Zusammengewürfelte DFB-Elf: Gewinner & Verlierer vom Sieg über Tschechien
Von Simon Zimmermann

Mit einer Notelf hat die deutsche Nationalmannschaft am Mittwochabend in Leipzig mit 1:0 gegen Tschechien gewonnen. Ridle Baku und Philipp Max standen dabei als Debütanten in der Startelf von Bundestrainer Jogi Löw. Das Duo gehört zu den Gewinnern des Testspiels. Zu den Verlierern zählen dagegen zwei Borussen:
Die Gewinner beim DFB-Team
1. Florian Neuhaus
In Abwesenheit von Joshua Kimmich, Toni Kroos und Emre Can hat sich Florian Neuhaus als Alternative für das zentrale Mittelfeld aufgedrängt. Der 23-Jährige war der beste Mann auf dem Platz, überzeugte mit seiner Dynamik und Ballsicherheit. Bei seinem Pfostenkracher in der zweiten Halbzeit hatte Neuhaus Pech - ansonsten hätte er seinen zweiten Treffer im zweiten Länderspiel feiern können.
Der Gladbacher hat deutlich untermauert, dass ihm in der Mittelfeldzentrale die Zukunft in der deutschen Mannschaft gehört. In dieser Form muss Neuhaus mit zur EM im Sommer fahren!
2. Philipp Max
Endlich, mögen viele Fans gedacht haben. Endlich hatte Joachim Löw ein Einsehen und berief Philipp Max in seinen Kader. Eine Nominierung, die seit Jahren überfällig gewesen war.
Warum, zeigte Max bei seinem ersten Auftritt für Deutschland. Defensiv kaum gefordert, mit starken Aktionen im Gegenpressing, demonstrierte er offensiv, was ihn am meisten ausmacht: Schnörkellos, mit einem tollen linken Fuß gesegnet, bereitete er den Siegtreffer vor und sorgte für einige weitere Gefahrenmomente.
Max muss in der Hierarchie klar vor Nico Schulz stehen, Herr Bundestrainer!
3. Ridle Baku
Max' Pendant auf der rechten Seite war mit dem Neu-Wolfsburger Ridle Baku ebenfalls ein Debütant. Der 22-Jährige machte seine Sache ordentlich, hatte auf seiner Seite offensiv häufig Freiräume - vor allem nach schnellen Verlagerungen.
Auffällig: Bakus gute Technik und erster Kontakt nach den Diagonalbällen (meist von Rüdiger). Baku hat in jedem Fall Zukunftspotenzial! Dass er ab und an etwas nervös wirkte und ihm einige Abspielfehler unterliefen - geschenkt!
4. Kevin Trapp
In seinem fünften Länderspiel blieb Trapp erstmals ohne Gegentor. Seine tolle Reaktion in der Schlussphase sicherte der deutschen Mannschaft den Sieg. Ohne sonst wirklich gefordert zu sein, dürfte der SGE-Keeper seine Position in der Nationalmannschaft zumindest leicht gestärkt haben. Im Duell mit Bernd Leno um die Nummer drei bei der EM scheint Trapp aktuell leicht die Nase vorn zu haben.
Die Verlierer beim DFB-Team
5. Julian Brandt
Aus diesem Julian Brandt wird man einfach nicht schlau. Potenzial für zwei hat er ja, zu sehen bekommt man immer nur Bruchteile davon. Welt- und Kreisklasse wechseln sich immer wieder ab - leider ging die Waage am Mittwochabend zu häufig in Richtung Kreisklasse. So wie bei seinem katastrophalen Abschluss frei vor dem tschechischen Gehäuse, als er den Ball gefühlte 100 Meter über das Tor jagte.
Viel zu häufig schlampig, viel zu viele unnötige Ballverluste - in einer gut besetzten deutschen Offensive (wenn alle fit sind), braucht es einen Brandt in dieser Form nicht.
6. Nadiem Amiri
A propos braucht es nicht im DFB-Team: Nadiem Amiri kam früh für den am Oberschenkel verletzten Jonas Hofmann ins Spiel. Der Leverkusener war stets bemüht, wie man so schön sagt. Klar und deutlich wurde aber auch: Amiri hat schlicht nicht die Klasse, um deutscher A-Nationalspieler sein zu dürfen.
Dieses harte Urteil liegt nicht an seiner vergebenen Doppelchance. Es wurde einfach bei den meisten seiner Aktionen offensichtlich. Nicht falsch verstehen, Amiri ist durchaus ein solider Bundesligaspieler, der selbst bei einem Topteam wie Bayer Leverkusen seine Daseinsberechtigung hat - mehr aber dann auch nicht.
7. Nico Schulz
Schulz kam nach knapp 70 Minuten für Max in die Partie. Warum eigentlich? Das kann nur Joachim Löw beantworten...
In der Linksverteidiger-Hierarchie sollte Schulz endgültig hinter Halstenberg, Gosens und Max auf Rang vier abgerutscht sein - und damit bei der EM im Sommer eher kein Thema mehr für den Kader werden.
8. Luca Waldschmidt
Waldschmidt, der Siegtorschütze als Verlierer? Ja, richtig! Denn außer seinem Tor war die Leistung des Benfica-Angreifers schlicht untauglich. Fast jeden Ball verlor der 24-Jährige, kaum ein Pass fand den Mitspieler. Gerade in diesem Spiel hätte es einen Stürmer gebraucht, der die Bälle festmachen kann - Waldschmidt konnte das überhaupt nicht.
Und eben jene Attribute wären so wichtig für einen Angreifer im DFB-Team. Denn einen echten Neuner sucht man im Kader vergeblich. Für Waldschmidt eigentlich die Gelegenheit, sich für die EM unverzichtbar zu machen. Dass er dennoch mitfahren wird, liegt vor allem am Mangel an Alternativen - aber auch an Waldschmidt durchaus vorhandenen Qualitäten im Abschluss.