"Sieht wieder ein bisschen anders aus" - Kimmich über die Zukunfts-Frage
Von Simon Zimmermann
Am kommenden Samstag wird Joshua Kimmich die deutsche Nationalmannschaft zum fünften Mal als etatmäßiger Kapitän aufs Feld führen. Der 95-fache Nationalspieler will mit dem DFB-Team in den abschließenden Nations-League-Gruppenspielen gegen Bosnien und Herzegowina und Ungarn den Gruppensieg perfekt machen und erstmals in diesem Wettbewerb in die K.o.-Runde einziehen.
Erfolge in der Nations League sollen aber nur der Vorlauf für Kimmich und das DFB-Team auf dem Weg zur WM 2026 sein. Dann soll endlich wieder der ganz große Wurf angepeilt werden. Nach vielen enttäuschenden Jahren für Kimmich in der Nationalmannschaft wäre ein Erfolg in den USA, Mexiko und Kanada eine Art Wendepunkt für den neuen DFB-Kapitän.
Wendepunkte hatte Kimmich in seiner Karriere schon einige durchlebt. Auch beim FC Bayern. Galt er in München lange Zeit als Nachfolger-Favorit auf die Kapitänsbinde, wenn Manuel Neuer seine Karriere beendet, wandelte sich das Bild von Kimmich in den vergangenen Monaten merklich. Der 29-Jährige hatte keine feste Position mehr und war nicht mehr unumstritten. Seit der Ankunft von Trainer Vincent Kompany hat sich das erneut gewandelt: Kimmich ist im Mittelfeldzentrum gesetzt und ist mit konstant starken Leistungen wieder unumstrittener Führungsspieler im Team.
Mit Blick auf seine Vertragssituation beim Rekordmeister ergibt das eine andere Ausgangsposition. Die FCB-Bosse haben längst wieder betont, dass sie das zum Saisonende auslaufende Arbeitspapier mit Kimmich unbedingt verlängern wollen und ihn wieder als "Kapitän der Zukunft" betrachten.
Wann ist der Kimmich endlich weg?
Konkrete Fortschritte in den Verhandlungen drangen bislang aber nicht in die Öffentlichkeit. Stand jetzt, kann Kimmich als ablösefreier Spieler frei wählen, wo er ab Sommer 2025 Fußball spielen möchte. Auf der Pressekonferenz am Mittwoch vor dem Duelle mit Bosnien und Herzegowina (Samstag, 20:45 Uhr) wurde Kimmich nach dem Stand der Dinge befragt.
Der 29-Jährige gab sich dabei reflektiert, ohne zu viel preisgeben zu wollen. Klar machte er nur, dass eine Entscheidung noch nicht gefallen sei. "Das ist natürlich eine sehr interessante und spannende Frage", begann Kimmich. "Mit dem Verein sind wir da im Austausch. Und das wird auch weiterhin so sein. Ich werde auch meine Gedanken mit dem Verein teilen, weniger mit euch [Medien]", so Kimmich weiter. Der dann auch auf seine aktuelle Situation im Verglich zu der vor wenigen Wochen zu sprechen kam.
"Wir wissen ja auch, wie meine Situation vor acht bis zehn Wochen noch war. Da hatte man das Gefühl: 'Wann ist der Kimmich endlich weg?' Jetzt sehen wir, wie schnell es im Fußball gehen kann. Acht oder zehn Wochen später sieht das ganze wieder ein bisschen anders aus. Dementsprechend für mich natürlich eine sehr, sehr wichtige Entscheidung in meiner Karriere", fuhr Kimmich fort.
"Es sollte wohlüberlegt sein. Natürlich spielt da die Vergangenheit ein bisschen eine Rolle", so Kimmich, der vor allem in der Zeit, in der das Duo Kahn/Salihamidzic das Sagen hatte, zu wenig Rückhalt beim FC Bayern beklagte. Entscheidender sei für ihn aber der Blick nach vorne: "Aber vor allem dann auch die Zukunft. Und das werde ich mir überlegen."
An Optionen wird es dem 29-Jährigen nicht mangeln. So ziemlich jeder Topklub in Europa dürfte Kimmichs Situation genau im Blick haben. Als ablösefreier Spieler stünden ihm zahlreiche lukrative Türen offen. Am Ende läuft es auf die Entscheidung hinaus: Will Kimmich noch einmal im Ausland spielen - oder sieht er sich weiter als Leader beim FC Bayern?
Gefallen zu sein scheint die Entscheidung noch nicht. Dass es im Fußball schnell gehen kann, unterstreicht nicht erst der Fall Kimmich.