van Wonderen erklärt seinen Fahrplan - Schalke als "Herausforderung, die ich mag"
Von Yannik Möller
Der Profifußball besteht zu einem nicht kleinen Teil aus Konjunktiven und von ihnen geprägten Szenarien. So hätte Kees van Wonderen beispielsweise schon vor einem Jahr zum Cheftrainer beim FC Schalke werden können.
Wie die Bild berichtet, war der Niederländer ein ernsthafter Kandidat, als es um die Nachfolge von Thomas Reis ging. Das Problem: Zum damaligen Zeitpunkt, also zum Herbst des vergangenen Jahres, war van Wonderen selbst noch beim SC Heerenveen tätig. Die Knappen hätten also eine Ablösesumme für ihn zahlen müssen, was seitens Christina Rühl-Hamers aber kategorisch abgelehnt worden sein soll. Die Finanzvorständin hielt es angesichts der finanziellen Schieflage des Klubs offenbar für nicht nachhaltig oder schlichtweg möglich, auch noch Geld für eine Trainerverpflichtung auszugeben.
Damals sollen neben van Wonderen auch noch Ruud van Nistelrooy, Giovanni van Bronckhorst und Jon Dahl Tomasson weitere Kandidaten für den Trainerposten gewesen sein. Während Letzterer ebenfalls zu teuer gewesen wäre, wollten van Nistelrooy und van Bronckhorst offenbar mehr als nur einen Co-Trainer mit nach Gelsenkirchen bringen, was auch als zu teuer eingestuft wurde. Deshalb fiel die Wahl schlussendlich auf Karel Geraerts, dessen Nachfolge van Wonderen nun sozusagen mit einem Jahr an Verspätung angetreten hat.
van Wonderen begrüßt Schalke als willkommene Herausforderung
Auf Schalke muss sich van Wonderen direkt einer bitteren Realität und großen Herausforderung stellen. Anstatt eine Entwicklungs-Saison zu leiten, die als Grundlage für die angedachten Aufstiegs-Ambitionen im nächsten Jahr herhalten soll, muss zunächst der Abstiegskampf hinter sich gelassen werden.
Aufgrund solcher oftmals komplizierten Situationen hat der Zweitligist schon viele Trainer verschlissen. Von diesem Ruf habe er zur Vertragsunterschrift bereits Bescheid gewusst, erklärte der Coach gegenüber der Sportbild. Abgeschreckt hat es ihn dennoch nicht: "Es ist eine Herausforderung, die ich mag. Ich habe auch mit Huub Stevens gesprochen. Der sagte mir auch: 'Viel Erfolg! Es ist nicht einfach!' Aber ehrlich: Ich möchte nicht zu einem Verein kommen, wo alles perfekt ist. Ich möchte gestalten. Und ich habe keine Angst davor, sondern das motiviert mich zusätzlich."
Eine Erwartung an seine Mannschaften, die er auch zum S04 mitgebracht hat, ist eine professionelle Einstellung. "Ich möchte keine Sammlung mit Regeln präsentieren. Ich habe der Mannschaft nur eine Folie in meiner Präsentation gezeigt, auf der Michael Jordan, Cristiano Ronaldo und Roger Federer zu sehen waren. Dazu habe ich geschrieben, was ich erwarte: 'Profi sein!'. Dass man jeden Tag versucht, ein besserer Spieler zu werden - so wie Jordan, Ronaldo und Federer", erklärte er dafür seine Herangehensweise.
Als ein konkretes Beispiel führte er dafür die gemeinsamen Videoanalysen auf. van Wonderen möchte nicht, dass sich die Spieler dabei zurücklehnen und nur zuhören. "Nein, sie sollen aufstehen, nach vorne gehen, Fragen stellen und Vorschläge machen", betonte er.
Eine mindestens ebenso wichtige Frage wie die nach der Einstellung, ist die Frage nach der spielerischen Entwicklung. Dass eine Entwicklung nicht vom einen auf den anderen Tag erfolgen wird, hat das Auswärtsspiel bei Hannover 96 (0:1-Niederlage) eindrucksvoll untermauert.
Der Fahrplan von van Wonderen: Erst defensive Stabilität, dann kommt die Offensive
Bei Sky erklärte van Wonderen nun, wie er sich die notwendigen Entwicklungsschritte auf Schalke vorstellt. "Als ich hierher gekommen bin, waren acht Spiele gespielt - mit 19 Gegentoren. Das sind fast drei pro Spiel. Wir müssen zunächst ein defensives Fundament, eine Stabilität hinbekommen", betonte er den Fokus auf die Reduzierung der Gegentreffer. Dahingehend habe man in Hannover einen kleinen Schritt gemacht, was aber noch immer nicht gut genug gewesen sei, führte der Coach aus.
Doch nicht nur in der Defensive sieht van Wonderen weiteren Handlungsbedarf, wie er erklärte: "Wenn wir uns das Spiel gegen Hannover anschauen, müssen wir uns natürlich auch noch in der Offensive verbessern. Und das werden wir auch noch machen. Aber erst das Fundament in der Defensive - und dann weiterarbeiten, um auch die Offensive besser umgesetzt zu bekommen."
Angesichts solcher Aussagen, die mit Blick auf die bisherige Saison von Schalke faktisch gewiss nicht falsch sind, überrascht es nicht, dass sich van Wonderen im Gespräch mit der Sportbild lieber für einen 1:0- anstatt für einen 4:3-Sieg entschieden hat.
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