Urbig-Wechsel zum FC Bayern: Ex-Trainer verrät neue Details
Von Oliver Helbig

Die jüngste Verletzungsanfälligkeit von Manuel Neuer plus der verletzungsbedingte Ausfall von Daniel Peretz war im Januar wohl mit ausschlaggebend dafür, dass der FC Bayern München mit Jonas Urbig ein großes Torwart-Juwel vom 1. FC Köln verpflichtete und dafür rund sieben Millionen Euro auf den Tisch legte. Prompt kam das Torwart-Juwel für den verletzten Bayern-Kapitän zum Einsatz und überzeugte auf Anhieb in vielen Bereichen - daran ändert auch der ein oder andere Fehler nichts. Den deutschen Rekordmeister hatte Urbig in seiner Karriereplanung aber wohl zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht auf dem Schirm - auch wenn er insgeheim wohl immer von diesem Schritt geträumt hat. Das verriet jetzt ein ehemaliger Trainer des jungen Torhüters.
"Ich glaube, die ursprüngliche Planung sah anders aus. Er wollte in Köln spielen – aber in der Bundesliga, nicht in der 2. Liga. Doch das war dort nicht mehr möglich. Dann kam die Verletzung von Daniel Peretz bei Bayern, dazu war Sven Ulreich zwischenzeitlich nicht verfügbar. So ging es im Winter plötzlich ganz schnell. Natürlich wäre Spielpraxis weiterhin wichtig für ihn, aber die konnte er bei Bayern ja auch schon sammeln.“, so Ex-Urbig Trainer Uwe Gospodarek in einem Interview mit der Sport Bild. Der 51-jährige Torwartrainer trainierte Urbig in Köln von 2021 bis 2024 und erkannte schon früh das große Talent des 21-Jährigen.
"Wir haben damals überlegt, wie wir uns auf der Torwartposition in Köln aufstellen. Unser Lizenzspieler-Leiter Thomas Kessler meinte, ich solle mir Jonas mal anschauen. Er spielte damals in der U19 des 1. FC Köln – und hat sofort Eindruck hinterlassen. Schon in der Jugend durfte er regelmäßig bei den Profis mittrainieren. Er war extrem fokussiert, selbstbewusst und hatte von Anfang an einen klaren Karriereplan. Jonas zog das konsequent durch. Sein Auftreten und seine Professionalität erinnerten schon damals eher an einen erfahrenen Profi als an einen Nachwuchstorhüter“, erklärte Gospodarek, der als Profi unter anderem für den FC Bayern und Borussia Mönchengladbach spielte.
Bereits vor seinem Wechsel zu den Bayern wurde Urbig von den Kölnern nach Regensburg und Fürth verliehen was dem Talent anfangs gar nicht schmeckte. "Nein, ganz im Gegenteil", so Gospodarek. "Die erste Leihe nach Regensburg war für ihn nicht freiwillig. Er wollte unbedingt die Nummer zwei hinter Marvin Schwäbe in Köln werden, auf der Bank sitzen und sich dort entwickeln. Wir mussten ihn erst davon überzeugen, dass eine Leihe der bessere Weg ist. Jonas brauchte Spielpraxis – und wenn du als 19-Jähriger bereits in der 2. Liga spielst, ist das ein enormer Vorteil. Es hat viele Gespräche gebraucht, aber am Ende hat er verstanden, dass es für seine Entwicklung wichtig war.“
Urbig hat das Potenzial zum Neuer-Nachfolger
Urbig könnte am Ende mehr sein als ein Lückenbüßer beim FC Bayern und mit etwas Weitsicht vielleicht sogar Neuers Erbe im Tor des Rekordmeisters werden. Daran zweifelt Gospodarek nicht. "Er hat das Potenzial dazu. Aber ich habe ihm immer gesagt: Er darf nichts erzwingen. Er soll nicht zu viel wollen, sondern Schritt für Schritt gehen. Bayern wird ihm die nötige Zeit geben. Wenn er von Manuel Neuer lernt und geduldig bleibt, kann er ihn eines Tages beerben.“ Derzeit durchläuft Urbig noch den Welpen-Status und muss in München erst noch richtig ankommen. "Wir tauschen uns regelmäßig aus, ich habe ihn auch im Herbst noch beim Training der U21 besucht. Jonas ist sehr glücklich mit dem Wechsel, aber es prasselt gerade auch viel auf ihn ein. Er muss sich an die neue Situation gewöhnen – aber ich bin mir sicher, dass er das kann“, weiß Urbigs Ex-Coach Gospodarek. Das wäre mit Sicherheit auch im Interesse des talentierten Keepers wie Gospodark verriet. "Ich kenne ihn schon lange und weiß, dass er immer eine große Sympathie für Bayern hatte.“
"Jonas ist extrem ehrgeizig, will im Training jeden Ball halten – aber das geht nicht. Er muss lernen, locker zu bleiben. Wenn er diese Lockerheit in München bewahrt, wird er sein volles Potenzial abrufen können“, lieferte Gospodarek zudem noch einen gut gemeinten Rat an seinen Ex-Schützling.
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