Vergleich zwischen Geraerts und van Wonderen: Ist Schalke besser geworden?

Der FC Schalke hat unter Karel Geraerts und unter Kees van Wonderen jeweils sechs Liga-Partien absolviert. Zeit für einen direkten Vergleich. Spoiler: Von einem Trainereffekt kann keine Rede sein.
Kees van Wonderen
Kees van Wonderen / Cathrin Mueller/GettyImages
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Mit der 0:3-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern hat Kees van Wonderen am vergangenen Wochenende seine sechste Liga-Partie als Cheftrainer des FC Schalke verantworten dürfen. Die gleiche Anzahl an Liga-Spielen hat auch Karel Geraerts zu Saisonbeginn bekommen, ehe er freigestellt wurde. Dementsprechend bietet sich nun auch ein statistischer Vergleich an, um zu sehen, wo die Gelsenkirchener unter dem neuen Coach besser geworden sind.

Besonders interessant sind dabei auch Statistiken, die über die bloße Anzahl von eigenen Toren und Gegentoren sowie dem Punktedurchschnitt hinausgehen. Während diese nackten Zahlen im weiteren Verlauf auch noch folgen, werfen wir zunächst einen Blick auf ein paar andere Werte.

Erst einmal soll es um die sogenannten 'expected Goals' und um die 'expected Goals against' gehen. Dabei handelt es sich um die statistisch-rechnerische Anzahl an erzielten Treffern und den Gegentreffern. Auf einzelne Spiele bezogen sind sie zwar kaum beachtenswert und aussagekräftig, doch auf eine Anzahl von sechs Partien zusammengerechnet lässt sich durchaus eine gewisse Tendenz aufzeigen.

Die xG-Werte: Offensiv wurde Schalke unter van Wonderen schlechter

Angefangen bei den 'xG'-Werten. Die sechs Geraerts-Partien ergeben zusammengerechnet einen xG-Wert von 9,7. Somit hätte Schalke etwa zehn Tore erzielen können oder sollen - tatsächlich waren es sogar zwölf. Im Durchschnitt ergibt das also einen xG-Wert von 1,6 pro Spiel für Geraerts. Unter van Wonderen kommt man zusammengerechnet auf 7,2 - neun Tore wurden daraus erzielt. Der Durchschnitt unter dem Niederländer entspricht also 1,2 xG pro Spiel.

Dementsprechend ist in dieser Hinsicht ein Rückschritt zu beobachten. Schalke spielt sich unter van Wonderen weniger und/oder schlechtere Torchancen heraus, als es unter Geraerts der Fall war.

Die xGA-Werte: Die bereits schlechte Defensive ist weiterhin schlecht

Weiter geht es bei xGA-Statistiken. Geraerts sammelte einen Wert von 10,4 - woraus satte 16 (!) Gegentore fielen. Die Abwehr war - bekanntermaßen - chaotisch und unorganisiert. Zu viele und zu klare Torchancen wurden zugelassen. Im durchschnittlichen Spiel hätten rechnerisch 1,7 Gegentreffer hingenommen werden müssen. Die Spiele unter van Wonderen wiederum ergeben einen Wert von 8,8 - und zehn Gegentore gab es wirklich. Pro Partie gibt es für ihn einen xGA-Wert von 1,5.

Unter van Wonderen wurden also bislang ein bisschen weniger viele und/oder weniger klare Torchancen zugelassen (und ausgenutzt), als es unter Geraerts der Fall war. Zur Einordnung muss aber auch gesagt werden, dass das Heimspiel gegen Jahn Regensburg (2:0) in dieser Thematik eine außerordentliche Ausnahme mit gerade einmal 0,2 xGA darstellt. Die Gäste aus Bayern hatten jedwede Offensivaktion nahezu verweigert. Hätte diese Partie dem Durchschnitt der anderen fünf Spiele entsprochen, wäre der durchschnittliche xGA-Wert unter van Wonderen von 1,5 auf 1,7 angehoben - womit eine Gleichheit mit Geraerts erzielt worden wäre.

Möchte man also sehr genau oder vielleicht auch etwas fies im Hinblick auf diese Werte sein - immerhin kann van Wonderen nichts für eine gegnerische Mannschaft, die erst gar kein Interesse an eigenen Torchancen zeigt - ist auch im Hinblick auf die Verteidigung soweit kaum eine Verbesserung zu erkennen. Lediglich die bloße Anzahl an tatsächlichen Gegentoren ist vergleichsweise gesunken. Unter Geraerts gab es immerhin gleich drei Spiele, in denen mindestens drei Gegentreffer hingenommen werden mussten.

Die Punkteausbeute: van Wonderen profitiert von einer zusätzlichen Punkteteilung

Kommen wir zur reellen Punkteausbeute. Geraerts hat aus seinen sechs Partien lediglich einen Sieg holen können, dafür vier Niederlagen hinnehmen müssen. Ein Remis vervollständigt die Bilanz. Er hatte damit einen Punkteschnitt von 0,7 pro Partie vorzuweisen. van Wonderen hat ebenfalls nur ein Spiel gewinnen können, dafür zwei Unentschieden erreicht - bei wiederum drei Niederlagen. Daher ist sein Punkteschnitt mit 0,8 ein kleines bisschen besser. Auf eine ganze Saison aus 34 Spieltagen hochgerechnet, ergibt sich aber gerade einmal ein Plus von drei bis vier Punkten.

Auf die Anzahl von sechs Spielen ist der reine Punkteschnitt aber mit am wenigsten aussagekräftig. Ohnehin wären in dieser Hinsicht die zwei Partien unter der Leitung von Jakob Fimpel als Interimstrainer mit Abstand am besten gewesen. Schließlich konnte er einmal gewinnen und ein Remis erkämpfen (ergo zwei Punkte pro Spiel). Auch hier ist also kein nennenswerter Fortschritt unter van Wonderen zu beobachten.

Die Spieler: Sind einzelne Spieler unter van Wonderen besser geworden?

Bleibt also noch eine subjektive Frage, die insofern schwierig zu beantworten ist, als dass man hier zu unterschiedlichen Antworten kommen kann. Die Frage lautet: Hat van Wonderen einzelne Spieler im Vergleich zur Zeit unter Geraerts besser machen und sie weiterentwickeln können?

Mit Derry Murkin konnte sich zumindest ein Spieler etwas aus seinem Formtief befreien. Die oftmals noch besten Schalker, Taylan Bulut und Max Grüger, sind aber nicht van Wonderen anzurechnen. Fimpel war es nämlich, der den Mut bewies und die beiden Eigengewächse in die Startelf beförderte. Der niederländische Coach hat sie logischerweise nicht wieder auf die Bank beordert.

Doch auch seine Personalentscheidungen, etwa das zunächst offene Duell im Tor, die weiterhin wechselnde Abwehr mitsamt der Rückkehr von Marcin Kaminski oder das Festhalten an Janik Bachmann als Zehner, werfen regelmäßig Fragen auf - so wie es aber auch unter Geraerts schon war.

Das Fazit: Schalke macht unter van Wonderen keine (nennenswerten) Fortschritte

Zusammenfassend kann also ein Fazit gezogen werden: Schalke ist unter van Wonderen nicht besser geworden - in mancher Hinsicht sogar noch schlechter.

Ganz grundsätzlich ist eher eine Fortsetzung der Spiele seit dem Saisonbeginn zu beobachten. Weiterhin strahlt Königsblau zu wenig nachhaltige Torgefahr durch ein strukturell-starkes Spiel aus, während der Gegner zu häufig zu schlichtweg zu einfachen Torchancen eingeladen wird. Ein Trostpflaster und kleiner Hoffnungsschimmer: Der Mannschaft ist noch immer anzumerken, dass sie eigentlich will - und sicherlich auch mehr kann. Es obliegt also der sportlichen Führung, das Potenzial aus dem Team herauszuholen.


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