Win ugly: Die Erkenntnisse nach dem Werder-Sieg in Bielefeld

Big Points für Werder: Die Grün-Weißen entführten schmeichelhafte drei Punkte aus Bielefeld
Big Points für Werder: Die Grün-Weißen entführten schmeichelhafte drei Punkte aus Bielefeld / Lars Baron/Getty Images
facebooktwitterreddit

Nicht schön, aber effektiv. Werder Bremen bezwingt Arminia Bielefeld mit 2:0 und macht einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt. Die Erkenntnisse nach dem schmeichelhaften Sieg auf der Bielefelder Alm im Überblick.


1. Werders Anti-Fußball trägt Früchte

Sven Schipplock, Ömer Toprak, Maximilian Eggestein
Abwehrboss Ömer Toprak (l.) im Duell mit DSC-Angreifer Sven Schipplock / Lars Baron/Getty Images

26:5 Torschüsse pro Arminia - so die Statistik nach der Partie. Am Ende des Tages ist Fußball aber nun einmal Ergebnissport. Das weiß auch Cheftrainer Florian Kohfeldt, der im Anschluss an den schwachen Auftritt seiner Jungs gegenüber Sky dennoch zugab, "gerne ganz anderen Fußball" spielen zu wollen. "Aber die höchste Pflicht des Trainers ist es, die Mannschaft so einzustellen, dass man Punkte sammelt. Das haben wir in diesem Jahr sehr konstant getan."

Werder stellt sich hinten rein, hofft auf wenige, gedankenschnelle Umschaltmomente und den Torerfolg in der Offensive. Aktuell haben die Bremer - auch dank eines sehr starken Ömer Toprak - die fünftbeste Abwehr der Liga; noch vor Bayern und Dortmund.

2. Zahlen belegen Werder-Fortschritt

Kevin Möhwald
Ludde, Möh und Lücke nach dem zweiten Treffer des Abends / Lars Baron/Getty Images

Werder spielt zwar hässlich - #WinUgly ist das Motto - holt aber dennoch die entscheidenden Punkte. Gegen nahezu alle direkten Konkurrenten holten die Grün-Weißen mindestens einen Zähler, gewannen häufig sogar die Partie. Mit nun 30 Punkten können die Hanseaten relativ unbesorgt in den kommenden Spielen ebenfalls Beton anmischen und auf ihre Chance lauern.

Die 30-Punkte-Marke hatte der SVW in der Vorsaison übrigens erst am 34. Spieltag geknackt. Damals bescherte der 6:1-Heimsieg gegen Köln die so wichtige Relegation. Nach 24 Spielen hatte man lediglich 17 Zähler; 13 weniger als heute. Die Tordifferenz war zum Vergleichszeitpunkt bei -31; heute bei -4.

Spielerisch ist das, was Werder bietet, natürlich kein Augenschmaus, aber die nackten Zahlen sprechen klar für eine Steigerung im Team von Florian Kohfeldt. Das Ziel war es, möglichst schnell möglichst wenig mit dem Abstieg zu tun zu haben - das hat man am Osterdeich geschafft.

Nun trennen Werder satte elf Zähler auf den Relegationsrang. Bis Platz sieben, der wohl zur Qualifikation für die Europa League ausreicht, sind es nur fünf. Die Optimisten unter den Werder-Fans träumen sicherlich schon ein wenig. Aber: Hochmut kommt vor dem Fall - und das führt uns zu Punkt drei.

3. Werder ist noch nicht durch!

Florian Kohfeldt, Maximilian Eggestein
Augustinsson und Kohfeldt gaben sich nach dem Spiel vorerst erleichtert / Lars Baron/Getty Images

Zehn weitere Ligaspiele, dann ist Feierabend. Die Big Points aus Bielefeld bescheren Grün-Weiß einen komfortablen Vorsprung auf die Abstiegszone. "Wir haben es in der eigenen Hand. Das war ein großer Schritt in die richtige Richtung", sagte Mittelfeld-Motor Maxi Eggestein bei Sky. Dessen Trainer, namens Kohfeldt, aber zugleich warnend betonte: "Das war noch nicht der Klassenerhalt, aber wir sind in einer sehr guten Ausgangslage."

Die nächsten Gegner heißen Bayern, Wolfsburg, Stuttgart, Leipzig und Dortmund. Fünf Spiele, aus denen man nicht allzu viele Punkte erwarten darf. Am 30. Spieltag reisen dann die derzeit akut abstiegsbedrohten Mainzer an die Weser. Gegen 05 tat man sich bereits im Hinspiel schwer, gewann am Ende durch den Last-Minute-Treffer von Debütant Eren Dinkci dreckig mit 1:0.

Sofern die Grün-Weißen weitere glückliche Zähler aus den Partien gegen vermeintlich stärkere Teams entfahren können, scheint der Druck im Saisonendspurt dennoch deutlich geringer. Aber: Werder ist eben noch nicht gerettet. Die nächsten Wochen werden weiter arbeitsintensiv, zumal man sich im Pokal große Chancen auf den Einzug in das Halbfinale errechnet.

4. Sargents Arbeit zahlt sich endlich aus

Josh Sargent
Will nicht nur ackern, sondern auch Tore schießen: Werder-Angreifer Josh Sargent (21) / Lars Baron/Getty Images

Den Willen sprach ihm beim SV Werder nie jemand ab. "Er arbeitet unglaublich viel für das Team, er läuft viele Meter gegen den Ball und auch wenn er schon völlig erschöpft ist, legt er sich für die Mannschaft unglaublich ins Zeug", beschrieb Mannschaftskollege Marco Friedl die Attribute des US-Boys nach der Bielefeld-Partie.

Umso schöner, dass Sargent nun auch trifft! "Es freut mich sehr für Josh, dass er sich heute und auch schon in den letzten Spielen für seine Leistungen belohnen konnte", betonte Friedl via werder.de. Sargents Abstauber zum wichtigen 1:0 war das bereits dritte Tor in Folge für den Jungspund.

Mit dieser Mini-Serie von drei Toren aus drei Spielen setzt Kohfeldts Liebling nun neben seiner akribischen Defensivarbeit endlich auch vor dem gegnerischen Gehäuse Akzente und ballert den SVW ein Stück weit aus der Gefahrenzone.

Satte sieben Punkte bescherte er dem Klub mit seinen Treffern in den vergangenen drei Spielen. Mit Blick auf das klamme Portemonnaie der Norddeutschen könnte der aufstrebende Mittelstürmer seinem Verein im Sommer theoretisch gar ein ordentliches Sümmchen bescheren. Sargent, dessen Vertrag bis 2022 läuft, ist bereits neun Millionen Euro wert. Je häufiger er trifft, desto teurer wird er für potenzielle Interessenten. Ein Abgang im Sommer erscheint dennoch unwahrscheinlich.