Viel Arbeit bei Bundesliga-Aufstieg: Die große Effzeh-Kaderanalyse
Von Florian Rümmele

Der 1. FC Köln, aktuell Tabellenführer in der 2. Bundesliga, steht im Sommer vor einem Kader-Umbau. Die Arbeitspapiere von insgesamt zehn Spielern laufen Ende der Saison aus, Stand jetzt kommen sieben Leihspieler ans Geißbockheim zurück. Gelingt der Bundesliga-Aufstieg, wird der FC nochmals in Beine investieren müssen. Wir geben einen Überblick.
Im Tor herrscht dringender Handlungsbedarf
Zwischen den Pfosten gab es bei den Kölnern bereits im Winter Bewegung. Das große Talent Jonas Urbig wechselte zum FC Bayern und vertritt dort aktuell den verletzten Manuel Neuer, mit Anthony Racioppi konnte der FC aber immerhin schnell einen Ersatzmann verpfichten. Der 26-jährige Keeper wechselte auf Leihbasis von Hull City nach Köln, der FC besitzt für den Schlussmann eine Kaufoption.
Die Zukunft von Racioppi ist also ungewiss, das gleiche gilt für Philipp Pentke, Jonas Nickisch und Matthias Köbbing. Bei all diesen Torhütern endet das Arbeitspapier im Sommer. Während Pentke nach seinem Wechsel nach Köln im Sommer 2023 noch gar nicht für den FC zum Einsatz kam, konnte Köbbing in der Saison 2022/2023 einen Einsatz für die Zweitvertretung der Kölner verbuchen. Viel mehr Spielpraxis sammelte zuletzt der jüngste im Bunde: Der 20-jährige Nickisch kommt in den letzten beiden Spielzeiten auf insgesamt 43 Einsätze für die zweite Mannschaft.
Sollten alle drei Keeper nicht verlängern und Racioppi nicht fest verpflichtet werden, stünde mit Marvin Schwäbe lediglich ein Torhüter der aktuellen Saison noch unter Vertrag. Ein Szenario, das gewiss so nicht eintreten wird. Schwäbe, noch bis 2027 unter Vertrag, wird sich auch in der kommenden Saison um seinen Stammplatz duellieren müssen. Die Frage ist aktuell nur mit wem.
Die Abwehr: Leihrückkehrer ohne Chance auf Spielzeit?
In der Abwehr ist die Situation für Geschäftsführer Christian Keller entspannter. Alle Defensivspezialisten verfügen über ein über den Sommer hinaus gültiges Arbeitspapier, mit Elias Bakatukanda und Rasmus Carstensen kehren nach aktuellem Stand zudem zwei Leihspieler zurück. Ob diese in Köln jedoch eingeplant sind, darf bezweifelt werden. Der 24-jährige Däne Carstensen kommt bei Lech Posen seit seinem Winter-Transfer zwar auf ordentlich Spielzeit, das Niveau in der polnischen Liga ist aber mit Sicherheit ein anderes als die Bundesliga, die der FC anstrebt.
Ebfenfalls seit Winter verliehen ist der 20-jährige Innenverteidiger Bakatukanda, der bei Blau-Weiß Linz die letzten drei Spiele über 90 Minuten bestreiten durfte. Womöglich macht hier jedoch eine weitere Leihe mehr Sinn, als sich in Köln wieder auf die Bank zu setzen.
Im Mittelfeld droht der Abgang eines Leistungsträgers
Mit Dejan Ljubicic droht dem 1. FC Köln der Abgang eines wichtigen Fixpunkts im Mittelfeld. Der Wiener, 2021 in die Bundesliga gewechselt, ist absoluter Stammspieler im Team von Gerhard Struber. In der aktuellen Saison kommt der vielseitig einsetzbare Ljubicic auf vier Tore und drei Vorlagen in 22 Zweitliga-Spielen. Insgesamt kann der Österreicher bis dato auf 117 Pflichtspiele für den FC zurückblicken.
Den Verein fix verlassen wird Mathias Olesen. Der luxemburgerische Nationalspieler, diese Saison meist von der Bank kommend, will sich nach sechs Jahren eine neue Herausforderung suchen. "Ich will im Sommer den nächsten Schritt gehen, etwas Neues ausprobieren, weil ich für meine Entwicklung regelmäßige Spielzeit benötige", sagte Olesen.
Der Kölner Angriff: Viele Sorgenkinder und hoffnungsvolle Talente
Der größte Teil des Kaderumbaus könnte im Sturm bevorstehen. Mit Tim Lemperle wird den Effzeh ein Top-Scorer (8 Tore in 18 Spielen) sicher verlassen, der ablösefreie Wechsel zur TSG Hoffenheim ist seit Monaten ein offenes Geheimnis. Möglich, dass die Verkündung erst bei feststehendem Klassenerhalt der Kraichgauer vollzogen wird. Neben Lemperle hat auch Linton Maina einen auslaufenden Vertrag im Sommer. Mehrere Bundesligisten zeigen bereits Interesse am Außenbahnspieler.
Auch Marvin Obuz wird von anderen Vereinen beobachtet. Der Leihrückkehrer von RW Essen wird mit dem 1. FC Nürnberg in Verbindung gebracht. Bleibt noch Mark Uth, seit 2021 wieder im Verein. Der Routinier spielt sportlich in Köln auch aufgrund mehrerer Verletzungen keine Rolle. Eine Verlängerung des Arbeitspapiers ist unwahrscheinlich und Uth wird sich fragen müssen, ob er nach seiner langen Krankenakte - alleine diese Saison verpasste der gebürtige Kölner 21 Pflichtspiele - noch weitere Jahre Profi-Fußball im Tank hat.
Mit Said El Mala, Sargis Adamyan, Florian Dietz, Malek El Mala und Chilohem Onuoha stehen theoretisch fünf Angreifer vor der Rückkehr in den FC-Kader. Die El Mala-Brüder spielen aktuell für Lokalrivalen Viktoria Köln in der dritten Liga. Insbesondere Linksaußen Said konnte hier mit acht Toren und fünf Vorlagen schon auf sich aufmerksam machen, ihm traute zuletzt auch Keller den Durchbruch beim Effzeh zu.
Während Adamyan im Abstiegskampf bei Jahn Regensburg einen schweren Stand hat (zwei Tore in 16 Spielen) und womöglich nach Leih-Rückehr auch in Köln nicht zur ersten Elf gehören wird, hielt man in Köln große Stücke auf Florian Dietz. Der 26-jährige Angreifer briliierte einst in der zweiten Mannschaft und zeigte vielversprechende Einsätze in der Bundesliga, allerdings warfen ihn aber schwere Verletzungen wieder zurück. Auch in Altach fehlt der Stürmer nach seiner Winter-Leihe nun verletzt aus, es ist Dietz' vierte Schulterverletzung in den letzten acht Jahren. Fraglich, ob der Angreifer in Zukunft noch eine Option für den FC-Kader darstellen kann.
Bei Chilohem Onuoha sieht die Prognose aktuell etwas besser aus. Der 19-jährige Mittelstürmer ist aktuell an Drittligist SC Verl ausgeliehen und kommt dort in 18 Spielen auf sieben Torbeteiligungen (drei Tore).
Doch egal, wie man es dreht und wendet: Der 1. FC Köln hat im Sommer durch seine Loan-Army einige Optionen, um dem Kader ein neues Gesicht zu verleihen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob all diese Spieler (schon) gut genug für die anvisierte Bundesliga-Rückkehr sind. Mit Ljubicic und Lemperle verliert der FC womöglich wichtige Stützen - und das ablösefrei. Ein Worst Case für die Kölner, die auf Transfererlöse angewiesen sind. Geld, das für den Kaderumbau benötigt wird. Erst recht, wenn man in die Bundesliga aufsteigen sollte.
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