Woltemade begründet Werder-Abschied: "Will merken, dass man erwachsen wird"
Von Oscar Nolte
Gebürtiger Bremer und seit 2010 Teil des SV Werder: mit gerade einmal 22 Jahren ist Nick Woltemade am Osterdeich schon ein halbes Urgestein. Am Saisonende wird der Stürmer den Verein allerdings verlassen. Woltemade hat sich gegen eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrag entschieden, übereinstimmenden Medienberichten zufolge zieht es ihn zum VfB Stuttgart.
Nach seiner Zukunftsentscheidung wurde Woltemade zuletzt für Werder plötzlich wichtig, stand in den letzten fünf Spielen in der Startelf und erzielte zwei Treffer. Im Interview mit dem kicker betonte der 22-Jährige, dass er überrascht von seiner plötzlichen Rolle im Team war. "Ich rechne es Ole Werner sehr hoch an, dass er weiter sehr fair mit mir ist. Und ich habe es dann ja auch bestätigt. Die Einsätze gab es nicht umsonst", sagte Woltemade.
Seine Entscheidung gegen Werder hat vor allem zwei Gründe: der Wunsch nach Veränderung sowie das fehlende Gefühl einer Perspektive am Osterdeich. "Es war ja keine Entscheidung, die ich plötzlich so getroffen habe. Das hat sich schon über einen längeren Zeitraum verfestigt", unterstrich Woltemade in dem Zuge. "Werder war immer mein Ansprechpartner Nummer eins - doch dadurch, dass ich ablösefrei bin, ist es logisch, dass ich dann auch mit anderen Vereinen gesprochen habe. Und da war dann das richtige Gefühl dabei."
Dass Woltemade bei Werder die Perspektive fehlt, kristallisierte sich in den vergangenen Monaten immer wieder heraus. Dass sich der Verein letztlich doch um ihn bemühte, kam für Woltemade zu spät. "Die Verantwortlichen haben sich um mich bemüht, die Wertschätzung war absolut da. Aber mein Eindruck ist jetzt nicht unbedingt nur durch die aktuelle Saison entstanden, sondern auch durch die Zeit davor. Da hätte man sich vielleicht ab und zu mehr Unterstützung und Überzeugung gewünscht", sagte der 22-Jährige.
Er habe von den Verantwortlichen "nie gefordert, dass ich damals jedes Spiel machen muss. Ich wusste die Situation schon selbst einzuschätzen. Aber dieses Gefühl, dass man dem Verein auch sportlich wichtig ist und dass es mit mir einen langfristigen Plan gibt, war zumindest vor dieser Spielzeit nach meinem Empfinden nicht immer da."
Und dann ist da noch der Wunsch, nach über 20 Jahren in Bremen eine neue Erfahrung zu machen. "Es war auch so, dass ich einfach gerne raus wollte aus Bremen und meinem gewohnten Umfeld", so Woltemade. "Ich lebe seit 20 Jahren hier, kenne alles, die ganze Stadt, jeden Stadtteil. Ich wollte wieder was Neues sehen. Ich kann jetzt nicht mal in zehn Minuten zu meinen Eltern fahren, sondern ich weiß: Ich bin auf mich allein gestellt. Ich will merken, dass man älter, dass man erwachsen wird."
Erwachsen werden will Woltemade aller Voraussicht nach in Stuttgart. Die Spur führt ganz klar zum VfB, mit dem Woltemade in der kommenden Saison sogar in der Champions League spielen wird.