"Will jetzt am liebsten jedes Jahr Champions League spielen" - Lara Prašnikar im 90min-Interview

  • Prašnikars Weg über Potsdam zu Eintracht Frankfurt
  • Die historische Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase
  • Der außergewöhnliche Mannschaftszusammenhalt bei der Eintracht
Lara Prašnikar spielt in dieser Saison zum ersten Mal mit der Eintracht in der Champions League-Gruppenphase
Lara Prašnikar spielt in dieser Saison zum ersten Mal mit der Eintracht in der Champions League-Gruppenphase / Eurasia Sport Images/GettyImages
facebooktwitterreddit

Lara Prašnikar ist unsere 90min-Spielerin des Monats Dezember. Die 25-jährige slowenische Nationalspielerin von Eintracht Frankfurt blickt auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2023 zurück, in dem sie die Frauen-Bundesliga in den Kategorien Tore, Assists und Schussvorlagen anführen konnte. Im 90min-Interview spricht die Top-Scorerin über ihre Anfänge in Deutschland mit Turbine Potsdam und den starken Zusammenhalt bei der Eintracht. Außerdem verrät Prašnikar, welche Ziele sie in Zukunft noch erreichen will.



… über ihr erfolgreiches Jahr 2023

"Ich glaube, das war bis jetzt mein bestes Jahr. Ich habe mein Spiel sehr genossen und hatte Spaß beim Fußballspielen. Was mich vor allem freut, ist, dass ich das ganze Jahr über sehr konstant war. Ich habe in jedem Spiel gespielt und es hat einfach Bock gemacht, mit der Mannschaft zu kicken. Am Ende waren wir dann auch noch erfolgreich und das ist das Schönste und Wichtigste."

… über die erneute Auszeichnung zu Sloweniens Fußballerin des Jahres

"Es bedeutet mir echt viel. Eine derartige Wertschätzung bzw. so einen Titel in Slowenien zu erhalten, ist etwas ganz Besonderes für mich. Den Preis gibt es erst seit zwei Jahren, also bin ich aktuell noch die Einzige, die damit in Slowenien ausgezeichnet wurde."

Der Schritt in den Profi-Fußball mit Turbine Potsdam

… über ihren Wechsel nach Deutschland mit nur 17 Jahren

"Es war schon immer mein großer Traum, dass ich es irgendwann in die Bundesliga schaffe. Mit 18 habe ich dann meinen ersten Profivertrag unterschrieben, da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Damals habe ich mich sehr schnell entschieden und bin froh, dass ich diesen Weg gegangen bin."

… über die Umstellungen beim Wechsel nach Deutschland

"Erst einmal war ganz klar die Sprache nicht so einfach. Ich habe zwar in der Schule ein bisschen Deutsch gelernt, aber war noch weit davon entfernt, dass ich alles gut verstehe oder reden konnte. Das war zu Beginn meine größte Schwäche. Dazu kamen klare Levelunterschiede zwischen dem Fußball, den wir zu Hause in Slowenien gespielt haben, und dem, der in Deutschland gespielt wird. Ich habe etwas gebraucht, mich einzuordnen, hatte aber gleichzeitig das Glück, dass ich so gute Spielerinnen um mich herum hatte, die mir geholfen haben, diesen Weg zu gehen."

"[Im Potsdamer Probetraining] habe ich witzigerweise noch Fan-Fotos mit Svenja Huth, Tabea Kemme und Lia Wälti gemacht. Und dann waren sie auf einmal meine Mitspielerinnen."

Lara Prašnikar
Lara Prasnikar
Prasnikar lief von 2016-2020 für Turbine Potsdam auf / Boris Streubel/GettyImages

… über das Lernen und Zusammenspiel mit Weltklasse-Spielerinnen bereits im jungen Alter

"Bevor ich nach Potsdam gekommen bin, war ich zweimal beim Probetraining bei Potsdam. Da habe ich witzigerweise noch Fan-Fotos mit Svenja Huth, Tabea Kemme und Lia Wälti gemacht. Und dann waren sie auf einmal meine Mitspielerinnen. Von diesen Spielerinnen habe ich enorm viel gelernt, viel mitgenommen – persönlich und fußballerisch. Das war eine perfekte Umgebung, in der ich mich als junge Spielerin entwickeln konnte."

… über ihre fußballerischen Idole

"Früher gab es leider noch nicht so viele Frauenfußballspiele im Fernsehen zu schauen. Deswegen habe ich meine Idole erst gefunden, als ich in die Bundesliga gekommen bin. Da habe ich sehr gerne Pernille Harder beim Fußballspielen zugeschaut, als sie noch bei Wolfsburg war. Sie war und ist immer noch eine super Spielerin. Dann habe ich auch Idole in meiner eigenen Mannschaft gefunden. Mit Tabea Kemme und Svenja Huth habe ich mit zwei verschiedenen Spielertypen zusammengespielt, von denen ich jeweils verschiedene wichtige Dinge für mich mitgenommen habe."

Historisch: Die erste Teilnahme an der Champions League-Gruppenphase mit der Eintracht

… über ihr persönliches Highlight des Jahres 2023

"Das war für mich ganz klar die Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase. Dadurch, dass es sich um mein erstes Jahr handelt, in dem ich in diesem Wettbewerb spiele, war das für mich sehr besonders. Es so weit geschafft zu haben, macht mich sehr stolz."

… über die Champions League-Gruppenspiele gegen den FC Barcelona

"Es war ein super Los. Ich habe vorher immer gesagt, dass ich gerne gegen Barça spielen will und das ist dann auch passiert. Das war ein großes Spiel bei uns zu Hause vor so vielen Zuschauern. Am Ende haben wir auch noch gut gespielt, haben zur Pause sogar geführt und es war ein schönes Erlebnis, auch wenn wir leider nicht die Punkte holen konnten."

"Es war ein Spiel, in dem man sehr schnell spielen musste, weil Barcelona eine Mannschaft ist, die sehr gut im Gegenpressing agiert. Wir haben versucht, über Konter zu kommen und Chancen zu haben, was auch ab und zu funktioniert hat. Das gibt uns Mut und Kraft, um weiter nach vorne zu blicken. Man sieht die Qualität dieser Mannschaft anhand der Ergebnisse aus den vergangenen Jahren. Sie bekommen fast nie einen Gegentreffer und gewinnen fast jedes Spiel sehr hoch. Das ist einfach eine super Mannschaft – vor allem, wenn sie zu Hause spielen. Das wird wieder eine schwierige Aufgabe für uns."

"Ich habe vorher immer gesagt, dass ich gerne gegen Barça spielen will und das ist dann auch passiert."

Lara Prašnikar
Lara Prasnikar
Im Hinspiel musste sich Frankfurt mit 1:3 gegen Barcelona geschlagen geben / Eurasia Sport Images/GettyImages

… über die Enttäuschung nach nur einem Punkt aus den beiden Spielen gegen Benfica Lissabon

"Wir haben uns in beiden Spielen viel mehr erhofft und diese Enttäuschung ist auch immer noch vorhanden, weil wir jetzt in der Tabelle hinter Benfica liegen. Dadurch wird es für uns sehr schwer, weiterzukommen. Man muss das Ganze realistisch sehen, wir spielen auswärts gegen die weltbeste Mannschaft. Wir müssen dort mindestens einen Punkt, wenn nicht sogar drei, holen und gleichzeitig muss Benfica Punkte lassen. Wir wissen, dass es nicht einfach wird, aber wir werden alles geben, um das irgendwie zu schaffen und zumindest das zu tun, was in unserer Hand liegt."

… über Spiele im großen Stadion vor vielen Zuschauern

"Es macht mich sehr stolz, dass es von Jahr zu Jahr besser wird und mehr Zuschauer zu den Spielen kommen und uns verfolgen. Für solche Momente spielen wir auch Fußball. Es macht mich einfach stolz, dass wir jetzt so einen attraktiven Fußball spielen und dass ich bei so einem Verein spielen darf."

… über die bisherige Bundesliga-Saison

"Am Anfang haben wir ein wenig gebraucht, vielleicht auch nach dem Champions-League-Turnier, wieder in die Bundesliga zurückzufinden. Unser Spielstil bzw. unsere Stärke ist es, wenn wir am Ball sind und viele Tore schießen. Normalerweise gewinnen wir die Partie immer, wenn wir gut spielen. Das haben wir auch in den vergangenen Spielen gezeigt, vor allem gegen Hoffenheim als direktem Konkurrenten. Wir gehen jedes Spiel von Woche zu Woche an, aber wir haben große Ziele und hoffen, dass wir diese auch erreichen."

… über die Qualitäten von Eintracht Frankfurt

"Wir sind athletisch sehr gut, können immer die 90 Minuten mit Vollgas spielen. Mit dem Ball kreieren wir viele Chancen. Einige haben wir auch liegen gelassen, da hätten manche Spiele nochmal anders ausgehen können. Genau daran arbeiten wir jetzt, um uns in diesem Bereich weiter zu verbessern, sodass wir weniger Tore kassieren und gleichzeitig mehr schießen."

… über den Zusammenhalt im Team

"Aktuell sieht man das gut, wenn bei uns viele Englische Wochen anstehen und wir die Ergebnisse liefern können. Wir ziehen uns immer gegenseitig nach vorne, auch wenn eine mal nicht mehr kann. Dann hilft die nächste und man pusht sich gegenseitig. Das ist gerade das Schöne, dass wir so ein Kollektiv sind und dadurch viele gute Erlebnisse und Ergebnisse erzielen."

Blicke in die Vergangenheit & Zukunft

… über ihre Vertragsverlängerung

"Es bedeutet mir sehr viel. Das zeigt, dass mich der Verein sehr wertschätzt und ich den Verein auch. Wir haben einen guten Weg gefunden.  Solange ich hier gut spiele, ist das super und ich fühle mich am besten, wenn ich jedes Spiel gute Leistungen bringen kann. Das ist mir in den vergangenen Jahren konstant gelungen, daher ist das die richtige Wahl für mich."

… über Entwicklungen, die in Zukunft zum Titelgewinn benötigt werden

"In den vergangenen Spielen hat man gesehen, dass unser Kader für alle drei Wettbewerbe noch breiter aufgestellt sein könnte. Manchmal stehen viele schwere Spiele in Folge an, da ist es nicht einfach, immer bei 100 % zu sein. Allerdings muss man seine komplette Leistung abrufen können, damit man funktioniert. Dazu brauchen wir noch etwas mehr Zeit, uns noch besser an diese Dreifachbelastung zu gewöhnen bzw. zwei oder drei Spielerinnen, die uns weiterhelfen können. Ich weiß aber, dass unsere Vereinsverantwortlichen aktuell dabei sind, daran zu arbeiten, und haben mit Remina Chiba ja bereits eine erste gute Spielerin verpflichtet."

"In den vergangenen Spielen hat man gesehen, dass unser Kader für alle drei Wettbewerbe noch breiter aufgestellt sein könnte."

Lara Prašnikar

… über ihre bisherige Entwicklung bei Frankfurt

"Es hat leider für mich 2020 nicht so gut begonnen, da ich anfangs noch eine leichte Verletzung hatte. Im Anschluss habe ich ein bisschen Zeit gebraucht, um mich einzugewöhnen und mich zu finden. Danach hat es funktioniert. Innerhalb der vergangenen Jahre habe ich kein Spiel verpasst und auch fast immer gut gespielt – vor allem in den vergangenen zwei Jahren. Jetzt ist es Zeit, um den nächsten Schritt nach vorne zu mache, was mir hoffentlich in der Rückrunde gelingen wird."

"Es geht nicht alles von heute auf morgen, jede Entwicklung braucht Zeit – sowohl als Teams, als auch individuell. Das hat man auch bei uns gesehen. Der schwerste Schritt kommt jetzt als nächstes, wenn wir uns schon auf einem guten Niveau befinden, aber noch besser werden wollen. Meiner Meinung nach sind wir an einem Punkt angelangt, wo diese Entwicklung folgen muss. Ich bin gespannt, ob uns das noch in diesem Jahr gelingt, oder das noch etwas Zeit braucht."

… über kurzfristige und langfristige Ziele

"Ich will jetzt am liebsten jedes Jahr Champions League spielen. Wir wissen, was wir dafür in der Bundesliga schaffen müssen, also mindestens den dritten Platz zu erreichen. Allerdings haben wir auch noch größere Ziele, in Zukunft auch über den dritten Platz hinaus nach oben zu schauen. Und gegen Wolfsburg oder Bayern Punkte zu holen, ist uns ja immer mal wieder gelungen. Uns ist bewusst, dass eine Saison lang ist und dass man in jedem Spiel Punkte sammeln muss. Deshalb müssen wir solche Partien wie gegen Leverkusen oder Essen für uns entscheiden. Das ist ein Aspekt, der uns bisher gefehlt hat."


Am 25. Januar geht es für die Eintracht wieder weiter mit der Women's Champions League und dem Kampf um einen Viertelfinalplatz. Im ersten Pflichtspiel des Jahres geht es auswärts gegen die amtierenden Champions vom FC Barcelona, Anstoß ist um 21:00 Uhr (DAZN). Nur drei Tage später steigt der 11. Spieltag der Frauen-Bundesliga, wenn die Adlerträgerinnen gegen den 1. FC Köln ranmüssen (14:00 Uhr, DAZN & MagentaSport).