Werder-Youngster Agu auf dem Weg Richtung Stammplatz und U21-EM
Von Marc Knieper
All the way up: Felix Agu profitiert von der Verletzung seines Teamkollegen, durchlebt einen überragenden Höhenflug beim SV Werder Bremen und bewirbt sich damit unweigerlich für einen Platz im U21-EM-Kader von Nationalcoach Stefan Kuntz.
Er ist womöglich DER Mann der Stunde im grün-weißen Dress. Klar, auch seine Youngster-Buddies Romano Schmid und Jean Manuel Mbom zünden derzeit ordentlich, aber: Agu ist der Turbostart am meisten vergönnt. Denn der talentierte Außenverteidiger, der im Sommer ablösefrei vom VfL Osnabrück in die Hansestadt wechselte, hatte es nicht einfach, verpasste sein verdientes Profidebüt wegen einer langwierigen Corona-Infektion im Spätherbst und zeigt nun endlich, was in ihm steckt. Am 16. Spieltag gegen Augsburg (0:2) legte er nicht nur den Slapstick-Treffer von Theodor Gebre Selassie wunderbar auf, sondern erzielte obendrein sein erstes Bundesliga-Tor.
Routiniert, abgezockt und (ball-)sicher rennt Agu in Vertretung für den weiterhin verletzten Ludwig Augustinsson die linke Außenbahn rauf und runter - und hat dabei, zumindest wie der Rapper Robin zu singen pflegt, den "top speed wie ein Zug". Dass er überhaupt erst sechs Mal auf Bundesliga-Parkett gekickt hat, fällt überhaupt nicht ins Auge. Seine defensive Konstanz samt Offensivdrang und der angesprochenen Schnelligkeit machen den Osnabrücker Wirbelwind für die gegnerische Mannschaft brandgefährlich.
Der Agu-Song läuft in der Bremer Kabine übrigens rauf und runter. Kein Wunder, bei einer solchen Ohrwurm-Garantie.
Augustinsson bangt um seinen Stammplatz
Der überragende Höhenflug des 21-Jährigen dürfte einem Bremer Akteur zumindest etwas weniger gefallen. "Die Jungs, die jetzt spielen, hinterlassen schon ein Ausrufezeichen", sagte Werder-Coach Florian Kohfeldt gleich im Anschluss an das eindrucksvolle 4:1 gegen Tabellennachbar Hertha und fügte abschließend hinzu: "Felix, Manu und Romano machen das gut und werden ihren Platz nicht so schnell wieder hergeben." Der Konkurrenzkampf am Osterdeich brodelt. Augustinsson kehrt womöglich im Laufe der kommenden Woche zurück und wäre somit am 20. Spieltag gegen Arminia Bielefeld wieder ein Thema - eigentlich auch für die Startelf. Wäre da nicht ein gewisser Felix Agu, der den Bremer Top-Vorlagengeber Augustinsson (sechs Assists) verdrängen könnte.
Kohfeldt hat die Qual der Wahl. Auf der Außenbahn haben die Grün-Weißen tatsächlich ein Luxusproblem. Auf der rechten Seite erlebt Vize-Kapitän Gebre Selassie derzeit seinen x-ten Frühling, weiß weiter zu überzeugen und dürfte in der seiner womöglich letzten Werder-Saison weiterhin unangefochtene Stammkraft bleiben. Da aber auch Leistungsträger 'Ludde' immer eine wichtige Konstante im Bremer Spiel bildete, scheint der Weg von Agu noch ungewiss. Einen Bankplatz hätte er sich angesichts der aktuellen Leistungen nicht verdient. Eventuell ist eine gemeinsame linke Seite aus Augustinsson und Agu denkbar. Das (offensive) Skillset des deutschen U21-Nationalspielers ließe eine solche Option zu.
Agu winkt Rückkehr in die Nationalmannschaft
Apropos deutscher U21-Nationalspieler: Agu kickte bis dato zweimal für die junge Vertretung des DFB, geriet zuletzt in Vergessenheit, darf sich aber womöglich schon bald über eine Rückkehr freuen. "Wenn er weiter gut spielt, weiß ich von Stefan Kuntz, dass Felix für März und den Sommer ein EM-Kandidat ist", bestätigte Sportdirektor Frank Baumann auf Nachfrage der BILD.
Die Hauptrunde der U21-Nationalelf startet bereits Ende März in Ungarn. Die Endrunde ist auf das Saisonende Ende Mai geplant. Neben Agu sind auch Mbom und Leihgabe Johannes Eggestein zwei weitere Optionen für Coach Kuntz.