Verblüffende Statistiken zeigen: Der FC Bayern hat KEIN Abwehrproblem
Von Oliver Helbig
Der FC Bayern München musste zuletzt erste kleine Dämpfer in Sachen Euphorie hinnehmen, verlor unglücklich in der Champions League gegen Aston Villa und ist auch in der Bundesliga seit zwei Spieltagen ohne einen Dreier. Nach dem 1:1 gegen Bayer 04 Leverkusen folgte der späte Ausgleich bei Eintracht Frankfurt und damit schließlich die ernüchternde 3:3-Punkteteilung nach beeindruckender Dominanz gegen die Hessen. Prompt kamen die ersten großen Fragezeichen und vereinzelte Kritik ob der zuerst so hochgelobte Kompany-Fußball durch das hohe Pressing defensiv zu anfällig sei.
Grundsätzlich ist es aus defensiver Sicht immer am von Vorteil, den Ball bereits möglichst weit weg vom dem eigenen Tor verteidigen zu können. Gelingt es jedoch nicht, effektiv ins Pressing zu gehen oder kann sich der Gegner zum Beispiel durch einen langen Ball aus dem Würgegriff des Pressings befreien, bietet die hohe Feldposition der Bayern-Spieler natürlich auch große Räume hinter der letzten Verteidigungslinie. Genau das wird den Bayern und ihrem Trainer Vincent Kompany derzeit ein wenig als Schwachpunkt angekreidet, doch ein Blick auf die Statistik zeigt, dass dies nicht unbedingt das Problem des deutschen Rekordmeisters ist.
Verblüffende Statistiken zeigen die Bayern-Problematik
Betrachtet man die bisherigen sechs Bundesligaspiele, so hat der FC Bayern in den Partien gegen den VfL Wolfsburg, den SC Freiburg, Holstein Kiel, Werder Bremen, Bayer 04 Leverkusen und Eintracht Frankfurt insgesamt nur 32 Torschüsse zugelassen, von denen 13 direkt auf den Kasten von Manuel Neuer abgefeuert wurden und sieben den Weg ins Tor fanden. Etwas mehr als 53% also.
Zum Vergleich: Die derzeit beste Abwehr der Liga, gemessen an den gefangenen Gegentoren, stellt RB Leipzig. In den ersten sechs Ligaspielen der Saison 2024/25 ließen die Roten Bullen nicht weniger als 85 gegnerische Torschüsse zu, 26 davon kamen direkt auf das Tor von Peter Gulacsi. Von diesen 26 Schüssen gingen allerdings nur zwei ins Tor der Sachsen - beide beim 3:2-Auswärtssieg bei Bayer Leverkusen am zweiten Spieltag. Nur rund 7,7 % der gegnerischen Torschüsse waren also am Ende auch drin.
In den anderen fünf Ligaspielen blieb Leipzig ohne Gegentor, auch wenn man gegen Mannschaften wie St. Pauli oder den 1. FC Heidenheim nicht weniger als 15 gegnerische Torschüsse zuließ.
Die Bayern haben kein offensichtliches Abwehrproblem
Die logische Schlussfolgerung wäre also, dass die Bayern kein grundsätzliches Abwehrproblem haben, sondern dass die Gegner einfach extrem effektiv vor dem Tor des deutschen Fußballriesen agieren und wissen, dass sie nicht viele Chancen bekommen um etwas Zählbares zu holen.
Interessant ist auch folgende Entwicklung der Bayern-Statistiken: 19 der insgesamt 32 gegnerischen Torschüsse ließen die Bayern bereits an den ersten beiden Spieltagen in Wolfsburg und gegen den SC Freiburg zu! Das bedeutet: Gegen Kiel, Bremen, Leverkusen und Frankfurt mussten die Bayern insgesamt nur 13 gegnerische Torschüsse (im Schnitt nur 3,25 pro Spiel) hinnehmen, von denen auch nur acht direkt aufs Tor kamen und nicht daneben gingen. Doch von diesen acht direkten Torschüssen fanden ganze fünf den Weg ins Netz hinter Manuel Neuer. Das entspricht 62,5 %!
Sven Ulreich, der beim 5:0-Auswärtssieg im Kasten stand, blieb ohne Gegentor, was nicht sonderlich schwer war, da die Münchner im Duell mit Werder keinen einzigen Torschuss zuließen!
Zu Saisonbeginn ließ man auswärts in Wolfsburg noch elf Torschüsse zu, im darauffolgenden Spiel gegen Freiburg acht. Im Grunde genommen hat sich das Verteidigen der Bayern also im bisherigen Saisonverlauf sogar verbessert und vermeintlich auch besser auf die taktische Marschrichtung eingestimmt.
Die Effizienz der Gegner gegen die Bayern ist das Münchner Problem
Beim 3:3 in Frankfurt brachte die Eintracht insgesamt vier von fünf Schüssen auf den Kasten von Manuel Neuer - drei davon waren am Ende drin. Zuvor gegen Leverkusen genügten der Werkself drei direkte Torschüsse, um einen Treffer zu bejubeln. Auch im Auswärtsspiel bei Holstein Kiel genügte dem Aufsteiger ein einziger direkter Schuss auf das Tor von Manuel Neuer, um daraus auch ein Tor zu erzielen.
Offenbar zeigen sich die Bundesligateams also gegen den FC Bayern besonders treffsicher. So gab Bayer Leverkusen beispielsweise am zweiten Spieltag gegen RB Leipzig 26 Torschüsse ab, traf aber nur zweimal. Gegen Kiel gab die Werkself 24 Torschüsse ab, von denen ebenfalls nur zwei den Weg ins Tor fanden.
Eintracht Frankfurt benötigte beim 3:1 Sieg gegen die TSG Hoffenheim 17 Torschüsse, um die gleiche Torausbeute zu erzielen wie im Spiel gegen den FC Bayern, in dem sie mit nur fünf Abschlüssen ebenfalls drei Tore erzielten.
Lässt die Bayern-Offensive zu viel liegen?
Will man einen anderen Blickwinkel bedienen, so fällt auch der eigene Abschluss der Münchner auf. Sage und schreibe 113 Schüsse haben die Bayern in den ersten sechs Saisonspielen abgegeben, davon insgesamt 48 auf das gegnerische Tor - 20 davon waren am Ende drin. Damit stellen die Bayern die beste Offensive der Liga, prozentual gesehen landen rund 17,7 Prozent der Münchner Abschlüsse auch im Netz. Zum Vergleich: Die zweitbeste Offensive der Liga kommt aus Leverkusen, die Werkself verwandelt rund 13,5 Prozent ihrer Abschlüsse auch in Tore, der direkte Bayern-Verfolger RB Leipzig auf dem zweiten Tabellenplatz macht aus rund 12,2 Prozent der eigenen Abschlüsse auch Tore. Die Bayern selbst lassen also wohl nicht zwingend zu viel liegen, sondern haben derzeit das Problem, dass die Gegner aus den wenigen Chancen, die sie gegen den FC Bayern bekommen, enorm viel machen.
Dies spiegelte sich auch im Champions-League-Duell gegen Aston Villa wider. Während die Bayern aus insgesamt 17 Schüssen keinen einzigen Treffer erzielen konnten, reichten dem Premier-League-Klub fünf Schüsse (davon nur zwei direkt aufs Tor), um die Bayern mit 0:1 nach Hause zu schicken.
Bereits zuvor im ersten CL-Spiel gegen Dinamo Zagreb reichten den Kroaten drei Torschüsse aufs Tor um daraus zwei Treffer zu erzielen. Am Ende taten diese zwar beim 9:2 Kantersieg nicht wesentlich weh - sie passen aber in die Bayern-Problematik und lassen den roten Faden erkennen der sich durh die bisherige Saison der Münchner zieht.
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