Sahin-Aus die logische Folge: So zerlegte sich der BVB selbst
Von Franz Krafczyk
Der BVB kommt in diesen Tagen und Wochen einfach nicht zur Ruhe. Während auf dem Platz alle vier Pflichtspiele zum Jahresauftakt verloren gingen, brodelt es auch intern gewaltig. Auch der Rauswurf von Trainer Nuri Sahin löst längst nicht alle Probleme der Schwarz-Gelben.
Die Probleme im Ruhrpott liegen tiefer: Erst im Sommer entschied man sich, mit der neuen Führungsmannschaft um Geschäftsführer Lars Ricken ein großes Risiko einzugehen. Schließlich trafen mit Ricken, Sportdirektor Sebastian Kehl und Kaderplaner Sven Mislintat drei Persönlichkeiten aufeinander, deren Verhältnis zueinander von Anfang an fraglich war.
Mislintat, der bereits von 2006 bis 2017 für den BVB tätig war, flog nach seiner ersten Amtszeit im Streit mit dem damaligen Trainer Thomas Tuchel aus dem Verein, erhielt aber im vergangenen Sommer eine zweite Chance. Diese hat der 52-Jährige offenbar nicht dazu genutzt, um den Verein zu stärken: Nach der Rückkehr des Kaderplaners sei in Dortmund kein Miteinander zu spüren, sondern ein "Klima des Gegeneinanders", so die Bild-Zeitung.
Zwischen Mislintat und Kehl sei schon lange kein Vertrauen mehr zu spüren - auch weil Mislintat über Kehl und Ex-Trainer Sahin schlecht geredet haben soll. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung soll er sich sogar für einen Rauswurf von Kehl und Sahin ausgesprochen haben.
Das dürfte auch mit Mislintats großem Ziel zusammenhängen: Zwar darf sich der gebürtige Dortmunder nicht mehr im Profileistungszentrum aufhalten, wo sich die Mannschaft rund um die Trainingseinheiten aufhält. Dennoch strebt Mislintat dem Bericht zufolge nach mehr Macht, möchte am liebsten schon bald Sportdirektor werden - und damit Kehl ablösen, dessen Vertrag erst kürzlich bis 2027 verlängert wurde.
Eine Verlängerung, die vor allem Mislintat nicht nachvollziehen konnte - und kein Blatt vor den Mund nahm. Was weiterhin für den Kaderplaner spricht, ist die Abwicklung von Sommertransfers wie Pascal Groß oder Waldemar Anton, die Kehl alleine wohl nicht geschafft hätte. Hier konnte der BVB vom großen Netzwerk Mislintats profitieren, der unter anderem schon in Stuttgart und England tätig war. Doch zu welchem Preis?
Der BVB hat sich sein eigenes Binnenklima zerstört, da er sich im Sommer für eine Konstellation in der Führungsebene entschied, die zum Scheitern verurteilt war. Ob Nuri Sahin als junger Trainer ohne große Krisenerfahrung in diesem Umfeld eine faire Chance bekommen konnte, ist äußerst fraglich.
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