Worauf es im Manchester-Derby ankommen wird
Von Stefan Janssen
Das wäre natürlich mal wieder eine besondere Geschichte, wenn Manchester United seinen Stadtrivalen Manchester City stürzt und die Serie von 21 Pflichtspiel-Siegen in Folge an diesem Sonntag beendet. Chancenlos sind die Red Devils nicht, sind sie selbst doch seit zehn Spielen unbesiegt. Zudem haben sie auswärts in der Premier League noch überhaupt nicht verloren. Die Zeichen für ein echtes Spitzenspiel sehen demnach gut aus. Darauf wird es heute ankommen:
1. Das Duell der Mittelfeld-Strategen
Auch ohne Kevin de Bruyne hat Manchester City Spiel um Spiel gewonnen, doch es ist wohl unumstritten, dass der Belgier im Mittelfeld unheimlich wichtig ist für die Skyblues. De Bruyne hat seinen Wert auch in großen Spielen längst unter Beweis gestellt und hat das Uniteds Bruno Fernandes noch voraus. Der spielt mit 26 Scorerpunkten in 27 Einsätzen in der Premier League zwar zahlenmäßig eine klasse Saison, doch gegen die Top-Teams ist der 26-Jährige zu häufig blass geblieben und erzielte nur einen Treffer nach Strafstoß beim 1:6 gegen Tottenham. Wenn United eine Chance haben will, braucht es auch endlich einen Bruno Fernandes in Bestform gegen ein Spitzenteam.
2. Welches Abwehrbollwerk hält?
Manchester Uniteds Offensive ist in den vergangenen Spielen komplett eingeschlafen: In den vorherigen drei Pflichtspielen gab es keinen einzigen Treffer, alle drei Partien endeten 0:0. Dieser großartig besetzte Angriff muss gegen die mit Abstand beste Defensive der Liga irgendwie wieder in die Spur finden. Auf der Gegenseite haben die Red Devils aber selbst auch eine stabile Abwehr, die in den vergangene sieben Spielen nur zwei Gegentore zugelassen hat. Das Hinspiel endete folgerichtig 0:0 und eine riesengroße Überraschung wäre es jetzt nicht, wenn es am Sonntag genauso läuft, denn beide Abwehrreihen sind einfach so gut. Wer ein Tor schießt, könnte schon auf einem guten Weg sein.
3. In Führung gehen
Manchester City hat bisher erst zwei Punkte geholt, wenn das Team in Rückstand geraten ist. Das liegt natürlich auch daran, dass die Citizens kaum mal in Rückstand geraten (erst vier Mal in der Premier League in dieser Saison), aber zeigt auch, dass dann für den Gegner was möglich ist. Zudem ist Manchester United bei eigener Führung stark und gab erst sieben Punkte ab. Schaffen die Red Devils das 1:0, stehen die Chancen also ziemlich gut. Schaffen sie es nicht, geht es aber ins Gegenteil: City war sechs mal öfter in Führung als United und verspielte ebenfalls nur sieben Zähler. Nicht nur wegen der Defensive, sondern auch statistisch gilt: Das erste Tor kann schon entscheidend sein.
4. United braucht effektive Konter
Manchester City unter Pep Guardiola ist eine Mannschaft, die ständig den Ball haben will und die ihn kaum hergibt. Manchester United konnte in den bisherigen Duellen in dieser Saison im Ballbesitz ganz gut mithalten, wird aber trotzdem eher hinterher laufen müssen. Wenn die Kugel dann mal erobert wurde, muss es schnell und zielstrebig nach vorne gehen. Gegen eine geordnete City-Defensive geht nicht viel. "Geschwindigkeit, Power und schnelle Angriffe" seien ohnehin "die Kultur" des Teams, wie Trainer Ole Gunner Solskjaer sagte (via Manchester Evening News). Das muss es am Sonntag auch sein.
5. Ist ein Derby ohne Fans ein Derby?
Das Etihad-Stadium wird am Sonntag natürlich mal wieder keine Fans beherbergen, auch das dritte Pflichtspiel-Duell der beiden Klubs aus Manchester wird ein Geisterspiel. Kommt dann überhaupt richtig Derby-Atmosphäre auf? Im Vorjahr gewann United beide Stadtduelle noch vor Zuschauern und dieses auf dem Papier etwas schwächere Team könnte diese zusätzliche Energie durch ein vollbepacktes Stadion sicher gut gebrauchen. Jedenfalls waren die beiden Auftritte in dieser Saison gegen City ohne Fans recht trostlos. United muss Emotionen in dieses Spiel bekommen.