"Wird in die Geschichte des Vereins eingehen" - Stimmen zum Bochumer Relegations-Wunder

  • Bochum schafft das "Wunder" in Düsseldorf
  • Feier-Befehl von Keeper Luthe nach letztem Karrierespiel
  • Tränen bei der Fortuna - Allofs blickt nach vorn
Der VfL Bochum feiert den Klassenerhalt
Der VfL Bochum feiert den Klassenerhalt / Lars Baron/GettyImages
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Der Relegationswahnsinn hat einen Namen: VfL Bochum! Der Bundesliga-16. hat es tatsächlich noch geschafft, die Bilanz im Playoff-Duell um den Aufstieg auf 13 zu drei für das Oberhaus gegen die 2. Liga zu stellen (seit Wiedereinführung der Relegation 2009).

In einem dramatischen Spiel in Düsseldorf egalisierte der VfL das 0:3 aus dem Hinspiel gegen die Fortuna durch einen Hofmann-Doppelpack und ein Elfmeter-Tor von Kevin Stöger. Nach einer torlosen Verlängerung hatten die Bochumer im Elfmeterschießen dann das bessere Ende für sich.

Die Fortuna muss damit ein fünftes Jahr in Liga zwei ran, der VfL hat den siebten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte vermieden. Die Gefühlswelten in beiden Lagern konnten im Anschluss natürlich unterschiedlicher nicht sein.

Bochumer Jubel nach "so viel Bullshit"

Ein "unheimlich stolzer" VfL-Sportchef Patrick Fabian meinte nach der Elfmeter-Entscheidung: "Unfassbar, das hat dem Ganzen nochmal die Krone aufgesetzt, was die Saison betrifft."

"Ich bin die ganze Saison schon so viele Tode gestorben, heute noch einmal ein paar drauf. Ich weiß nicht, wie viele Leben ich in dieser Saison gelassen habe. Das am Ende hat dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt. Als der letzte Elfmeter über die Latte geht ... boah ... das kann man nicht beschreiben. Das erlebst du nur im Sport."

Am Ende lobte er noch Mannschaft und Fans nach turbulenten Bochumer Wochen: "Wir mussten so viel einstecken in den letzten Monaten. Wir wurden totgeschrieben. Es wurde so viel erzählt, so viel Bullshit erzählt über uns, das passt auf keine Kuhhaut. Ich ziehe alle meine Hüte vor der Mannschaft, das war unglaublich - auch von den Fans. Dass wir ein weiteres Jahr Bundesliga in Bochum haben, ist fantastisch."

"Die Mannschaft war am Boden, tot. Aber irgendwie haben wir es dann hinbekommen."

VfL-Coach Heiko Butscher

Für Bochums Schlussmann Andreas Luthe war es ein ganz besonderes Spiel. Es war das letzte in seiner Profi-Karriere. "Für mich fühlt es sich unwirklich an. Ich habe eigentlich nur einen Auftrag gehabt, als ich im Januar hierhin gekommen - Backup zu sein. Dass ich heute hier noch einmal mithelfen konnte, da weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll", so Luthe. "Ich muss den Tag heute auch genießen, ein ganz besonderer Tag in meiner Karriere. Ich habe schon viele tolle Momente in meiner Karriere gehabt, aber das ist noch einmal das i-Tüpfelchen", freute sich der 37-Jährige.

"Ich hoffe, wenn ich jetzt in die Kabine komme, dass mir die Jungs noch einmal einen schönen Empfang bereiten und wir dann heute gebührend die Nacht zum Tag machen."

"Das hier wird in die Geschichte des Vereins eingehen. Es gibt nicht viele Leute, die uns das wirklich zu getraut haben."

Andreas Luthe

Luthes letztes Karrierespiel

Nach dem geglückten Klassenerhalt verkündete Luthe sein Karriereende offiziell: "Das war heute mein letztes Spiel im Profifußball, ich werde nicht nochmal verlängern. Das ist nichts mehr für mein Herz, ich muss auch an meine Gesundheit denken. Ich habe eine unfassbar schöne Karriere gehabt, habe unheimlich allen Leuten zu danken, die mir den Weg bereitet und mich unterstützt haben. Dann ist jetzt glaube ich auch der richtige Zeitpunkt, bei meinem Verein mit dem Klassenerhalt Danke zu sagen und dann war es schön."

VfL-Verteidiger Keven Schlotterbeck meinte nach dem Spiel: "Wir haben wirklich eine gute Leistung gezeigt, Düsseldorf das Leben schwer gemacht. Ich hab es letzte Woche gesagt: Wir wollen zurückkommen - und wir haben es heute geschafft. In der heutigen Zeit mit Social Media, da gehört ja auch dazu, dass man etwas abbekommt, wenn man so viel sagt. Aber deswegen: Liebe, liebe Grüße gehen raus: Wir haben es geschafft! Der VfL Bochum ist glücklich, ich bin glücklich und jetzt darf gefeiert werden."

Tränen bei der Fortuna

Auf der anderen Seite flossen dagegen viele Tränen. Die Düsseldorfer waren am Boden zerstört. "Es fällt mir schwer über Fußball reden", meinte F95-Kapitän Andre Hoffmann. Fortuna-Coach Daniel Thioune sprach von "vielen Jungs in der Kabine, die sehr viel weinen". Er selbst müsse sich die Tränen abwischen, um vor dem Team stark zu sein. "Alle sollen sich so viel Zeit nehmen, wie sie brauchen", meinte Thioune.

Sportvorstand Klaus Allofs gab sich schon wieder kämpferisch und blickte nach vorn: "Wir geben auch nicht auf, im nächsten Jahr greifen wir wieder an."


Stimmen via Sat.1 und Sky


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