Wie hoch kann der Adler steigen? Die Eintracht-Frauen im 90min-Saisoncheck

Bald starten auch die Frauen der Eintracht Frankfurt in die neue Spielzeit. Vor der Saison nimmt 90min die Adlerträgerinnen genauestens unter die Lupe. Der Saison-Check der SGE.
Lara Prašnikar (links) jubelt mit Pia-Sophie Wolter, Laura Freigang und Nicole Anyomi.
Lara Prašnikar (links) jubelt mit Pia-Sophie Wolter, Laura Freigang und Nicole Anyomi. / Simon Hofmann/GettyImages
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In wenigen Tagen startet die Frauen-Bundesliga in die neue Spielzeit. Dann steigt auch wieder der Adler in die Luft: Die Frauen der Eintracht Frankfurt eröffnen ihre Saison am Samstag, den 31. August, gegen Aufsteiger Jena. Neben der Bundesliga und dem DFB-Pokal kämpft die Eintracht in der Champions-League-Qualifikation um die Teilnahme an der Königsklasse. Vor der neuen Spielzeit nehmen wir die Adlerträgerinnen genauestens unter die Lupe.

Was sind die Saisonziele? Welche Stärken und Schwächen gibt es und wie verlief der Transfersommer? Antworten findet ihr hier im 90min Saison-Check:

Saisonziele - Liga, Pokal und UWCL

Eintracht Frankfurt gehört neben Bayern und Wolfsburg zu den Top-Adressen im deutschen Frauenfußball. Die Adlerträgerinnen begegneten den Meisterinnen und Pokalsiegerinnen zuletzt immer mehr auf Augenhöhe. Im DFB-Pokal Halbfinale vergangenen März gegen Bayern musste letztendlich das Elfmeterschießen die Entscheidung herbeiführen. "In der Liga wollen wir weiter für Furore sorgen", sagt Cheftrainer Niko Arnautis im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Großes Ziel der Eintracht sei natürlich die Qualifikation für die Women's Champions League, sprich: mindestens der dritte Rang.

Doch die Konkurrenz wächst. Bereits in der vergangenen Spielzeit lieferte sich Frankfurt vor allem mit der TSG Hoffenheim einen Kampf um den begehrten UWCL-Platz. Überraschungskandidaten wie die SGS Essen oder Bayer Leverkusen reihten sich nur knapp hinter der Eintracht ein. Doch Arnautis bleibt angesichts der wachsenden Nebenbuhlerschaft optimistisch: "Ich hab da ein gutes Gefühl und weiß, dass wir trotz der starken Konkurrenz durchaus die Möglichkeiten haben, da einfach dranzubleiben und unsere Ziele wieder zu erreichen".

In der Champions League müssen sich die Adlerträgerinnen erst durch das Mini-Turnier kämpfen, um sich für die Gruppenphase zu qualifizieren. "Es wird eine große Herausforderung sein", betont der Coach. Im ersten Spiel wartet dort mit Sporting Lissabon gleich mal ein Härtetest auf die Eintracht. "Wir sind selbstbewusst und wissen, wenn wir unsere Leistung bringen, ist es möglich, dieses Turnier zu gewinnen - das ist unser Ziel", so Arnautis. Nachdem sie in der Vorsaison Gruppenphasen-Luft schnuppern durften, dürfte die Motivation auf eine weitere UWCL-Saison groß genug sein.

Eine ganz klare Ansage macht der Cheftrainer aber beim DFB-Pokal und gibt die Marschroute klar vor: "Der DFB-Pokal ist auch ein sehr spannender Wettbewerb, da wollen wir auch nach Köln und den Pokal gewinnen". Für die Eintracht wäre das der erste Titel seit der Fusion mit dem 1.FFC Frankfurt. Nach der stetigen Weiterentwicklung in den letzten Jahren ist mit den Adlerträgerinnen in jedem Fall zu rechnen.

Transfersommer - Verlängern statt verpflichten

Auf dem Transfermarkt war die Eintracht vergleichsweise zurückhaltend. Drei neue Spielerinnen wurden verpflichtet und mit Pia-Sophie Wolter eine Leihspielerin dauerhaft an den Verein gebunden. Zu den Neuzugängen gehören Lea Paulick (Torfrau), Nina Lührßen (Außenverteidigerin) und Elisa Senß (Mittelfeldspielerin). Besonders Lührßen und Senß dürften viel Spielzeit im Dress der Eintracht bekommen. Lührßen spielt das typische Spiel einer modernen Außenverteidigerin mit viel Offensivdrang. Sie kann die Adlerträgerinnen auf der Außenbahn vorantreiben. Mit Senß hat man einen komplette Mittelfeldspielerin in den eigenen Reihen. Die ehemalige Kapitänin der Werkself hat sich durch ihre Spielübersicht und den Spielaufbau auch bei der Nationalmannschaft einen Namen gemacht.

Während Fans anderer Teams schmerzhafte Abschiede verkraften mussten, konnten Fans der Adlerträgerinnen viele Vertragsverlängerung von Leistungsträgerinnen feiern. Die Spielerinnen scheinen von dem Projekt und den Zielen der Eintracht überzeugt zu sein, wenn sie sich langfristig an den Verein binden lassen. Ein gutes Signal nach außen und auch innerhalb des Teams festigt sich so eine Mannschaft. Die Eingespieltheit aufgrund etlicher Jahre zusammen auf dem Platz könnte definitiv ein Vorteil von Frankfurt gegenüber der Konkurrenten sein.

Stärken - offensive Variabilität

Niko Arnautis lässt seinem Team viele Freiheiten, was sich vor allem in der Offensive bemerkbar macht. Die Eintracht hat ein breites Portfolio an Offensivkombinationen. Sei es über die Flügel, durch schnelles Zusammenspiel oder riskante Pässe: Die Spielerinnen können ihr Angriffsspiel auf variable Art und Weise durchsetzen. Außerdem scheint die Mannschaft selten die Ordnung zu verlieren.

Dazu gehört auch eine weitere Stärke des Teams aus der Mainmetropole: Das Kontern. Verliert man den Ball gegen Frankfurt, kann dies schnell bestraft werden. Die bereits angesprochenen Eingespieltheit hilft hierbei natürlich. Die Automatismen greifen bei den Adlerträgerinnen einfach, wodurch sie sich schnell in Richtung des gegnerischen Sechszehners spielen können.

Schwächen - Die altbekannte Leier

Das größte Manko der Adlerträgerinnen in der letzten Spielzeit war die Chancenverwertung. Das Fazit nach dem letzten Testspiel am vergangenen Wochenende gegen Hoffenheim viel aufseiten des Vereins nüchtern aus: "Zahlreiche Chancen blieben ungenutzt", hieß es im Spielbericht - alles also beim Alten? Die Spielerinnen schaffen es zwar oft sich in gute Positionen zu kombinieren, es fehlt dann allerdings an der nötigen Kaltschnäuzigkeit, um den Ball über die gegnerische Torlinie zu befördern. So schoss Frankfurt in der letzten Saison nur 42 Tore. Zum Vergleich: Wolfsburg erzielte 67 und Bayern 60 Treffer. Diese Schwäche ist nicht neu, aber kommt in nahezu jedem Spiel zum Vorschein.

Ein weiteres Merkmal des Teams von Niko Arnautis ist, dass es konstant inkonstant ist. Höhenflüge kann die SGE nicht über einen großen Zeitraum in der Luft halten, bevor sie wieder etwas abstürzt. In jeder Spielzeit gibt es herausragende Phasen, doch der Schwung und das Momentum kann nicht über längere Zeit aufrechtgehalten werden. Sollten die Adlerträgerinnen aber Konstanz finden, können sich Bayern und Wolfsburg warm anziehen.

90min-Prognose

Ihr ausgesprochenes Ziel, das Erreichen der UWCL-Qualifikation und die Verteidigung des dritten Tabellenplatzes dürfte Eintracht Frankfurt erreichen. Die Duelle mit Bayern und Wolfsburg könnten in dieser Saison sogar noch enger ausfallen. Am Ende gehen diesmal vielleicht die Adlerträgerinnen als Siegerinnen hervor - es wäre ihnen zuzutrauen. Kann die SGE ihre herausgestellten Schwächen eingrenzen, ist sogar der zweite Tabellenplatz drin. Der Kampf um die Meisterschaft hingegen scheint vorerst noch zu ambitioniert. Es ist richtig und realistisch, dass Frankfurt den Gewinn des DFB-Pokals ins Visier nimmt. Je nach Turnierverlauf hat die Eintracht hier mehr als berechtigte Chancen auf den ersten Titel in der Vereinsgeschichte der SGE. In der Champions League kommt es dann voll und ganz auf die zugelosten Gegner an. Mit den ganz großen internationalen Namen kann das unerfahrene Team von Niko Arnautis nicht mithalten. Dennoch kann die SGE in diesem Wettbewerb durchaus für die ein oder andere Überraschung sorgen. Das Erreichen der Gruppenphase ist hier in jedem Fall auch realistisch. Jedes Spiel darüber hinaus wäre aber wohl ein nettes Add-on.