Thomas Reis mit harscher Kritik am Trainerverschleiß auf Schalke
Von Jan Kupitz
Fast auf den Tag genau heute vor zwei Jahren hatte Thomas Reis das Traineramt beim FC Schalke übernommen. Königsblau befand sich damals im Tabellenkeller der Bundesliga - und obwohl Reis mit dem S04 eine gute Rückrunde hinlegte, stand am Ende der Saison der Abstieg in die 2. Liga. Dort erwischten die Knappen dann einen Rumpel-Start, so dass Reis nach dem siebten Spieltag entlassen wurde.
"Der Zeitpunkt war damals für mich sehr überraschend, weil es auch keine Vorwarnung gegeben hat", teilte er nun der dpa mit. "Ich hätte gerne weitergemacht. Ich hätte mir mehr Zeit gewünscht. Ich habe, glaube ich, bisher immer gezeigt, dass ich Mannschaften entwickeln kann. Dafür braucht man aber auch Zeit. Wir hatten damals einen kompletten Umbruch."
Nach seiner Entlassung habe er sich "natürlich auch hinterfragt", so Reis. Doch da die Probleme des S04 auch unter seinem Nachfolger Karel Geraerts blieben, könne er "schon behaupten, dass ich nicht der Alleinschuldige war".
"Die Art und Weise, wie die Mannschaft funktioniert hat, die hat sich nach dem Trainerwechsel ja nicht groß verändert", erläuterte Reis. "Das war für mich ein Zeichen: 'Okay, alles hast du auch nicht falsch gemacht.'"
Was Reis auf Schalke nicht nachvollziehen kann
Vor allem die Kurzlebigkeit, die quasi den Job eines jeden Verantwortlichen auf Schalke auszeichnet, ist dem 51-Jährigen ein Dorn im Auge: "Es heißt, man will in den nächsten zwei oder drei Jahren etwas aufbauen und nach wenigen Spielen müssen Trainer und Sportdirektor gehen und du musst wieder von Neuem anfangen", kritisierte Reis. Sein Nachfolger Geraerts wurde mittlerweile auch schon wieder entlassen, dazu musste Sportdirektor Marc Wilmots gehen.
"Man muss auch mal dem Druck von außen standhalten. Dann kriegt man vielleicht ein bisschen Kontinuität rein und verschleißt nicht so viele Trainer", forderte Reis von der Vereinsführung auf Schalke. Tatsächlich ist Mirko Slomka (2006 bis 2008) der letzte Schalke-Trainer, der mindestens zwei Jahre im Amt bleiben durfte.
Reis wünsche sich, dass man beim S04 "mal eine gewisse Ruhe reinbekommt". Das sei jedoch kaum zu bewerkstelligen, "weil sehr, sehr viele Leute mitreden oder mitreden wollen". "Ich finde, egal, wer der Trainer ist: Du musst dem Trainer auch mal das Vertrauen schenken."
Trotz aller Kritik am Umgang mit seiner Person scheint Reis am FC Schalke doch einiges zu liegen. "Dieser Verein ist schon eine Hausnummer mit den Fans", schwärmte er. "Man sieht es jetzt auch in der zweiten Liga. Obwohl Schalke ja im Moment nicht so performt, wie sich das alle vorstellen, ist das Stadion trotzdem voll. Und du hast auswärts sehr oft ein gefühltes Heimspiel. Das war eine riesige Lebenserfahrung."
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