3624 Fans beim Testspiel: Wird der FC Bayern Campus für die Frauen zu klein?
Der Fußball der Frauen in Deutschland wächst und wächst. Das wurde auch vergangenen Dienstag deutlich: Beim Testspiel der Bayern-Frauen gegen Juventus Turin im Sportpark Unterhaching kamen über 3.600 Fans, um die Spielerinnen zu sehen - unter der Woche um 18 Uhr. Ein schöner Zuspruch für den Frauenfußball ist das in jedem Fall. Mit Blick auf die Liga bleibt jedoch ein mulmiges Gefühl erhalten: Kann der FC Bayern mit der Kapazität im Campus der Nachfrage nach Tickets für die amtierenden Meisterinnen weiterhin gerecht werden?
FC Bayern hat bereits reagiert
Der Ticketverkauf für die Top-Spiele wird für die Fans immer mehr zur nervlichen Zerreißprobe. So waren die Tickets für das Heimspiel im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt diesen März nach nicht mal zehn Minuten restlos ausverkauft. Auch die Nachfrage nach Dauerkarten steigt weiterhin an. Bald könnte der Meister alleine durch die Dauerkarten-Besitzer die 2.500 Plätze im Campus wohl füllen.
Es ist nicht so, dass der FC Bayern tatenlos rumsitzt: Im Rahmen des Topspiels gegen den VfL Wolfsburg wurde im November 2023 erstmals die Kapazität im Campus auf über 4.000 Zuschauende erhöht. Das ist unter anderem durch die Öffnung der Stehtribüne möglich, birgt aber Sicherheitsrisiken. Dennoch dürfte dieses Kontingent für zukünftige Top-Spiele sowohl in der Liga, dem Pokal, aber auch der Champions League nicht mehr ausreichen. In der Vergangenheit sind die Frauen für diese Highlight-Spiele in die Allianz Arena umgezogen, konnten dort in der Spitze 24.000 Fans ins Stadion locken (beim UWCL-Gruppenspiel gegen Barcelona).
Ob sich der Aufwand für den Verein finanziell lohnt, ist fraglich. "Die Lösung heißt aber auch nicht, dauerhaft in der Allianz-Arena spielen zu wollen. Diese fasst 75.000 Zuschauer, und der Spielbetrieb dort ist mit hohen Kosten verbunden", bestätigt Sportdirektorin Bianca Rech in einem Interview mit dem kicker vor gut einem Jahr.
Es ist auch ein Abwägen zwischen einer besseren Stimmung in einem ausverkauften, kompakten Stadion wie dem Campus oder eben einer deutlich größeren Spielstätte wie der Allianz Arena, wo die über 10.000 Fans wahrscheinlich eher untergehen würden.
Unterhaching als Dauer-Lösung?
Es ist ein offenes Geheimnis, dass der FC Bayern sich nach alternativen Spielstätten in der Stadt umsieht. Wäre der Sportpark der SpVgg Unterhaching ein mögliches "perfect Match"? In der Fangemeinde wurde das Testspiel in Unterhaching positiv aufgenommen. Es kursiert in den sozialen Netzwerken schon länger der Wunsch, ein Stadion in dieser Kapazität-Kategorie zu wählen - 15.000 Fans passen in den Sportpark. Auf dem Papier würde es zumindest passen, aber dafür müssten natürlich auch die Rahmenbedingungen stimmen. Für Rech war im letzten Jahr auch noch ein "Ausbau des Campus" denkbar gewesen. Es sei kein "einfach Thema, welches kurzfristig zu lösen ist", so Rech.
Recht viele weitere Möglichkeiten bleiben dem FC Bayern dann auch nicht wirklich. Im Grünwalder Stadion teilt sich der TSV 1860 München den Rasen bereits mit den Amateuren des FC Bayern - ein weiteres Team würde womöglich zu viele Termin-Clashes herbeiführen. Das Olympiastadion hat sich zum Kultur-Epizentrum für Konzerte entwickelt.
Es bleibt spannend, ob der FCB in dieser Saison überhaupt einen solchen Schritt wagen wird, oder wie gewohnt den Campus und gelegentlich die Allianz Arena für Highlight-Spiele öffnen wird.
Kein alleiniges Problem des FC Bayern
Die Problematik ist auch kein Bayern-Exclusive: Sowohl beim VfL Wolfsburg, als auch Eintracht Frankfurt steigt die Nachfrage nach Tickets merklich. Die Tickets für das Bundesliga-Rückspiel der Adlerträgerinnen gegen den FC Bayern waren sogar schon vor der Terminierung ziemlich leer gefegt. Die Wölfinnen ziehen des Öfteren in ihre große Arena. So sahen in der vergangenen Saison 24.437 Fans das Highlight-Spiel zwischen den VfL-Frauen und dem FC Bayern in der Volkswagen Arena. Wie diesen Mittwoch bekannt wurde, wird auch das Hinspiel beider Teams in dieser Saison in der Arena ausgetragen.
Doch auch die vermeintlich kleineren Teams locken immer mehr Fans in die Stadien: Der 1. FC Köln empfing im Heimspiel gegen Werder Bremen 30.123 Zuschauer im heimischen RheinEnergie-Stadion. In der Vorsaison kamen gegen Eintracht Frankfurt sogar über 38.000 Fans in die Rheinmetropole. Im Hinspiel Werder Bremen gegen den 1. FC Köln waren 21.508 Fans im Weserstadion.
Eigentlich sind es "schöne" Probleme, mit denen sich die Verantwortlichen der Vereine konfrontiert sehen: mehr Fans und eine steigende Nachfrage. Dennoch stellt es die Teams vor Herausforderungen, die in naher Zukunft eine Lösung verlangen. Mit dem Gewinn der Bronze-Medaille bei Olympia dürfte die Sichtbarkeit noch mal gestiegen sein und auch die anstehende Europameisterschaft in der Schweiz könnte je nach Abschneiden der DFB-Frauen zu einem weiteren Boom führen.