Wontorra will nicht in den Aufsichtsrat von Werder Bremen zurückkehren: "Nur wenig Streitkultur vorhanden"

Von 1999 bis 2003 saß Jörg Wontorra im Aufsichtsrat von Werder Bremen
Von 1999 bis 2003 saß Jörg Wontorra im Aufsichtsrat von Werder Bremen / Joerg Koch/Getty Images
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Im Interview mit dem Weser-Kurier hat TV-Journalist Jörg Wontorra den Aufsichtsrat von Werder Bremen scharf kritisiert. Der 71-Jährige bemängelte ein zu harmonisches Miteinander. Eine Rückkehr könne er sich aufgrund dessen nicht vorstellen.

Von 1999 bis 2003 gehörte Wontorra dem Bremer Aufsichtsrat an, eine Rückkehr kommt für ihn nach seinem Ende bei Pay-TV-Sender Sky nicht in Frage: "Im Augenblick kann ich mir das nur schwer vorstellen. Zum einen ist der Aufsichtsrat gut besetzt. Zum anderen habe ich in meiner Zeit in dem Gremium gemerkt, dass es spannender ist, Werder von außen zu begleiten. Da bin ich freier von Zwängen, denen man als Mitglied des Rats unterliegt", sagte er dem Weser-Kurier.

Der 71-Jährige vermisst eine Streitkultur beim Bundesligisten: "Häufig muss man sich im Aufsichtsrat diplomatisch geben. Kritisch konstruktiv zu beobachten geht als Journalist wesentlich einfacher. Bei Werder, und dazu gehört auch der Aufsichtsrat, ist nur wenig Streitkultur vorhanden. Das könnte auch eins der Probleme gewesen sein, die zu der verkorksten Saison geführt haben."

Kritik an der Geschäfstführung - Umbruch nicht in Sicht

Für die Zukunft müsse "diese friedliche Umarmungsmentalität" aufgebrochen werden, sagte Wontorra. "Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb – dieses System ist für Wirtschaftsunternehmen, die Bundesligisten ja sind, nicht geeignet." Auch die Geschäftsführung nimmt er im Rahmen seiner Kritik in die Pflicht: "Dort ist nach meinem Eindruck viel zu harmonisch, viel zu wenig selbstkritisch agiert worden. Das ist das größere Problem."

Die abgelaufene Saison beendete Werder auf dem 16. Tabellenplatz, erst in der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim (0:0 ; 2:2) feierte die Mannschaft von Florian Kohfeldt den Klassenerhalt. Den daraufhin angekündigten Umbruch lasse der Klub vermissen, kritisierte Wontorra: "Was mir fehlt, ist eine klare Ausrichtung des Vereins. Und trotz einiger Veränderungen spüre ich keinen Aufbruch. Das macht mich schon ein bisschen traurig." Mit den entlassenen Co-Trainern Thomas Horsch und Ilia Gruev seien lediglich "zwei Bauernopfer gefunden worden, mehr nicht. Das ist viel zu wenig."