Wie der Phönix aus der Asche: Labbadia haucht der Hertha neues Leben ein
Von Janne Negelen

Zwei Siege, 7:0 Tore und ein beeindruckendes Selbstbewusstsein: so lautet die Bilanz der Hertha seit dem Liga-Neustart. Die erstaunliche Leistungssteigerung ist dabei speziell auf Bruno Labbadia zurückzuführen, der endlich die Stärken der Berliner zum Vorschein bringt.
Der klare Sieg gegen den Stadtrivalen Union Berlin ist ein deutliches Machtwort; vorerst hat die Alte Dame den Status des grauen und krisengebeutelten Klubs abgelegt. Unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia spielen die Berliner befreit auf. Von den vergangenen Monaten ist bei den aufstrebenden Berlinern nichts mehr zu erkennen.
Dabei hatte der Übungsleiter bisher nur wenig Zeit, um die Mannschaft richtig kennenzulernen. Doch seine Ankunft während der Corona-Krise dürfte zum Vorteil gehabt haben, dass das Team unvoreingenommen aufgestellt wird. Labbadia traf genau den Geschmack, auf den die Hertha so lange nicht gekommen ist. Tempo, Effizienz und das Besinnen auf die eigenen, lange so unentdeckten Stärken.
Labbadia schenkt seinen Spielern Vertrauen
Zu erklären ist der Wandel ebenfalls damit, dass der Menschenkenner Labbadia seinen Schützlingen mehr denn je vertraut. Selbst denen, die in dieser Saison noch kaum oder gar keine Rolle spielten. Ein bald vertragsloser Peter Pekarík zeigte sich von seiner besten Seite. Altmeister wie Per Ciljan Skjelbred sorgten dafür, dass die Startelf den höchsten Altersdurchschnitt der vergangenen sieben Jahre hatte. Darüber dachte beim so innovativen BSC ausnahmsweise keiner nach.
Endlich hat die Alte Dame dahin zurückgefunden, was sie einst stark machte. Es ist der erfrischende Mix aus Erfahrung und unbändiger Qualität, die sowohl Union als auch der TSG Hoffenheim enorme Probleme bereitete. Allen voran das Offensiv-Trio um Matheus Cunha, Dodi Lukébakio und Vedad Ibišević sprüht nur so vor Elan und Spielfreude.
Die Einstellung und der Kampf haben sich in den vergangenen Wochen ebenfalls massiv gewandelt. Eine derartige Lauffreudigkeit legte die Hertha selten an den Tag. Jeder Spieler ist sich seiner Aufgaben nun mehr bewusst und scheut keine Zweikämpfe. Das Gesamtbild - worauf es im Fußball immer mehr ankommt - stimmt einfach. Und mit Labbadia können die Berliner noch so einiges erreichen.
Im Sommer wird der Kader noch einmal aufgefrischt. Doch vor allem das Selbstbewusstsein aus der Restsaison und eine erfolgreiche Vorbereitung könnten dazu führen, dass die Hertha endlich die ausgemachten Ziele anvisieren kann. Wunschtrainer Labbadia hat sich mehr als bewiesen und das fast unvorstellbare Chaos vergessen gemacht.