"Wie jetzt, DFB?" - Schalke-Admin gewinnt mit Post zum Karazor-Urteil das Internet
Von Simon Zimmermann
Am Dienstag gab das DFB-Sportgericht eine durchaus überraschende Entscheidung im Fall von Atakan Karazor bekannt. Der VfB-Kapitän hatte am vergangenen Samstag gegen den VfL Wolfsburg fälschlicherweise die Gelb-Rote Karte gesehen. Die Bilder vom Zweikampf mit Maximilian Arnold belegten eindeutig, dass nicht Karazor, sondern Arnold gefoult hatte. Dennoch sah Karazor den Platzverweis, die Schwaben mussten die Partie in Unterzahl beenden.
Dem Stuttgarter Protest gegen den Platzverweis hat der DFB nun stattgegeben. Heißt: Karazors Gelb-Rote Karte wird zurückgenommen, der VfB-Kapitän wird nicht gesperrt und kann am kommenden Spieltag wieder auflaufen.
Ein gerechetes Urteil, das auf Schalke dennoch stutzig macht und für große Verwunderung sorgt. Der Fall Karazor dürfte den Knappen nämlich bekannt vorkommen - nur eben mit einem völlig anderen Ausgang. Bei der 1:3-Pleite in Nürnberg am 2. Spieltag hatte S04-Mittelfeldspieler Ron Schallenberg ebenfalls Gelb-Rot gesehen. Und ebenso war auf den TV-Bildern mindestens sehr gut zu erahnen, dass Schiedsrichter Nicolas Winter mit seinem Platzverweis daneben lag. Schallenberg war es, der viel eher gefoult wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte Schalke noch 1:0 geführt.
"Wie jetzt, DFB?", twitterte Schalke nach dem Karazor-Urteil deshalb. Die große Frage, die man sich in Gelsenkirchen stellt: Warum hat das DFB-Sportgericht bei zwei ähnlichen Fällen völlig unterschiedlich entschieden?
Die Aufregung nach der unberechtigten Ampelkarte gegen Schallenberg war bei den Knappen groß, die gegen den Platzverweis beim DFB-Sportgericht vorgingen. "Sowohl die 'DFB Schiri GmbH' als auch der Schiedsrichter selbst haben den offensichtlichen Fehler öffentlich eingeräumt, die doppelte Bestrafung - Platzverweis und Sperre für ein Spiel - ist nach Ansicht des S04 nicht angemessen", erklärte man den Protest.
Schon damals fügte man hinzu: "Der Verein sieht über diesen Einzelfall hinaus eine grundsätzliche Problematik in dieser Doppelbestrafung, wenn eine offensichtliche Fehlentscheidung vorliegt." Wie im Fall von Schallenberg - und jetzt bei Karazor.
Anders als beim VfB-Kapitän kam das DFB-Sportgericht vor wenigen Wochen noch zu dem Urteil, die Sperre gegen Schallenberg nicht aufzuheben. "Schiedsrichter Nicolas Winter hat auf Nachfrage erklärt, dass er ein Foulspiel von Ron Schallenberg geahndet hat, auch wenn er dieses nach Betrachten der Fernsehbilder im Nachhinein nur noch als fahrlässig und nicht mehr als rücksichtlos einstufen würde. Aber weiterhin als Foul", so die offizielle Erklärung. Entsprechend habe der "Nachweis eines offensichtlichen Irrtums des Schiedsrichters" gefehlt.
In diesem Punkt unterscheiden sich die beiden Fälle wohl. Denn Beim Duell Wolfsburg gegen Stuttgart hatte Schiedsrichter Sven Jablonski nach dem Spiel deutlich betont, dass er völlig daneben lag. Er erklärte sogar, dass er sich die Möglichkeit eines VAR-Eingriffes auch bei Gelb-Roten Karten wünsche. Bislang ist das nicht möglich.