Routine oder Talent? Gladbach lässt Torhüter-Frage offen
Von Simon Zimmermann

Die starke Serie von Borussia Mönchengladbach fand bei der 0:3-Heimpleite gegen den FC Augsburg ein jähes Ende. Eingeleitet wurde die deutliche Niederlage schon früh mit dem Platzverweis für Keeper Jonas Omlin, für den Nico Elvedi nach seinem zu kurz geratenen Rückpass die Verantwortung übernahm. "Ich nehme die Schuld für diese Niederlage ganz klar zu 100 Prozent auf mich. Das war ein schlechter Rückpass, es tut mir sehr leid für die Mannschaft und natürlich auch für Jonas. Das war spielentscheidend", erklärte der Schweizer nach dem Spiel (via Bild).
Nach rund 30 Minuten rückte mit Tobias Sippel die eigentliche Nummer vier zwischen die Pfosten. Der 36-Jährige musste in der zweiten Halbzeit drei Gegentore schlucken, bei denen er nicht immer glücklich aussah. Letztmals hatte Sippel vor zwei Jahren beim 0:3 in Leipzig ein Pflichtspiel für die Borussia absolviert. Dass der Routinier in seinem wohl letzten Profi-Jahr überhaupt nochmal zum Einsatz kam, war für Sippel selbst sehr überraschend.
Grund dafür ist die schwere Sehnenverletzung der eigentlichen Nummer eins Moritz Nicolas. Zudem wurde die Nummer drei Jan Olschowsky im Winter zu Drittligist Alemannia Aachen verliehen. "Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, überhaupt nochmal ins Tor zu kommen, schon verrückt, was gerade bei uns passiert. Yann Sommer vorher hat gefühlt acht Jahre durchgespielt und jetzt geht es ständig hin und her", gab Sippel nach Spiel ehrlich zu.
Gladbach lässt Torwartfrage offen - Sippel hat drei Youngster im Blick
Fohlen-Coach Gerardo Seoane muss jetzt entscheiden, ob er am kommenden Samstag gegen Heidenheim und womöglich auch noch eine Woche später gegen Mainz (sollte Omlin zwei Spiele gesperrt werden) weiter auf Sippel vertraut. Oder auf einen Torhüter-Youngster setzt. Die Entscheidung scheint zu Beginn der Woche noch offen zu sein. Sippel selbst sieht "noch drei sehr gute junge Keeper im Kader". Und fügte hinzu: "Der Trainer wird es entscheiden."
Gemeint sind damit Maximilian Brüll, Maximilian Neutgens und Tiago Pereira Cardoso. Die meiste Erfahrung aus dem Youngster-Trio besitzt Brüll, der in dieser Saison 13 Mal für die zweite Mannschaft im Tor stand. Der 22-Jährige kam im Alter von zwölf Jahren zur Borussia.
In der U23 teilt sich Brüll die Einsätze mit dem 20-jährigen Neutgens, der aus der Leverkusener Jungend zur Borussia wechselte. Neutgens kommt im Regionalliga-Team auf zehn Einsätze.
Cardoso ist mit 18 Jahren der jüngste Keeper, der infrage kommt. Cardoso spielt für die U19 der Gladbacher, wurde am Wochenende aber vorsorglich nicht eingesetzt. Der 18-Jährige stand bereits dreimal für die A-Nationalmannschaft von Luxemburg zwischen den Pfosten, besitzt demnach schon etwas Erfahrung im Herren-Bereich. Der 1,90 Meter große Keeper kam 2022 nach Gladbach und ist Kapitän der A-Jugend. Cardoso gilt als größtes Keeper-Juwel aus dem Fohlenstall.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Sippel die vermeintlich "sicherste" Option für Seoane bleibt. Immerhin hat der 36-Jährige 55 Einsätze in der Bundesliga und 169 Spiele in der 2. Liga vorzuweisen. Spielpraxis hat der Routiniern dagegen nicht. Die Lösung mit dem größten Risiko, aber auch mit der größten Chance auf eine Spitzenleistung wäre wohl Cardoso.
Geht es nach Elvedi, sollte Sippel im Tor bleiben: "Er ist ein Super-Torhüter, ich kenne ihn jetzt seit einem Jahrzehnt. Wir brauchen seine Hilfe - aber er braucht natürlich auch unsere."
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