Werder watch: So läuft es bei den Bremer Abgängen
Von Marc Knieper
Neben Leistungsträger Davy Klaassen ließ der SV Werder Bremen im vergangenen Sommer zahlreiche weitere Akteure ziehen. Die Verjüngungskur wurde erfolgreich eingeleitet, Youngsters wie Jean Manuel Mbom, Nick Woltemade und Eren Dinkci prägen den aktuellen Fußballalltag am Osterdeich. 90min wirft einen Blick auf die Bremer Abgänge und deren Stand im neuen Klub.
1. Davy Klaassen - Ajax Amsterdam
Davy Klaassen half den Grün-Weißen in den vergangenen zwei Spielzeiten dabei, das sinkende Schiff nicht etwa gegen den Eisberg zu lenken, sondern diesen in letzter Sekunde zu umschiffen. Im Abstiegskampf nahm der Holländer als absoluter Dreh- und Angelpunkt des Bremer Spiels das Zepter in die Hand und kämpfte schier unendlich für den Klassenerhalt seines Klubs.
Schweren Herzens ließen die Hanseaten ihren Leistungsträger im Sommer gen Heimatklub Ajax Amsterdam ziehen. Hier erlebte Klaassen einen Einstand nach Maß, steht mit seinem Team nach 14 Spieltagen auf Rang eins der Eredivisie und gehört mit fünf Treffern aus zehn Ligaspielen zu den treffsichersten Akteuren der Mannschaft. Obendrein feierte der 27-Jährige im November nach knapp dreijähriger Abstinenz sein Comeback für die niederländische Nationalelf.
Einzig und allein in der Champions League reichte es für Klaassen und seine Teamkollegen nicht ganz für den Sprung in die K.o.-Runde. Stattdessen befinden sich die Godenzonen als Tabellendritter der Gruppe D nun folgerichtig in der Europa League. Sein Ziel, zum vierten Mal mit Ajax die Meisterschale gen Himmel zu strecken, verliert Klaassen nicht aus den Augen.
2. Fin Bartels - Holstein Kiel
Einen ähnlichen Verlauf wie Klaassen durchlebt auch Fin Bartels. Der 33-Jährige kehrte im Sommer nach 13 Jahren bei St. Pauli, Hansa Rostock und Werder zurück zu seinem Heimatklub. Mit Holstein Kiel befindet sich Bartels derzeit auf dem ersten Tabellenplatz der 2. Bundesliga.
Für die Störche wirbelt Bartels trotz seines Alters wie ein junger Gott. Nach anfänglichen Schwierigkeiten samt Muskelfaserriss bereitet der wendige Außenspieler derzeit nicht nur die Tore vor, sondern trifft auch selber ins Glück. Nach zwölf Ligaspielen stehen Bartels drei Tore und vier Vorlagen zu Buche. Im kommenden Jahr als Aufsteiger noch einmal im Weserstadion aufzulaufen, davon dürfte Bartels derzeit sicherlich träumen.
3. Nuri Sahin - Antalyaspor
Nach seinem Vertragsende beim SV Werder ging es für Nuri Sahin im Sommer in das Land seiner Wurzeln, zu Antalyaspor in die türkische Süper Lig. Hier ist der 32-Jährige - im Gegensatz zu seinem Engagement an der Weser - regelrecht gesetzt.
Sahin verpasste noch kein einziges Saisonspiel, spielte in den vergangenen sieben der insgesamt 14 Saisonspiele über die vollen 90 Minuten im defensiven Mittelfeld und bereitete zwei Treffer vor. Im Pokal gegen Zweitligist Boluspor führte er das Team von Ersun Yanal zuletzt gar als Kapitän auf das Spielfeld.
Übrigens: Bei Antalyaspor spielt Sahin Seite an Seite mit den einstigen Nationalelfspielern Lukas Podolski und Sidney Sam. Das Trio kämpft mit seinem Klub derzeit aber eher um den Klassenerhalt, als um die Meisterschaft. Nach 14 Spielen befindet man sich als Tabellen-15. nur fünf Punkte vor den Abstiegsrängen.
4. Felix Beijmo - Malmö FF
Der Kauf des schwedischen Jungspunds Felix Beijmo im Sommer 2018 erwies sich als millionenschweres Missverständnis. Bei den Hanseaten kam der Rechtsverteidiger überhaupt nicht zum Zug. Auch die Leihgeschäfte nach Malmö und zu Greuther Fürth leisteten keine Abhilfe. Für die Profis kam Beijmo kein einziges Mal zum Zug und auch für die U23 absolvierte er nur drei Spiele.
Sein Abgang im Sommer war somit nahezu unausweichlich. In den Kaderplanungen von Kohfeldt und Frank Baumann spielte der schwedische U21-Nationalspieler zumindest keine Rolle. Doch auch bei Malmö FF kommt Beijmo nicht auf seine Kosten: drei Spiele und mickrige 87 Minuten Spielzeit - so die bisherige Ausbeute des 22-Jährigen.
5. Philipp Bargfrede - Werder U23
Wegen der angekündigten Verjüngungskur musste sogar der verdiente Werder-Routinier Philipp Bargfrede im Sommer seine Zelte abbrechen. Bargi schnürte seit 2004 für die Profis seine Fußballschuhe. Angesichts seines betagten Alters und seiner eminenten Verletzungsanfälligkeit war für ihn im Kader der laufenden Saison schlicht kein Platz mehr.
Ein herber Schlag für Bargfrede, der nach monatelanger Vereinssuche schließlich doch zu Werder zurückkehrte. Aber nicht etwa in den Profikader, sondern als erfahrener Routinier in die U23 in der Regionalliga Nord. Trotz wiederkehrender Verletzungssorgen in der Bremer Zentrale schließt Cheftrainer Florian Kohfeldt eine Rückkehr zu den Profis in die Bundesliga gänzlich aus.
Die Saison der Bremer Amateure ruht aufgrund der Corona-Pandemie weiterhin auf unbestimmte Zeit. Trainieren darf das Bremer Urgestein mit seinen jüngeren Kollegen aber dennoch. Auf seinen ersten Einsatz muss er allerdings noch warten.
6. Martin Harnik - TuS Dassendorf
Richtig glücklich wurde Martin Harnik beim SV Werder nie. Nicht damals, als er sich aus der U23 des Klubs zu den Profis hocharbeitete und auch nicht im zweiten Anlauf, der Spielzeit 2018/19. Dementsprechend entschied sich der 33-jährige Angreifer mit Ablauf seiner Leihe zum HSV und der anschließenden Auflösung seines Kontrakts im Sommer für einen Abschied aus dem Profigeschäft.
Mittlerweile kickt der Österreicher für den fünftklassigen TuS Dassendorf in der Oberliga Hamburg gemeinsam mit einigen Freunden. Seinen Schritt in den Amateurbereich hat er nicht bereut. Ganz im Gegenteil: das Amateur-Kicken macht ihn erst wieder so richtig glücklich. Nach zwei Spielen (ein Tor, ein Assist) stand allerdings erst einmal die amateurweite Corona-Pause an.
7. Sebastian Langkamp - vereinslos
Auch Sebastian Langkamp musste im Sommer zugunsten des geplanten Umbruchs mit den jungen Wilden der Weser den Rücken kehren. Mit seinen 32 Jahren schien der Innenverteidiger zumindest bei Bundesligist Werder den Zenit erreicht zu haben. Langkamp ist eben nicht mehr fit wie ein Turnschuh. Das zeigt auch seine fortwährende Vereinssuche. Es gebe zwar Interessenten, aber eben nicht die passenden.
"Die Entscheidung treffe ich auch nicht alleine, meine Frau und ich erwarten Nachwuchs, deshalb muss alles hundertprozentig stimmen", erklärte Langkamp der DeichStube und verriet: "Es gibt Angebote aus dem Ausland, die ich so wahrscheinlich vor einem Jahr angenommen hätte, weil ich schon immer Bock aufs Ausland hatte. Durch die Pandemie und die bevorstehende Geburt ist das aber nicht mehr so leicht realisierbar."