Sahin übt harte Kritik an seinen Spielern - Rückendeckung von Matthäus für BVB-Coach
Von Simon Zimmermann
Die schlechteste Hinrunde seit zehn Jahren. Ein 2:4-Debakel bei Bundesliga-Neuling Holstein Kiel. Nur Platz zehn nach der ersten Saisonhälfte. Borussia Dortmund befindet sich in einer Krise und droht das so wichtige Minimalziel Champions-League-Qualifikation zu verpassen.
Im Fokus der Kritik steht wie üblich der Trainer. Nuri Sahin hatte den Posten im Sommer von Edin Terzic übernommen, nachdem er ein halbes Jahr als Co-Trainer unter Terzic arbeitete. Zuvor hatte Sahin nur in der Türkei bei Antalyaspor Erfahrungen als Chefcoach sammeln können.
Entsprechend war es für die BVB-Bosse ein gewisses Wagnis, den 36-Jährigen zu befördern. Noch scheint man in Dortmund auch nicht bereit zu sein, dieses Wagnis als gescheitert anzusehen. Wohl auch, weil die Zukunft einiger Bosse laut Bild mit Sahin eng verknüpft ist. Allen voran die von Sportdirektor Sebastian Kehl.
Rückendeckung bekommt Sahin nun auch von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus: "Man kann ihm ganz sicher das eine oder andere vorwerfen, aber man hat von Anfang an von seinem Alter gewusst."
Matthäus hielt gegenüber RTL/ntv zwar fest, dass Sahin "natürlich Fehler" gemacht habe und "unter Beobachtung" stehe. Dennoch seien auch andere Faktoren für die sportliche Schieflage verantwortlich. "Die Mannschaft ist ja gar nicht so schlecht aufgestellt. Aber man sieht, wenn vier, fünf Spieler fehlen, dann fehlt was in der Breite und vor allem in der Defensive", so der 63-Jährige.
Sahin-Kritik an Führungsspielern: "Jule Brandt ist einer dieser Spieler"
Für Sahin und den BVB geht es nach dem missglückten Hinrundenabschluss schon am Freitagabend mit dem schweren Auswärtsspiel in Frankfurt weiter. Für Sahin und sein Team ist das Duell aber auch eine Chance, die Trendwende einzuleiten - und den Rückstand auf die SGE zu verkürzen.
Zur optimalen Vorbereitung war die Borussia direkt von Kiel nach Frankfurt gereist, um dort eine Art Mini-Trainingslager abzuhalten. Sahin dürfte die Zeit nutzen, um seiner Mannschaft auf den Zahn zu fühlen. "Die Leistung war ehrlich gesagt so schlecht, da kannst du nicht alle elf Spieler auf einmal austauschen", meinte er auf der Pressekonferenz am Donnerstag.
"Wir werden nicht in Aktionismus verfallen. Klar ist aber, dass wir eine Reaktion zeigen müssen. Mit welchem Personal auch immer", hielt Sahin fest. Auf Nachfrage, wer die Reaktion auf dem Platz vorantreiben müsse, wurde der BVB-Coach noch deutlicher. Und zählte vor allem seine Stars an: "Jeder Führungsspieler, der sich als Führungsspieler, sieht, muss vorangehen. Es ist Fakt, dass wir in Kiel zu viele Baustellen auf dem Platz hatten. Gerade von den Führungsspielern erwarte ich, dass sie in dieser Situation das Heft in die Hand nehmen und auf dem Platz Klartext sprechen. Da haben wir es definitiv vermissen lassen. Ich habe kaum eine Leistung gesehen, die dem Anspruch gerecht wurde, 'Ja, ich bin Führungsspieler'."
Gemeint war damit explizit auch Vize-Kapitän Julian Brandt. "Jule Brandt ist einer dieser Spieler. Ich hatte ein Gespräch mit Jule. Er ist sich der Lage bewusst und will mit anpacken. Er ist selbstkritisch mit sich selbst umgegangen nach dem Spiel. Aber das ist nicht nur Jule, wir hatten auch einige andere. Wir hatten bis auf Gittens nur A-Nationalspieler auf dem Platz und da kann ich von denen schon erwarten, dass wir anders auftreten."
Eine gute Nachricht gibt es im Vorfeld des Duells gegen die Eintracht aber auch. Alle zuletzt kranken Spieler sind wieder fit. Das gilt auch für Karim Adeyemi. Pascal Groß hat zudem seine Rotsperre abgesessen.