WM in Katar in der Kritik: Entschädigungen für Gastarbeiter gefordert
Von Dominik Hager
Die WM 2022 in Katar steht aufgrund einer endlosen Anzahl an Gründen scharf in der Kritik. Eine Kernproblematik waren stets die Arbeitsbedingungen der Gast-Arbeiter bei den Bauten der Spielstätte. Medien berichteten von 15.000 Todesfällen, wohingegen FIFA-Präsident Infantino ziemlich frech behauptete, dass nur drei Leute gestorben sei und man den Arbeitern mit dem Job Stolz und Würde gegeben habe. Der Druck steigt jedoch.
Menschenrechtsorganisationen fordern Konsequenzen für die Vorkomnisse in Katar. Demnach haben sie FIFA-Präsident Gianni Infantino mit Blick auf die WM 2022 aufgefordert, zusammen mit Katar ein Entschädigungsprogramm für Gastarbeiter aufzusetzen.
"Die Organisationen fordern die FIFA auf, als Entschädigungssumme für die zahlreichen Menschenrechtsverstöße, die seit 2010 begangen wurden, mindestens 440 Millionen US-Dollar bereitzustellen - das entspricht der Summe der Preisgelder dieser WM", heißt es in einer am 19. Mai veröffentlichten Mitteilung. Den Aufruf haben neben Menschenrechtsaktionen auch Gewerkschaften und Fan-Gruppierungen unterzeichnet.
Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für die Region Naher Osten und Nordafrika, kritisierte die FIFA im Rahmen des Entschädigungsaufrufes wie folgt:
"Dass Menschenrechte im gesamten Vergabeprozess keine Rolle gespielt haben, ist fatal. Die FIFA hat die Augen vor vorhersehbaren Menschenrechtsverletzungen verschlossen und diese nicht gestoppt. Die FIFA hat zu den Menschenrechtsverstößen beigetragen“, so Müller-Fahlbusch.
Reformprozess nicht ausreichend umgesetzt: Ausbeutung mit historischem Ausmaß
In ihrem neuesten Bericht kritisiert die Menschenrechtsorganisation Amnesty International das WM-Gastgeberland, es versäumt zu haben, die Ausbeutung der Gastarbeiter zu verhindern. Zwar wurde ein Reformprozess eingeleitet, dieser aber nicht ausreichend umgesetzt. Demnach wirft die Amnesty International Katar eine Ausbeutung von historischem Ausmaß vor, von dem Hunderttausende jahrelang betroffen waren.
DFB in der Pflicht: Wird der Aufruf öffentlich unterstützt?
Bereits im April hatte die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness in einem ARD-Interview erklärt, dass man mit dem DFB über die Einrichtung von Hilfefonds gesprochen habe und sich mit DFB-Präsident Neuendorf geeinigt habe. Wir wollen sicherstellen, dass Familien von getöteten und verletzten Arbeitern angemessen entschädigt werden", erklärte die Norwegerin.
Nun wird der DFB dazu aufgerufenn sich den Aufruf der Menschenrechtsorganisationen anzuschließen und auch öffentlich zu unterstützen.
Menschenrechtsverletzungen, eingeschränkte Meinungsfreiheit und Co: In Katar verändert sich wenig
Klar ist aber auch, dass die Probleme im Land viel vielfältiger sind und nicht nur die Gastarbeiter treffen. In Katar gibt es seit 2020 weitere Einschränkungen in Bezug auf die Meinungsfreiheit. Zudem sind homosexuelle Handlungen weiterhin verboten und werden mit Peitschhieben und Gefängnis bestraft. Zudem ist das Land weiterhin Lichtjahre von der Gleichberechtigung von Mann und Frau entfernt.
Die FIFA und die mächtigen Verbände redeten die WM in Katar immer damit schön, etwas im Land bewegen und zum positiven Verändern zu wollen. Viel ist davon bisher nicht zu sehen und es ist auch naiv zu glauben, dass sich daran nur durch ein Fußball-Turnier noch groß etwas ändert.