Werders Problemzone: Ist Neuzugang Erras die Lösung auf der Sechs?
Von Marc Knieper
Werder Bremens neuer Sechser Patrick Erras konnte im Trainingslager besonders mit seiner Unauffälligkeit überzeugen. Ein Attribut, das einen starken, defensiven Sechser tatsächlich ausmacht. Doch hat der 25-Jährige bereits das Zeug zum Stammspieler in der Bundesliga?
Die Sechser-Position bildet weiterhin die klare Baustelle des Bremer Kaders. Mit Vogt, Bargfrede und Sahin verließen schließlich gleich drei Spieler dieser Position den Bundesligisten. Lediglich Neuzugang Patrick Erras vom 1. FC Nürnberg ist Startelf-Anwärter auf die Position des zentral-defensiven Mittelfeldspielers. Sein eigentlicher Kumpane Jean Manuel Mbom wird derweil zum rechten Verteidiger ausgebildet.
Kein Wunder also, dass Cheftrainer Florian Kohfeldt hier noch Handlungsbedarf sieht. "So wie der Kader jetzt hier steht, sind wir nahezu vollständig. Wir würden nur noch gerne auf der Sechs jemanden dazuholen", erläuterte der Fußballlehrer am Ende des Trainingslagers im Zillertal in einer Medienrunde.
"Am 5. Oktober habe ich Geburtstag, das wäre auch ein guter Moment für ein Geschenk."
- Kohfeldt über mögliche Neuzgänge
Die bescheidenen Umstände am Markt kennt der Bremer Chefcoach dabei ganz gewiss. Dennoch hat der 37-Jährige vollstes Vertrauen in Sportchef Frank Baumann. "Ich kenne die Beharrlichkeit von Frank. Am 5. Oktober habe ich Geburtstag, das wäre auch ein guter Moment für ein Geschenk", schmunzelt Kohfeldt über einen potenziellen Last-Minute-Transfer.
Das Transferfenster schließt in diesem Jahr am 5. Oktober, dem Ehrentag des Bremer Cheftrainers.
Auffällig unauffällig: Hat Erras das Potenzial zum Stamm-Sechser?
Doch abgesehen von der eventuellen Verstärkung: Ist Neuzugang Erras die Lösung auf der Sechs? Besitzt der 25-jährige Neuzugang aus Franken bereits das nötige Potenzial, um im Fußball-Oberhaus mithalten zu können? Bis dato kommt Erras auf gerade einmal 19 Einsätze in der Bundesliga. Alle anderen 61 Partien für den Glubb absolvierte der 1,96-Meter-Hüne in der 2. Bundesliga.
Im Training sowie den drei Testspielen gegen Braunschweig, Linz und Lustenau fiel der Bremer Neuzugang nicht weiter auf. Auffällig unauffällig trabt Erras über das Feld. Und genau das ist es, was einen defensiven Sechser wie ihn ausmacht. "Er ist unauffällig, aber trotzdem immer da", resümierte Kohfeldt seinen Spielstil und fügte hinzu: "Er fängt Bälle ab, gewinnt Bälle. Er löst das Pressing aus, schließt Passwege. Er macht einfach keine Fehler."
Erras erinnert an Baumann - Bald Theo 2.0?
Kohfeldt sieht in seinem Schützling Parallelen zu gleich zwei aktuellen Werder-Akteuren. Sein Spielstil erinnere ihn an Baumann, der 1999 ebenfalls aus Nürnberg an den Osterdeich wechselte und als solider Sechser glorreiche Zeiten wie das Bremer Double 2004 prägte. Mit seiner Unauffälligkeit könne Erras zudem eines Tages die Rolle von Theodor Gebre Selassie als unterschätztester Spieler übernehmen.
Mit Erras jedenfalls ist Kohfeldt "sehr zufrieden". Er habe sich auf der Sechs schnell eingefügt und spiele starke Pässe in die offensive Zentrale. "Nur die Spielverlagerung muss noch etwas besser werden." Das allerdings ist das geringere Übel. Erras' Hauptproblem ist und bleibt seine Schnelligkeit. Dem Hünen fehlt es schlichtweg an Tempo und Dynamik.
Werder sucht offensives Pendant zu Erras
Was den Bremern auf der Sechs noch gut tun würde, beschrieb Kohfeldt im Anschluss des Trainingslagers ziemlich konkret: "Jemand, der Dynamik mitbringt, der sozusagen nicht nach hinten gedacht werden kann, sondern auch nach vorne. Das offensive Pendant zu Erras eben. Der wiederum könne dann "auch mal hinten in der Dreierkette verteidigen gegen extrem kopfballstarke Spieler wie Wout Weghorst oder Fabian Klos". (via kicker)
Erras jedenfalls macht da weiter, wo er in Nürnberg aufgehört hat. Mit seinem konstant starken, ballsicheren und konzentrierten Spielstil hat er sich bereits jetzt als unausweichlicher Stammspieler für die kommende Spielzeit beworben.