WM 2022: Tausende Nordkoreaner werden in Katar ausgebeutet
Von Guido Müller
In etwas mehr als zwei Jahren wird in Katar die 22. Fußball-Weltmeisterschaft eröffnet. Vielen Menschenrechtsorganisationen, aber auch ganz normalen Erdenbürgern, ist dieses Event ein Dorn im Auge. Denn für die perfekte Organisation des Großereignisses gehen die katarischen Organisatoren buchstäblich über Leichen.
Für viele Proteste sorgten schon vor einigen Jahren Berichte, denen zufolge es bei den Bauarbeiten für die Errichtung der Stadien und der Unterkünfte für die teilnehmenden Länder schon zu einer Reihe von tödlichen Unfällen gekommen sein soll. Die prekären Arbeitsbedingungen (große Hitze, Sandstürme), gepaart mit dem zeitlichen Druck, alles bis Dezember 2022 erledigt zu haben, sorgen für eine im Grunde genommen nicht hinnehmbare Situation für die vielen Tausenden von Gastarbeitern, die für Katar die Infrastruktur für die WM errichten sollen.
Nun berichtet der englische Guardian, dass auch viele Nordkoreaner in Katar quasi als moderne Sklaven buchstäblich verheizt werden. Eine unrühmliche Allianz also, die sich zwischen den katarischen Ausrichtern und autokratischen (um nicht zu sagen despotischen) Regimes wie z.B. dem nordkoreanischen auf Kosten der Arbeiter geschmiedet hat. Denn es sind auch Länder wie Nordkorea, die die WM-Ausrichter mit billigen Arbeitskräften beliefern.
Ausgebeutet und unterbezahlt
Insgesamt soll das Regime in Pjöngjang ein Heer von insgesamt 70.000 Arbeiter rund um den Globus verteilt haben, um wichtige Devisen für die Abstellung von Arbeitskräften einzunehmen. Von dem Geld, das die Regierung Kim-Jong Un dafür im Gegenzug erhält, kommt leider aber nur ein Bruchteil bei den Arbeitern an.
Der Guardian berichtet, dass in Katar zur Zeit vier Baufirmen auf nordkoreanische Arbeitskräfte setzen. Die würden zwar nicht bei der Errichtung der Stadien eingesetzt, sondern für andere infrastrukturelle Projekte - was aber an ihrer menschenunwürdigen Behandlung nichts ändert. Wenn die Arbeiter anderer Nationen irgendwann spätabends ihren Weg in ihre Behelfsheime antreten, schieben die Nordkoreaner Extra-Schichten. Unbezahlte, versteht sich.
"Leute wie wir", wird ein Nordkoreaner zitiert, "werden normalerweise nicht bezahlt. Das Geld kommt nicht beim Arbeiter an. Das hat nichts mit mir persönlich zu tun - sondern ist Angelegenheit der Rekrutierungs-Firma." Die ihren Arbeitern in der Regel kaum mehr als zehn Prozent des Gehaltes gibt.
Katarische Regierung schaut einfach weg
Das offizielle Statement eines Sprechers des katarischen Ministeriums für Arbeit und soziale Angelegenheiten liest sich in diesem Zusammenhang wie blanker Zynismus: "Wir nehmen alle Dinge die Bezahlung der Arbeiter betreffend sehr ernst. Gegenwärtig sind 2.800 nordkoreanische Gastarbeiter in Katar registriert und wir haben bisher noch keine Beschwerden bezüglich Bezahlung oder Behandlung verzeichnet. Katar ist gewillt, die Arbeitsbedingungen aller, die im Lande arbeiten, stetig zu verbessern und wird deshalb weiterhin mit Nichtregierungsorganisationen, Firmen und anderen Regierungen kooperieren, um das zu erreichen."