"Wichtigste, dass sich die Mädels ihren Traum erfüllen": Die Stimmen zur Olympia-Quali der DFB-Frauen
Von Adriana Wehrens
Die Treffer für Deutschland erzielten Klara Bühl (66.) und Lea Schüller (78.). Alle Beteiligten waren nach Abpfiff sichtlich erleichtert und voller Vorfreude auf die spannende Aufgabe im Sommer.
Nachdem es beim letzten Anlauf für die Sommerspiele 2021 in Tokio nicht mit der Qualifikation geklappt hatte, steht die deutsche Nationalmannschaft der Frauen in diesem Jahr wieder unter den zwölf Mannschaften, die am olympischen Turnier teilnehmen werden.
"Es ist einfach ein weltweites Sportereignis. Da kommt es gar nicht auf den Fußball drauf an, es ist einfach für jedes Sportlerherz ein unglaubliches Gefühl", schwärmte Torschützin Klara Bühl nach der Partie. "Ich bin so froh, dass ich das erleben darf. Und das mit so einer Mannschaft, da macht es umso mehr Spaß, deswegen bin ich voller Vorfreude."
Kapitänin Alexandra Popp, die bereits bei Olympia 2016 mit von der Partie war und sich die Goldmedaille holen konnte, sprach von einem Traum, der in Erfüllung gehe, indem sie das Erlebnis ein zweites Mal machen dürfe. Erheblichen Anteil am Erfolg der deutschen Mannschaft hat Interimstrainer Horst Hrubesch, der das Team nach der WM-Enttäuschung und der Entlassung von Martina Voss-Tecklenburg wieder zurück in die Spur gebracht hat. Trotz allem blieb der 72-Jährige bescheiden. Zwar freue er sich, nach seinem Olympia-Abenteuer mit der deutschen U21 der Männer, erneut am Turnier teilzunehmen, das Wichtigste sei jedoch, "dass die Mädels sich ihren Traum erfüllen und alles dafür getan haben. Wir haben den zweiten Matchball wirklich genutzt und ich denke, wir haben es auch verdient gewonnen."
Sicher ist, dass Hrubesch auch beim olympischen Turnier auf der Trainerbank der Nationalmannschaft sitzen wird. Danach wolle er sich dann allerdings wirklich von der Position verabschieden. Eine Nachfolgerin bzw. ein Nachfolger sei Nia Künzer, der Direktorin Frauenfußball des DFB, zufolge schon gefunden.
Schüller sieht die "lockere Art" als eine der großen Stärken von Hrubesch an. Er gebe der Mannschaft das nötige Selbstvertrauen, "deswegen bin ich froh, dass er mit uns nach Olympia fährt". Auch die Mannschaftskapitänin fand lobende Worte für den Interimscoach: "Er peitscht uns immer wieder nach vorne - auch nach dem ersten und zweiten Tor. Er meinte: 'Wir dürfen nicht nachlassen, wir müssen weiter vorne draufgehen'."
Dabei darf es im Ernstfall auch einmal lauter werden: "Nach dem Frankreich-Spiel hat er uns ein Stück weit nochmal wachgerüttelt, ist für seine Verhältnisse ein bisschen böse geworden und es hat gefruchtet." Bühl zufolge habe der 72-Jährige nach der schwierigen Zeit nach der WM "neuen Input" gebracht. "Er legt Wert auf die Basics, die einfachen Dinge. Das tat unserer Mannschaft in dem Moment einfach supergut. Er fordert von uns immer hundert Prozent und das hat er heute bekommen."
Im Vergleich zur verlorenen Halbfinal-Partie gegen Frankreich brauchte die DFB-Elf dieses Mal nicht die ganze erste Hälfte, um ins Spiel zu finden. Stattdessen waren alle Akteurinnen von Beginn an mit voller Leidenschaft dabei. "Wir haben von Anfang an gesagt: 'Das sind Spiele, die musst du wollen", so Hrubesch. "Da musst du auch bereit sein, den einen Schritt mehr als der Gegner zu machen und an die Grenzen gehen und das haben sie heute getan." Lea Schüller, die den Treffer zum 2:0-Endstand erzielen konnte, vergleicht die Leistung aus der Partie gegen die Niederlande mit den vorherigen Auftritten: "Wenn wir es immer so gespielt hätten wie heute, dann hätten wir es vielleicht schon früher geschafft. Aber egal - wir haben die Quali jetzt und das ist das, was zählt. Wir waren griffig von Anfang an."
Einziger Kritikpunkt an diesem Abend war die Chancenverwertung. "Nach dem Frankreich-Spiel ist es uns gelungen, vorne effizienter zu sein, auch wenn wir das immer noch besser machen und das Spiel früher hätten entscheiden können", erklärte Bühl. Trotz zahlreicher herausgespielter Torabschlüsse blieb es über die volle Spielzeit bei "nur" zwei Toren, die schlussendlich aber für den Sieg ausreichten. "Ich bin brutal erleichtert", freute sich auch Popp. Der Kapitänin zufolge sei auch die erhöhte Aggressivität, um die entscheidenden Zweikämpfe zu gewinnen, ein Schlüssel zum Erfolg. "Jede einzelne Spielerin arbeitet sehr hart, um für die Nationalmannschaft zu spielen. Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft, dass wir es gerade in diesem entscheidenden Spiel geschafft haben, es mit dem Willen, der Aggressivität und dem Kampf für uns zu entscheiden."
Bevor es in der nächsten Woche zurück in den Bundesliga-Alltag geht, stand am Mittwochabend erst einmal noch Party auf dem Programm, um die Olympia-Quali gebührend zu feiern. "Ich denke, das wird ein Hotel-Abriss", prognostizierte Schüller nach dem Spiel.