Sinnbild Kim macht verfehlte Bayern-Transferpolitik in der Abwehr deutlich
Von Simon Zimmermann

Das Festgeldkonto ist leer, der FC Bayern will oder muss sogar sparen. Ein Umstand, der auch mit der teils krachend fehlgeschlagenen Personalplanung in der Innenverteidigung einhergeht. Seit Sommer 2019 hat der deutsche Rekordmeister über 300 Millionen Euro an Ablösesummen in Spieler investiert, die für die zentrale Abwehr eingeplant waren und es teils noch sind.
Los ging es mit dem Transfer von Lucas Hernandez. Der französische Nationalspieler ist nach Harry Kane weiterhin der zweitteuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte. Die Bayern mussten 2019 die Ausstiegsklausel in Höhe von 80 Millionen Euro an Atletico zahlen. Ein Meilenstein in der FCB-Transferpolitik.
Im Anschluss wurde beinahe jährlich ein neuer, teurer Innenverteidiger verpflichtet. 2021 folgte Dayot Upamecano, ein Jahr später Matthijs de Ligt und wieder einen Sommer darauf Min-jae Kim.
Die erhoffte Wirkung blieb größtenteils aus. Hatte Hansi Flick 2020 das Triple noch mit dem Duo Jerome Boateng und David Alaba eingefahren, war die Fluktuation in Bayerns Innenverteidigung im Anschluss groß. Das Problem: Wirklich stabil schien die Bayern-Abwehr selten. Die kostspieligen Neuzugänge konnten die Erwartungen meist nur mit Abstrichen erfüllen. Zwischen den hohen Ablösesummen und Leistungen klaffte und klafft eine Lücke.
Kim ist Sinnbild von Bayerns fehlgeschlagener Transferpolitik
Neustes Beispiel ist Min-jae Kim. Nach dem Hernandez-Abgang zu PSG wurde der Südkoreaner als "Abwehrmonster" und bester Verteidiger der Serie A verpflichtet. Bei der SSC Neapel überzeugte der 28-Jährige noch mit einem starken Spielaufbau und kompromisslosem wie sicherem Zweikampfverhalten. In München ist Kim unsicher mit dem Ball und wirkt ungestüm in seiner eigentlich größten Stärke: dem aggressiven Nach-vorne-Verteidigen. Häufiger geht seine Abwehrarbeit nach hinten los. Zuletzt gesehen bei seinem groben Schnitzer vor der BVB-Führung im Klassiker.
Und so reiht sich Kim in die unglückliche Abwehr-Transferpolitik der vergangenen Jahre nahtlos ein. Was dabei erschwerend hinzukommt: Die Bayern mussten bei vielen vermeintlichen Abwehr-Stars ein Transfer-Minus hinnehmen, als man sie verkaufte. Hernandez ging nur für knapp über die Hälfte der selbst gezahlten Ablöse zu PSG weiter, beim Verkauf von de Ligt an Man United hat man über 20 Millionen Euro Minus gemacht. Leicht im Minus war man auch beim Pavard-Verkauf an Inter. Einzig mit Tanguy Nianzou wurde ein Ablöse-Gewinn erwirtschaftet. Allerdings kam der junge Franzose einst als große Hoffnung nach München, konnte dem aber nie gerecht werden.
Bayerns Innenverteidiger-Transfers seit 19/20
In der Liste dabei sind auch Spieler wie Pavard, Blind oder Ito, die sowohl als Innen- als auch als Außenverteidiger eingeplant waren.
Spieler | Ablöse | aktueller MW/ |
---|---|---|
Lucas Hernandez | 80 Mio. € | 45 Mio. € Ablöse |
Benjamin Pavard | 35 Mio. € | 31,4 Mio. € Ablöse |
Tanguy Nianzou | ablösefrei | 16 Mio. € Ablöse |
Dayot Upamecano | 42,5 Mio. € | 50 Mio. € Marktwert |
Matthijs de Ligt | 67 Mio. € | 45 Mio. € Ablöse |
Daley Blind | ablösefrei | ablösefrei |
Min-jae Kim | 50 Mio. € | 45 Mio. € Marktwert |
Eric Dier | Leihe | 8 Mio. € Marktwert |
Hiroki Ito | 23,5 Mio. € | 30 Mio. € Marktwert |
Saldo: 301,5 Mio. € | Saldo: 137,4 Mio. € |
Kompany wollte Upamecano & Kim stärken
Vincent Kompany verfolgte vor seiner Debütsaison in München einen klaren Plan in der Abwehr-Zentrale: Er wollte die häufig kritisierten Kim und Upamecano stärken und machte sie zu seiner Stamm-Innenverteidigung. Los ging es aber äußerst unglücklich: Schon am ersten Bundesliga-Spieltag patzte Kim folgenschwer in Wolfsburg.
Das Duo konnte sich im Anschluss zwar stabilisieren, blieb über den Saisonverlauf aber fehleranfällig. Vor der Saison-Crunchtime fällt Upamecano nun aus. Geblieben ist Kim mit Nebenmann Dier, der eigentlich von Kompany-Vorgänger Thomas Tuchel nur als Notnagel verpflichtet wurde.
Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Inter machte das Duo Kim-Dier eine unglückliche Figur. Ebenso im Klassiker gegen den BVB. Kim wurde in beiden Spielen vorzeitig ausgewechselt. Rund um den FCB fragt man sich jetzt, ob Kompany den Südkoreaner in Mailand (Mittwoch, 21 Uhr) auf die Bank setzen wird. Dann könnte die FCB-Viererkette in San Siro Laimer, Dier, Stanisic, Guerreiro heißen. Klingt nicht unbedingt nach Weltklasse. Trotz über 300 Millionen Euro Investitionen in den letzten fünf Jahren - und das nur in die Innenverteidigung.
Es wäre ein neuer Tiefpunkt in der fehlgeschlagenen Bayern-Transferpolitik!
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