Wirtz, Musiala & Gündogan: So kann Nagelsmann das Luxusproblem auf der Zehn lösen
Von Dominik Hager
Auf die deutsche Nationalmannschaft warten zwei wichtige Testspiele gegen Frankreich und die Niederlande. Für Julian Nagelsmann geht es darum, die optimale EM-Aufstellung und Formation ausfindig zu machen. Mit Leroy Sané wird jedoch ein prominenter Name fehlen, da sich der 28-Jährige im Testspiel gegen Österreich einen Platzverweis zugezogen hatte.
Für den Bayern-Star wird es aber ohnehin eng mit einem Startelf-Einsatz bei der EM. Jamal Musiala und Florian Wirtz gehören aktuell zu den stärksten offensiven Mittelfeldspielern Europas und dann wäre da ja auch noch ein gewisser Ilkay Gündogan, der als Kapitän gesetzt ist. Angesichts der Tatsache, dass ein zentrales Mittelfeld mit Toni Kroos und Gündogan zu zweikampfschwach und undynamisch ist, wird der Barça-Star voraussichtlich auf der Zehn agieren.
Da die letzten Jahre gezeigt haben, dass ein Mittelstürmer, wie es beispielsweise Niclas Füllkrug darstellt, unverzichtbar ist, werden Musiala und Wirtz wohl auf die linke und rechte Seite rücken müssen. Für Nagelsmann stellt sich nun natürlich die Frage, wie man mit drei Zehnern, einem Stürmer und zwei zentralen Mittelfeldspieler überhaupt eine funktionierende Formation erschaffen kann.
DFB-Team im Aufbau mit Dreierkette?
Lautet die Devise bei der EM also "Ab durch die Mitte"? Dies wäre gewissermaßen anzunehmen, jedoch wird man das Spiel auch in die Breite ziehen müssen. Die Lösung könnte hierbei ähnlich aussehen wie zu Nagelsmann-Zeiten beim FC Bayern. Dort ließ der 36-Jährige meist in einem 4-2-3-1-System gegen den Ball spielen, griff mit Ball aber schon mal zur Dreierkette.
Demnach könnte auch bei der Nationalmannschaft ein Mittelfeldspieler neben die Innenverteidiger Jonathan Tah und Antonio Rüdiger rücken. Diese Rolle wird wohl dem noch gesuchten Kroos-Mittelfeldpartner zufallen. Optionen hierfür wären Robert Andrich, Pascal Groß oder bei der EM dann auch wieder Leon Goretzka oder Aleksandar Pavlovic.
Kroos wird wohl als zentraler Verbindungsspieler agieren. Ilkay Gündogan hat demnach als offensiv ausgerichteter Mittelfeldspieler die Möglichkeit, das Spiel anzukurbeln und immer wieder vor in die gefährliche Zone stoßen. Flankiert wird der Routinier von den beiden Top-Talenten Florian Wirtz und Jamal Musiala, die etwas vorgezogen als linker und rechter Zehner fungieren.
Kimmich und Raum verantwortlich für die Breite im Spiel
Die Breite geben folgerichtig nicht Wirtz und Musiala, sondern die beiden Außenverteidiger, die bei eigenem Ballbesitz zu Schienenspielern werden.
Auf der rechten Seite dürfte Joshua Kimmich gesetzt sein. Dieser ist zwar kein klassischer Winger, der in Kostic-Manier die Linie hoch und runter sprintet und eine Flanke nach der anderen in die Mitte schlägt, aber schon jemand, der von der rechten Seite einen Impact haben kann. Zuletzt klappte das beim FC Bayern immer besser, wie seine zwei Assists in Form von mustergültigen Flanken gegen Mainz und Darmstadt untermalten. Mit Wirtz hat Kimmich einen spielintelligenten Partner auf seiner Seite, mit dem er auch Kombinationsfußball spielen kann.
Auf der linken Seite ist die Angelegenheit ein wenig komplizierter. Der beste und kompletteste Spieler, der für die Position zur Debatte stände, wäre wohl Benjamin Henrichs. Der Leipziger passt jedoch nicht ganz so gut auf die Position, weil er ein Außenverteidiger ist, der gerne nach innen einrückt und weniger der Flankenspieler ist.
Es wäre aber vielmehr förderlich, wenn es einen Linksverteidiger gäbe, der Musiala hinterläuft. Zum einen könnte der Bayern-Youngster so mehr in die Zentrale rücken und zum anderen versteht es dieser extrem gut, den Außenverteidiger auf seiner Seite an die Grundlinie zu schicken, indem er die Gegenspieler auf sich zieht und im entscheidenden Moment nach außen spielt. Dies klappt aktuell mit Raphael Guerreiro im Verein sehr gut.
In der Nationalmannschaft käme diese Aufgabe David Raum sehr gelegen, der nach einer schwachen ersten Leipzig-Saison nun wieder in Form ist und in der Bundesliga bereits neun Assists beigesteuert hat. Von der Flankenqualität, die Kimmich auf rechts und Raum auf links mitbringen, könnte dann auch Füllkrug im Zentrum profitieren.
Anzumerken sei hierbei lediglich noch, dass die Defensivstärke und die Kopfballstärke (zumal es wenige große Spieler im Team gäbe) für Henrichs sprechen könnte. Hierbei muss man also abwägen.
Greift Nagelsmann zur Leverkusen-Formation?
Gewisse Parallelen würde die Formation mit jener von Bayer 04 Leverkusen haben, wo mit Wirtz und Hoffmann/Adli ebenfalls zwei Halbzehner spielen und die Schienenspieler über die Außen dem Spiel Breite verleihen.
Greifen die Rädchen ineinander, benötigt es gar keine klassischen schnellen Winger, wie beispielsweise Leroy Sané oder auch einen Serge Gnabry. Das DFB-Team sollte trotzdem noch durch die Mitte, aber auch über die Außen für Gefahr sorgen können. Es kann aber sicherlich nicht schaden, die beiden Bayern-Stars oder einen Chris Führich noch als Joker bringen zu können.
Weitere News zum DFB-Team lesen: