Werder-Verteidiger Gebre Selassie: "Wenn ich weg bin, bin ich immer noch lebenslang Grün-Weiß"
Von Marc Knieper
Diesen Mann kann man einfach nur lieben. Lange Zeit flog Theodor Gebre Selassie bei Werder Bremen unter dem Radar. Mittlerweile kickt der Tscheche seit neun Jahren für seinen Herzensklub und trägt als Vizekapitän stolz die Werder-Binde. Doch nun scheint ein Ende in Sicht. Im Gespräch mit der BILD sprach Theo über seine Zukunft, seine Nachfolger und seine Liebe zur grün-weißen Raute.
Mit tschechischem Bier möchte es Florian Kohfeldt versuchen, seinen Vizekapitän von einem weiteren Jahr im Werder-Dress zu überzeugen. Auch aus Fankreisen ertönen immer wieder die Worte: "Komm Theo, mach die zehn Jahre voll". Aber: An der Situation habe sich grundsätzlich nichts geändert, bestätigt Gebre Selassie gegenüber BILD.
Nach wie vor plant der 34-Jährige einen Wechsel in seine Heimat. Ab Sommer kommt Sohn Noe in die Schule. Hierzu möchte die Familie Gebre Selassie gerne zurück nach Tschechien ziehen. "Es geht nicht nur um unsere Kinder, sondern auch um das Leben neben dem Fußball", verrät Theo, der schon ein wenig länger mit dem Gedanken einer Tschechien-Rückkehr spielt.
Hin und wieder habe er zwar den Gedanken, "dass es vielleicht das letzte Mal in diesem oder jenem Stadion gewesen sein könnte", aber sein Fokus gilt voll und ganz der restlichen Spielzeit. Denn Gebre Selassie möchte natürlich auch in seinem letzten Werder-Jahr unbedingt den Abstieg verhindern. "Wir haben noch gar nichts geschafft! Wir brauchen noch viele Punkte", warnt er mit Blick auf die Tabelle. Nach 21 Spielen rangieren die Bremer auf Platz zwölf, fünf Punkte vor dem Relegationsplatz.
"Wir haben uns die Chance erarbeitet, in dieser Saison etwas Besonderes zu schaffen."
- Gebre Selassie via BILD
Abseits des Liga-Alltags befindet sich der SVW weiterhin im DFB-Pokal. Am Dienstag reisen Gebre Selassie und Co. nach Regensburg und spielen um den Einzug in das Halbfinale. Ein Titel zum Abschluss würde ihm selbstverständlich "sehr viel" bedeuten, entgegnet Theo der BILD: "Aber wir sind erst im Viertelfinale." Dennoch habe man sich die Chance erarbeitet, "in dieser Saison etwas Besonderes zu schaffen."
Gebre Selassie traut Agu die Nachfolge zu
Neben Gebre Selassie spielt auch Werder-Oldie Niklas Moisander aktuell seine Abschiedstournee. Der Finne ist der eigentliche Stammkapitän der Grün-Weißen, doch schmort größtenteils auf der Bank. Sein Vertrag läuft ebenfalls im Sommer aus und wird wohl nicht verlängert. Sobald beide Kapitäne von Bord sind, dürften Maximilian Eggestein oder aber Ömer Toprak in die Fußstapfen der aktuellen Spielführer treten, meint Gebre Selassie.
Als Nachfolger für seine rechte Verteidigerseite zieht Werder aktuell Youngster Felix Agu heran. Der gebürtige Osnabrücker hat sich als Augustinsson-Ersatz auf der linken Seite bereits stark etabliert und sei auch "charakterlich ein sehr guter Junge". "Er hat sehr viel Ähnlichkeit mit mir, ist nur 13 Jahre jünger", lacht Theo und attestiert dem 21-Jährigen einen schnellen, dynamischen Spielstil mit guten Flanken.
Werder und Theo: Eine Lovestory nimmt ihr Ende
Wie sich sein Herzensklub in den kommenden Jahren schlägt, werde er ohnehin verfolgen. Die Zeit bei Werder hat ihn sichtlich geprägt. "Ich kann dann nicht sagen: Mir ist das jetzt egal. Wenn ich weg bin, bin ich immer noch lebenslang Grün-Weiß", unterstreicht Theo und führt aus: "Es gibt Spieler, die nach ein, zwei Jahren das Trikot küssen. Das ist alles schön und gut, oft ist das aber nur Show. Bei mir ist das keine Show, ich war neun Jahre hier. Ich bin natürlich Werder-Fan."
Werder und Theo: eine Lovestory, die der Fußball dieser Tage nur noch selten schreibt!