Zwischen Bielefeld und Atlético: Auf den FC Bayern wartet eine unangenehme englische Woche
Von Florian Bajus

Am Samstagabend (18:30 Uhr) trifft der FC Bayern erstmals seit dem 18. April 2009 wieder auf Arminia Bielefeld. Gegen den Aufsteiger wird die Leistung der Mannschaft von Hansi Flick mit zweierlei Maß gemessen: Einerseits wird es darauf ankommen, die defensive Stabilität zu erhöhen, andererseits müssen ob der bevorstehenden englischen Woche so viele Körner wie möglich gespart werden.
Arminia Bielefeld, Atlético Madrid, Eintracht Frankfurt. Ein angenehmes Programm klingt anders, doch aufgrund des engen Spielplans muss der FC Bayern schon früh in der Saison in den sauren Apfel beißen.
Die Arminia ist mit vier Punkten in die Saison gestartet, kassierte vor der Länderspielpause eine 0:1-Niederlage bei Werder Bremen. Allein schon wegen der Kräfteverhältnisse ist zu erwarten, dass die Mannschaft von Uwe Neuhaus vorrangig das eigene Tor verteidigen und schmerzhafte Nadelstiche setzen will. Genau solch ein Spiel könnte den Bayern angesichts der kommenden Gegner besonders wehtun.
Vor der Länderspielpause waren die Münchner in der Defensive überraschend anfällig. In den Bundesligaspielen gegen 1899 Hoffenheim (1:4) und Hertha BSC (4:3) wurde beinahe jeder lange Ball gefährlich, bot der Gegner dann noch schnelle und robuste Stürmer auf, hatte Manuel Neuer einiges zu tun. Sieben Gegentore in zwei Spielen sind untypisch für die Flick-Bayern, zusammengerechnet mit dem Supercup gegen Borussia Dortmund (3:2) sind es sogar neun Gegentore in drei Partien.
Mehr Stabilität dank frischer Kräfte?
Über die Gründe für das schwache Umschaltverhalten konnte nur spekuliert werden: Handelte es sich um mentale Müdigkeit ob der (praktisch nicht vorhandenen) Sommerpause und des Triple-Erfolgs wenige Wochen zuvor? Waren die Spieler bereits nach zwei Pflichtspielen körperlich platt? Oder fallen die Bayern in alte Muster zurück?
Dahingehend wird das Spiel in Bielefeld weitere Erkenntnisse liefern. Immerhin: Sollte es sich um Müdigkeit gehandelt haben, kann Hansi Flick ab sofort die Belastung seiner Spieler dank der vier Neuzugänge im Transfer-Finale präziser steuern. Eric Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr hinterließen im DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Düren (3:0) einen ordentlichen Eindruck, auch Eigengewächs Jamal Musiala setzte positive Akzente. Douglas Costa hatte in den Halbräumen indes einige Schwierigkeiten, auch Mittelfeld-Neuzugang Marc Roca deutete an, dass er Zeit benötigen wird.
Wie kann Flick taktisch eingreifen?
Bis zum Jahresende wandern die Bayern aber auch aus einem anderen Grund auf einem schmalen Grat: Die Erfolgsserie soll fortgesetzt werden, das Dauerpressing wird die Mannschaft aber nicht so rigoros durchziehen können wie in der abgelaufenen Saison. In den kommenden Wochen wird es immer wichtiger, den Sack frühzeitig zuzumachen und zum Ende des Spiels ein paar Gänge herunterzuschalten, um so viele Kräfte wie möglich zu schonen.
Bielefeld, Atlético und Frankfurt werden es ihnen aber alles andere als leicht machen. Vielmehr werden alle drei Gegner der Mannschaft läuferisch alles abverlangen, Atlético und die Eintracht werden zudem wie gewohnt körperlich zu Werke gehen. Auch mit Blick darauf wird Flick eine Strategie entwickeln müssen, um die Spiele so schadlos wie möglich zu überstehen.
Der Triple-Trainer steht vor einer großen Herausforderung. Er wird viel rotieren müssen, um die Belastung der Spieler in Schach zu halten. Genauso wird er taktisches Feintuning betreiben müssen: Wie kann die Mannschaft weiterhin dominant auftreten, ohne sich selbst in jedem Spiel alles abzuverlangen? Ob der vielen englischen Wochen können taktische Konstrukte nicht akribisch einstudiert werden, aber in den Vorbesprechungen und an der Seitenlinie kann Flick immer wieder Anweisungen geben.
Der Blick richtet sich von Spiel zu Spiel, nach hinten oder weit nach vorne zu gucken ist ohnehin nicht möglich, wenn alle drei Tage ein neuer Gegner vor der Brust steht. In einigen Wochen wird es dennoch interessant zu analysieren sein, wie gut sich die Bayern geschlagen haben werden. Ausrutscher sind zu erwarten - bleibt nur abzuwarten, wie viele sich der Rekordmeister leisten wird.