Setzt Bayern-Trainer Alex Straus zu sehr auf die gleichen Spielerinnen?

Der FC Bayern befindet sich momentan in einer kleinen Krise. Liegt das auch an Trainer Alex Straus, der nur selten auf seine Ersatzspielerinnen setzt?
Gegen den Freiburg lag der FCB zurück und konnte in der Nachspielzeit noch ein Unentschieden rausholen
Gegen den Freiburg lag der FCB zurück und konnte in der Nachspielzeit noch ein Unentschieden rausholen / Daniela Porcelli/GettyImages
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Beim FC Bayern läuft es in den letzten Wochen nicht so rund wie gewohnt. Gegen den VfL Wolfsburg verloren die Münchnerinnen, gegen Eintracht Frankfurt gab es ein Unentschieden - alles keine Schande, denn die SGE und der VfL sind starke Teams, aber auch gegen vermeintlich schwächere Gegner tut sich der FCB derzeit schwer.

Am Freitagabend gab es ein 2:2 gegen Freiburg, in der Nachspielzeit rettete der FCB noch einen Punkt, doch die Stärken der letzten Saison kann die Mannschaft von Alex Straus in den letzten Wochen nur noch selten auf den Platz bringen.

Zu oft kassieren die Münchnerinnen Gegentore, zu selten nutzen sie klare Chancen vor dem Tor und zu selten erspielen sie sich derzeit gute Möglichkeiten. Setzt der Bayern-Trainer auch zu selten auf seine Ersatzspielerinnen?

Es können eben immer nur elf Spielerinnen aus einer Mannschaft auf dem Feld stehen. Die meisten Mannschaften haben zwischen 22 und 27 Spielerinnen. Dass die meisten Trainer eine Vorstellung von ihrer Startelf haben, gehört zum Fußballgeschäft, aber es geht darum, die richtige Balance zu finden. Die scheint beim FC Bayern derzeit zu fehlen.

Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein - nicht zu viele Superstars, aber auch nicht zu wenige - ein familiäres Gefühl, aber auch der Konkurrenzkampf darf nicht zu kurz kommen. Bei der Kaderplanung muss viel beachtet werden, um eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die in allen drei Wettbewerben ganz vorne mitspielt, denn genau das strebt der FC Bayern an. Mit zweiten Plätzen gibt man sich in München nicht zufrieden, man will immer das Maximum erreichen.

Der Kader des FC Bayern besteht aus 27 Spielerinnen, darunter sind allerdings auch einige Verletzte. Deutlich wird aber auch, dass Trainer Alex Straus eine Vorliebe für die gleiche Startelf hat und meist nur durch Verletzungen erzwungene Änderungen in der Startformation vornimmt. Auch ist Straus nicht für frühe und viele Wechsel bekannt.

Dichter Spielkalender - ein Grund für die leichte Krise der Bayern?

In den letzten drei Jahren fand in jedem Sommer ein Turnier statt. Im Jahr 2022 fand die Europameisterschaft statt, an der die meisten Spielerinnen des Vereins teilnahmen, im Jahr 2023 die Weltmeisterschaft, bei der ebenfalls viele Spielerinnen des Vereins einen anstrengenden Sommer hatten. In diesem Sommer fanden die Olympischen Spiele statt, an denen die deutsche Nationalmannschaft teilnahm. Im nächsten Sommer steht die nächste Europameisterschaft an.

Der dichte Spielkalender führt zu Erschöpfung und Müdigkeit bei den Spielerinnen. Ohne Rotation müssen die Spielerinnen immer wieder über ihre Grenzen gehen, bis irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem es nicht mehr geht.

Die körperliche und mentale Erschöpfung könnte ein entscheidender Punkt für die Formkrise der Münchnerinnen sein. Ganz verhindern kann man sie nicht, aber mit dem richtigen Händchen bei der Rotation wäre es sicher möglich, den Spielerinnen wieder mehr Energie zu entlocken. Denn nicht nur der Körper leidet, auch die Leistung lässt bei Erschöpfung nach. Es liegt auch an Straus, zu erkennen, wann Spielerinnen eine Pause brauchen und wie sie dann am besten zu ersetzen sind. Dafür brauchen die Ersatzspielerinnen aber auch Spielpraxis, die sie beim FC Bayern nur selten bekommen.

Als Trainer möchte man seine stärkste Elf auf dem Platz haben. Oft spielen auch Verletzungen eine Rolle. In dieser Saison hat der FC Bayern schon viele Verletzte zu beklagen und muss auf Spielerinnen wie Lena Oberdorf und Katharina Naschenweng oft monatelang verzichten. All das macht Straus’ Aufgabe nicht leichter.

Die Ersatzspielerinnen kriegen nur selten Einsatzminuten

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Ersatzspielerinnen nicht sofort ihre beste Leistung zeigen können, wenn sie zum Einsatz kommen. Im Sommer wurde Julia Zigiotti Olme verpflichtet, die in der Liga nicht einmal 30 Minuten gespielt hat. Ebenso Magou Doucouré, die bisher keine einzige Minute auf dem Platz stand. Den beiden Spielerinnen war sicherlich klar, dass Straus in ihnen wohl keine Stammspielerinnen sieht, aber so wenig Einsatzzeit wird auch an ihnen nicht spurlos vorbeigehen. Für den FC Bayern zu spielen ist für viele Spielerinnen sicherlich eine Ehre und das viel beschworene familiäre Umfeld ein schöner Bonus, aber für Leistungssportlerinnen nicht genug. Am Ende stellt sich für viele die Frage, ob sie nicht lieber zu einem kleineren Verein wechseln, bei dem sie mehr Einsatzminuten bekommen.

Der Kader ist zwar nicht klein, aber bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die zweite Reihe nachlässt. Oft kann Straus zwar noch große Namen von der Bank bringen, aber die Qualität in der Breite ist bei weitem nicht so hoch wie beim FC Barcelona. Umso wichtiger ist es, die Ersatzspielerinnen und den Nachwuchs aus den eigenen Reihen aufzubauen und zu fördern.
In Zukunft müssen sich die Verantwortlichen auch überlegen, ob sie den Kader mit weiteren Hochkarätern verstärken wollen, auch wenn viele Superstars in einer Mannschaft ein Risiko darstellen.

Auch wenn Straus als Trainer unter besonderer Beobachtung steht, ist er nicht allein für alles verantwortlich, was auf dem Platz passiert. Auch die Spielerinnen müssen unter die Lupe genommen werden. Können sie im Moment ihr ganzes Potenzial abrufen? Was können sie tun, um wieder in die Spur zu kommen?

Straus und sein Team haben in der vergangenen Saison gezeigt, dass sie auch aus schwierigen Zeiten herauskommen können. Nun liegt es an der gesamten Mannschaft, diese Kraft und Energie wieder zu finden, um so schnell wie möglich wieder große Siege zu feiern. Viel Zeit bleibt allerdings nicht, denn Frankfurt, Wolfsburg und Leverkusen sind in guter Form und wollen die Schwächephase des Titelverteidigers sicher ausnutzen.


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