WM-Vorschau: Die beste Aufstellung von Kamerun
Von Dominik Hager
Die unzähmbaren Löwen aus Kamerun sind auch 2022 wieder bei der WM mit dabei. Zwar gehören die Kameruner in diesem Jahr eher zu den Außenseitern, jedoch lohnt es sich dennoch, einen Blick auf den Kader zu werfen. Der ein oder andere interessante Spieler befindet sich in diesem durchaus.
1. Tor:
Im Tor finden wir mit Inter-Keeper André Onana einen der prominentesten Kameruner wieder. Der 26-Jährige gehörte vor ein paar Jahren als Ajax-Keeper zu den größten Torwart-Talenten überhaupt. Dann geriet seine Karriere jedoch aufgrund eines Doping-Vergehens in Schieflage. Nun ist Onana jedoch wieder im Spielrhythmus, wenngleich er bei Inter Mailand nicht alle Spiele absolvieren darf und sich den Job mit Handanovic teilen muss. Internationale Klasse besitzt der Keeper definitiv, weshalb er eine der Trumpfkarten Kameruns ist. Einen hochkarätigen Ersatz sucht man vergeblich.
2. Abwehr:
Der größte Abwehr-Star Kameruns ist eigentlich unumstritten Liverpool-Akteur Joel Matip. Der 31-Jährige läuft aber schon lange nicht mehr für die Nationalmannschaft auf, was selbstredend schwer ins Gewicht fällt. Die Rolle als Abwehrchef muss daher der gleichalterige Michael Ngadeu übernehmen, der 53 Länderspiele auf dem Buckel hat und Stammspieler bei KAA Gent ist. Zuletzt kehrte Nicolas N'Koulou von Saloniki nach fünf Jahren Pause ins Nationalteam zurück. Der 32-Jährige hat trotzdem schon 73 Länderspiele absolviert und könnte mit Ngadeu ein erfahrenes Duo bilden. Die etwas bessere Wahl dürfte jedoch Nantes-Verteidiger Jean-Charles Castelletto darstellen, der mit 27 Jahren auf dem Höhepunkt seines Schaffens ist und in diesem Jahr auch im Klub-Fußball international vertreten ist. Mit Christopher Woo steht noch ein junges Talent von Stade Rennes zur Verfügung, das aber wohl noch nicht reif für die Startelf ist.
Sonderlich gut sind die Außenverteidiger-Positionen nicht besetzt. Rechts spielt meist Collins Fai, der zwar nur in Saudi-Arabien kickt, aber immerhin 50 Länderspiele absolviert hat. Die Alternative wäre Olivier Mbaizo, der in der MLS sein Geld verdient. Auf der linken Seiten ist Nouhou nach dem Karriereende von Assou-Ekotto die naheliegende Wahl. Der 25-Jährige ist ebenfalls in der MLS aktiv, besitzt aber kein gehobenes internationales Niveau.
3. Mittelfeld:
Das Mittelfeld ist im Vergleich zur Abwehr schon ein wenig namenhafter besetzt. Zu nennen ist hier in erster Linie Frank Anguissa. Der 26-Jährige spielt eine grandiose Saison und zählt aktuell zu den besten Sechsern der Serie A. Der Neapel-Star ist der wichtigste Mann im Team Kamerun. An seiner Seite wird Adrien Tamèze agieren, der bei Hellas Verona sein Geld verdient und dort auch zu den Stammspielern und Leistungsträgern zählt.
Auf der rechten Außenbahn hat Kamerun mit Bryan Mbeumo einen Neuzugang zu verzeichnen. Der 23-Jährige von Brentford war zunächst für die französische U21 aktiv, entschied sich jedoch für einen Verbandswechsel. Mbeumo ist einer der ganz wenigen starken jungen Spieler in einer eher erfahrenen Truppe. Der Rechtsaußen hat sich sehr gut entwickelt und kann zum Unterschiedsspieler werden. Linksaußen könnte mit Karl Toko Ekambi ein großer und bekannter Name zum Einsatz kommen. Der 30-Jährige von Olympique Lyon könnte auch im Mittelsturm spielen, jedoch ist dort ohnehin starkes Personal vorhanden. Georges-Kevin N'Koudou von Besiktas und Nicolas Moumi Ngamaleu von Dinamo Moskau wären Alternativen für die linke Seite.
4. Angriff:
Eric Maxim Choupo-Moting war zwar in den letzten Monaten nicht immer Stammspieler im Nationalteam, muss bei der WM jedoch von Beginn an spielen. Seine Leistungen beim FC Bayern sind seit Wochen so überragend, dass man fast einen Robert Lewandowski vergisst. Der 33-Jährige schießt nicht nur Tore, sondern kann Bälle auch sehr gut festmachen und verteilen. Demnach kann er nicht nur in einer Doppelspitze, sondern im Grunde auch als Zehner auflaufen. In vorderster Front wird jedoch auf alle Fälle Vincent Aboubakar auflaufen. Der 30-Jährige kickt zwar nur noch in Saudi-Arabien, ist jedoch wichtig für die Mannschaft. 88 Länderspiele und 33 Tore beweisen das.
Die beste Kamerun-Aufstellung im Überblick:
André Onana - Collins Fai, Michael Ngadeu, Jean-Charles Castelletto, Nouhou - Frank Anguissa, Adrien Tamèze - Bryan Mbeumo, Karl Toko Ekambi - Eric Maxim Choupo-Moting, Vincent Aboubakar
Fazit:
Insbesondere die Abwehr Kameruns bereitet ein wenig Sorge. Joel Matip wäre in dieser absolutes Gold wert gewesen. Nun muss man sich jedoch mit dem Personal abfinden, das zur Verfügung steht. Erfahrung ist durchaus vorhanden, jedoch handelt es sich überwiegend um No-Name-Spieler. Insbesondere die Außenverteidigung entspricht wohl nicht dem Niveau, das man bei einer WM gerne zur Verfügung hätte. Womöglich kann André Onana im Tor den ein oder anderen Gegentreffer verhindern.
Ansonsten ließt sich die Aufstellung eigentlich gar nicht so schlecht. Mit Anguissa, Toko Ekambi, Mbeumo und Choupo-Moting verfügt Kamerun über Spieler, die auch in internationalen Top-Ligen auf sich aufmerksam machen. Stellt sich lediglich die Frage, ob vier klare Offensivspieler, die allesamt gerne den Abschluss suchen, nicht etwas zu viel sind. Womöglich muss aus dem Quartett Mbeumo, Ekambi, Choupo-Moting und Aboubakar noch einer weichen.
Die Kameruner Gruppe ist mit Brasilien, Schweiz und Serbien sehr stark. Die Selecao dürfte kaum zu bezwingen sein, daher geht es gegen die beiden europäischen Vertreter um Platz zwei. Kamerun ist in diesem Dreikampf eher ein Außenseiter, wenn auch gewiss nicht chancenlos. Die Achtelfinal-Qualifikation wäre jedoch gerade mit den Problemen in der Abwehr eine Überraschung.