Wie Hansi Flick die Triple-Bayern jetzt weiter motivieren kann

Unter Hansi Flick geht es nur in eine Richtung: Nach vorne.
Unter Hansi Flick geht es nur in eine Richtung: Nach vorne. / Pool/Getty Images
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In Windeseile hat Hansi Flick den FC Bayern aus der Krise und zum Triple geführt. Der 55-Jährige weiß ganz genau, dass dieser Erfolg mit Beginn der neuen Spielzeit der Vergangenheit angehört, und doch wird er seine Spieler jeden Tag bis aufs Neue motivieren müssen. Wie könnte ihm das gelingen?

Der Triple-Traum des FC Bayern begann schon im Winter-Trainingslager in Katar. Vor der Mannschaft erinnerte Hansi Flick daran, dass es drei Titel zu gewinnen gibt: Die Meisterschaft, den DFB-Pokal und die Champions League. Seit Beginn der Rückrundenvorbereitung haben er, sein Trainerstab und die Spieler jeden Tag akribisch darauf hingearbeitet, das Kunststück von 2013 zu wiederholen. Am vergangenen Sonntag wurde es auf einmalige Art und Weise vollbracht.

Das aggressive, gleichzeitig aber äußerst koordinierte Pressing, das Flick den Bayern eingeflößt hat, fruchtete national wie international. Der FC Chelsea, der FC Barcelona und Olympique Lyon waren keine großen Hürden auf dem Weg zum sechsten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte, Paris St. Germain machte es ihnen dafür im Finale verdammt schwer. Doch im Tor lief Manuel Neuer zur Höchstform auf - und in der 59. Minute reichte ein zögerlicher Moment von Ander Herrera, sodass Joshua Kimmich den Ball maßgeschneidert auf den Kopf von Kingsley Coman flanken konnte.

Das Tor zum Triple: Nach gut einer Stunde köpft Kingsley Coman (r.) den FC Bayern im Champions-League-Finale gegen Paris St. Germain in Führung
Das Tor zum Triple: Nach gut einer Stunde köpft Kingsley Coman (r.) den FC Bayern im Champions-League-Finale gegen Paris St. Germain in Führung / Pool/Getty Images

Binnen nicht einmal eines Jahres hat Flick aus einer wackeligen und verunsicherten Mannschaft einen Triple-Sieger geformt. Seit 30 Spielen sind die Bayern ungeschlagen, nur ein einziges Mal haben sie dabei nicht gewonnen - RB Leipzig knöpfte ihnen ein 0:0 ab. Will Flick die Motivation innerhalb der Mannschaft hochhalten, könnte er bereits auf die nächsten zehn Spiele verweisen: 40 ungeschlagene Partien in Folge klingen noch imposanter als 30 - und dann wären es nur noch 10 Spiele bis zur 50er-Marke.

Wiederholt der FC Bayern das legendäre Titel-Sextett?

Außerdem stehen bis zum Jahresende noch drei Titel aus: der UEFA-Supercup, der DFL-Supercup und die Klub-WM in Katar. Als bislang einziger Verein hat es der FC Barcelona unter Pep Guardiola in der Saison 2008/09 geschafft, alle sechs Turniere eines Kalenderjahres zu gewinnen. Nachdem die Bayern schon als zweiter Klub nach Barcelona zum zweiten Mal das Triple gewonnen haben, kann es nur das Ziel sein, auch das zweite Sextett in der Geschichte des europäischen Fußballs anzuvisieren.


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Flick könnte aber auch größer denken: Warum nicht gleich eine ungeschlagene Hinrunde? Oder wie wäre es mit dem zweiten Triple in Serie? Ersteres wäre in der derzeitigen Verfassung der Mannschaft sogar vorstellbar, ein zweiter Triple-Triumph wiederum erscheint aufgrund des anstrengendes Programms, das in der kommenden Saison wartet, unrealistisch. Aber Flick würde sich damit noch ein Stück unsterblicher machen.

Es braucht keine Extra-Motivation

Die Frage ist nur: Brauchen die Bayern-Stars überhaupt zusätzliche Motivation? Man denke an Manuel Neuer, Thomas Müller, Jerome Boateng, David Alaba, Thiago oder Robert Lewandowski - Spieler, die seit vielen Jahren dabei sind, die zum Teil jede der acht Meisterschaften, drei Doubles und zwei Triples seit der Saison 2012/13 miterlebt haben, und die bis heute täglich mit vollem Elan auf dem Trainingsplatz agieren und bis in die Haarspitzen motiviert sind. Das Gewinnen liegt ihnen im Blut, es ist eine Sucht geworden. Wer einmal einen Pokal in den Händen hält, will das immer wieder tun.

Mit seinen lautstarken Kommandos ist Thomas Müller ein Sinnbild für die hohe Motivation der Bayern
Mit seinen lautstarken Kommandos ist Thomas Müller ein Sinnbild für die hohe Motivation der Bayern / Pool/Getty Images

Auch die jungen Spieler wie Neuzugang Leroy Sané, Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Niklas Süle, Serge Gnabry, Kingsley Coman, Benjamin Pavard, Alphonso Davies oder Mickael Cuisance verkörpern diese Gier. Sie wollen die nächste Generation prägen, nehmen größtenteils schon jetzt eine entscheidende Rolle ein. Diese intrinsische Motivation ist einmalig, vergleichbar ist lediglich der nicht zu stillende Hunger Real Madrids in der Champions League.

Vom Ehrgeiz getrieben: Joshua Kimmich (Mitte) hat das Sieger-Gen längst verinnerlicht
Vom Ehrgeiz getrieben: Joshua Kimmich (Mitte) hat das Sieger-Gen längst verinnerlicht / Pool/Getty Images

Flick wird im Laufe der Zeit immer mehr und immer größere Reize setzen müssen, um die Mannschaft zu motivieren und bei Laune zu halten. Nach den Erfolgen in der abgelaufenen Spielzeit ist ihm dies aber durchaus zuzutrauen. Er hat ein Händchen für die Stars, er fordert sie in jeder Einheit und in jedem Spiel, hat aber auch zu jeder Zeit ein offenes Ohr. Er hat eine Einheit geformt, einen "verschworenen Haufen", wie Karl-Heinz Rummenigge nach dem Champions-League-Triumph in Lissabon schwärmte, der für seinen Trainer durch jedes Feuer dieser Welt gehen würde. Und wenn die alte Garde eines Tages abgelöst wird, kommen wieder neue Spieler nach, die Großes erreichen wollen. Im Hier und Jetzt wie in der Zukunft bewegt sich der FC Bayern in einem Kreislauf, in dem der Anspruch auf sämtliche Titel ebenso groß ist wie die Lust auf das Gewinnen. Flick wird einiges, aber nicht alles dazu beitragen müssen, um diese Motivation am Leben zu erhalten.