchen kann.