90min diskutiert: Sollte sich der FC Bayern auf eine Musiala-Klausel einlassen?
Von Yannik Möller
Die Verhandlungen zwischen dem FC Bayern und Jamal Musiala werden wohl nicht allzu zeitnah abzuhaken sein. Mittlerweile zeichnet sich mehr und mehr ab, dass der 21-jährige Ausnahmespieler eine Ausstiegsklausel in seinem neuen und bis 2030 anvisierten Vertrag haben möchte. Was Sky bereits im Dezember thematisierte, meldete nun auch die Sportbild und nannte dabei eine Summe von rund 175 Millionen Euro (90min berichtete).
Für den deutschen Rekordmeister sind Ausstiegsklauseln normalerweise kein Thema - und viel eher ein rotes Tuch. Womöglich wird diese Exit-Option zu einem Knackpunkt in den Gesprächen mit Musiala, mindestens zu einer größeren Hürde. Wie sollten sich die Verantwortlichen also verhalten?
Yannik sagt: Auch für Musiala darf es keine Ausstiegsklausel-Ausnahme geben
Es hat mehrere gute Gründe, weshalb Ausstiegsklauseln in den Spielerverträgen beim FC Bayern kein Thema sind. Auch bei Jamal Musiala sollte es keine Ausnahme von dieser eisernen Regel geben. Selbst dann nicht, wenn eine Vertragsverlängerung schlussendlich zu scheitern droht. Die Verantwortlichen um Max Eberl müssen standhaft bleiben.
Knicken die Münchener ein und erlauben Musiala eine solche Klausel in seinem neuen Vertrag, um ihn zu halten, würde das die Position des Klubs gegenüber allen Spielern nachhaltig und für viele Jahre schwächen. Das Aufweichen dieser Regel würde ähnlichen Forderungen Tür und Tor öffnen, was wiederum mehrere negative Folgen nach sich ziehen würde. Selbst eine nicht bis 2030, sondern vielleicht nur bis 2029 oder gar 2028 laufende Verlängerung, dann aber ohne Exit-Klausel, wäre besser.
Der FC Bayern versteht sich als Käufer- und eben nicht als Verkäufer-Verein. Wenn es mal Spielerabgänge gibt, dann möchte der Klub das Heft des Handelns in der Hand haben - was auch dem dominanten Selbstverständnis entspricht. Das freie Verhandeln von Ablösesummen und vom Zeitpunkt eines etwaigen Wechsels würde so verloren gehen. Einerseits bei Musiala selbst, aber andererseits eben in Zukunft auch bei weiteren Spielern. Denn warum sollten diese nicht auch eine ähnliche Ausnahme fordern, wenn sie in ihre eigenen Vertragsverhandlungen gehen?
Eine Ausstiegsklausel für Musiala würde (unabhängig der Höhe!) einen nachhaltig gefährlichen Präzedenzfall für den FC Bayern schaffen. Die Kontrolle über die Spielerverträge würde verloren gehen, die eigene Verhandlungsposition gegenüber den Spielern sowie anderen Vereinen wäre geschwächt. Das potenzielle Nachdenken über eine Ausnahme - die dann aber eben keine Ausnahme bleiben würde - ist angesichts des Könnens von Musiala grundsätzlich nachvollziehbar. Doch der Verein ist größer als jeder Spieler, auch als Musiala. Die Münchener dürfen sich dieser Versuchung nicht hingeben, falls es denn zur entscheidenden Frage werden sollte.
Jan sagt: Bayern muss in den sauren Apfel beißen
Besondere Spieler erfordern besondere Maßnahmen. Zumal Jamal Musiala zweifelsfrei die wichtigste Personalie der jüngeren Bayern-Vergangenheit ist. Die Münchner können es sich schlichtweg nicht leisten, nicht mit ihm zu verlängern! Und wenn Musiala eine Ausstiegsklausel als Voraussetzung für seine Unterschrift sieht, dann muss man an der Säbener Straße in diesen sauren Apfel beißen. Diesen Umstand hat man sich selbst zuzuschreiben, schließlich hätte man die Verhandlungen mit Musiala schon viel früher aufnehmen können, wenn nicht sogar müssen.
Musiala will sich mit dieser Klausel alle Möglichkeiten für seine Zukunft offen halten, was sein gutes Recht ist. Und seien wir ehrlich: Kommen die Bayern in den nächsten zwei, drei Jahren nicht dahin, eine Mannschaft zu stellen, die die Champions League gewinnen kann, dann würde ein Wechsel von Musiala wohl ohnehin ein Thema werden - Ausstiegsklausel hin oder her.
Die 175 Millionen Euro, die im Raum stehen, scheinen ein guter Kompromiss zu sein. Selbst wenn die Ablösesummen heute immer perversere Dimensionen annehmen, wäre dieser Betrag wohl auch auf dem "freien Markt" eine realistische und angemessene Ablöse.
Und man darf nicht vergessen: Nur weil eine Ausstiegsklausel im Vertrag steht, heißt es noch lange nicht, dass Musiala diese auch nutzen wird. Entwickelt sich der FC Bayern im Gleichschritt mit Musiala, sprich: er etabliert sich auch international wieder in der allerobersten Etage, dann hat man in München wenig zu befürchten.
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