Bericht legt dunkle Zahlen offen: Zu wenig Frauen in Führungspositionen im Männerfußball

Es ist keine Überraschung, aber ein Bericht, der der F.A.S. vorliegt, regt zum Nachdenken an: Im deutschen Profifußball mangelt es nach wie vor an Frauen - Männer dominieren nach wie vor das Geschäft.
Christina Rühl-Hamers (l.)
Christina Rühl-Hamers (l.) / Ralf Ibing - firo sportphoto/GettyImages
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Im männerdominierten Fußballgeschäft haben es Frauen nicht leicht. Sexismus beginnt nicht erst in den Führungsetagen, sondern für viele schon in der Kindheit. Noch immer werden Mädchen und Frauen für ihre Fußballbegeisterung belächelt und verspottet. Vorurteile gegen Frauen im Fußball sind noch immer sehr präsent: "Wenn es darum geht, eine weibliche Führungskraft einzustellen, ist die Kompetenzvermutung oft weiterhin nicht da", sagte Katja Kraus unlängst der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Und sie fügte hinzu: "Vorurteile sind manifest. Dass Frauen das Spiel verstehen oder eine Gremiensitzung professionell leiten, wird noch immer nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet." Die frühere Nationaltorhüterin war 2003 beim Hamburger SV die erste Frau, die in den Vorstand eines Fußball-Bundesligisten einzog.

Sicherlich interessieren sich immer noch mehr Männer als Frauen für Fußball, aber es gibt genügend Frauen, die sich genauso für den Sport interessieren und sich auch beruflich eine Zukunft im Fußballgeschäft vorstellen könnten. Vorbilder in Führungspositionen gibt es jedoch kaum. Gerade für junge Mädchen ist es wichtig zu sehen, dass Frauen auch in einer von Männern dominierten Branche erfolgreich sein können. Auch Jungen profitieren davon, wenn sie in einer Welt aufwachsen, in der ihnen vermittelt wird, dass Männer nicht automatisch besser für eine Position geeignet sind als Frauen.

Der F.A.S. liegt ein Bericht vor, der die erschütternden Zahlen nennt und einmal mehr zeigt, dass es im deutschen Männer-Profifußball ein großes Diversitätsproblem gibt. Die gemeinnützige GmbH FKM ("Fußball kann mehr") erstellte den Bericht über die Lage während der vergangenen Bundesliga-Saison 2023/24. Vorbild für die Befragung war die AllBright-Stiftung, die "erhebt und in Rankings festhält, wie viele Frauen in Führungspositionen in Dax-notierten Unternehmen und inzwischen auch in Familienunternehmen arbeiten". An der Befragung haben sich 32 der 36 Erst- und Zweitligisten beteiligt. Nicht teilgenommen haben die beiden Erstligisten Leverkusen und Kiel sowie die Zweitliga-Vereine Wehen Wiesbaden und Darmstadt. 

Von den 32 Vereinen hatten 28 im Erhebungszeitraum Mai und Juni 2024 keine Frau in der hauptamtlichen operativen Führungsebene. Werder Bremen, Heidenheim, St. Pauli und Schalke sind die einzigen Vereine mit mindestens einer Frau im Top-Management. In 15 Vereinen bestand das Kontrollgremium, das für die Bestellung und Abberufung des Top-Managements zuständig ist, nur aus Männern. Weiter heißt es: "Und in fünf Vereinen, die an der Befragung teilgenommen haben, sind auch in Führungspositionen, die direkt an das Top-Management berichten („direct reports“), keine Frauen angestellt.“

Die Frauenquote im Topmanagement der Bundesligisten liegt demnach bei 7,1 Prozent - eine schwarze Zahl für den deutschen Fußball, der auch international hinten liegt: "Die deutschen Unternehmen liegen im internationalen Vergleich beim Thema Chancengleichheit und Diversität in der Führung schon weit zurück, aber die Fußballbranche steht noch mal deutlich krasser da“, so wird Wiebke Andersen, die Ko-Geschäftsführerin der AllBright-Stiftung, in dem Bericht zitiert. 

Zwar sind die Quoten in den Kontrollgremien mit 11,8 Prozent und in der zweiten Führungsebene mit 19,3 Prozent höher als im Top-Management, doch mangelt es auch dort deutlich an Vielfalt. Klar ist, dass sich das Diversitätsproblem im deutschen Fußball nicht von heute auf morgen lösen lässt. Dennoch sollten alle Beteiligten nach Wegen suchen, um für eine diversere Zusammensetzung der Führungsebene in den Profivereinen zu sorgen.