Werder-Roundup: Schmid nach "Sinnkrise" wieder im Rennen - Möhwald baldige Option
Von Marc Knieper

Bei Werder Bremen hängt der Haussegen nach der stark kritisierten Transferphase gehörig schief. Chefcoach Florian Kohfeldt muss ohne verpflichteten Ersatz für Schlüsselspieler Davy Klaassen planen, freut sich allerdings auf die Entwicklung seiner Potenzialspieler und spricht nach dem 4:1-Testspielerfolg über St. Pauli insbesondere über Rückkehrer Kevin Möhwald sowie Jungspund Romano Schmid.
Nach den zwei Bundesliga-Siegen gegen Schalke 04 und Arminia Bielefeld konnten die Grün-Weißen am Mittwochabend auch im Testspiel gegen den FC St. Pauli (4:1) ihr Selbstbewusstsein weiter stärken. Während die Partie ursprünglich zur Eingewöhnung des erwarteten, neuen Sechsers geplant war, dieser aber nicht verpflichtet wurde, standen insbesondere Romano Schmid und der langzeitverletzte Kevin Möhwald als potenzielle Nachfolger des gen Amsterdam abgewanderten Davy Klaassen im Fokus des Spiels.
Möhwald endlich wieder Kader-Kandidat
Satte 14 Monate nach seiner Knie-Operation feierte Möhwald sein Comeback bei den Profis, kam über die vollen 90 Minuten zum Einsatz und ist damit, sofern er nicht muskulär reagiert und auch in der kommenden Trainingswoche voll dabei ist, ein klarer Kandidat für den Kader gegen den SC Freiburg am kommenden Spieltag (17. Oktober). Ein Startelf-Einsatz käme in den kommenden Wochen zwar noch zu früh, "aber ich bin froh, dass ich ihn wieder als Alternative im Kader habe", freute sich Kohfeldt nach dem Testspiel im Gespräch mit der Deichstube über seinen Rückkehrer. Aufgrund seines unterschiedlichen Spielertyps sei Möhwald zwar kein direkter Klaassen-Ersatz, aber dennoch eine "sehr, sehr gute Alternative".
Die jungen Wilden als Hoffnungsschimmer?
Das Wort "Klaassen-Ersatz" scheint der 38-jährige Übungsleiter ohnehin nicht zu mögen. Jeder seiner Spieler tickt anders, hat andere Stärken, andere Schwächen. Nach der missglückten Transferphase gilt es, das Potenzial der jungen Wilden zu entfachen und damit die Liga zu rocken. Als bestes Beispiel dürften da die "wilden Jungs von Super-Mainz" dienen, wie die Bild-Zeitung im Jahr 2010 die starke Mainzer Mannschaft rundum ihre Potenzialspieler Lewis Holtby, André Schürrle sowie Marcel Risse betitelte. Denn wer kennt ihn nicht, den legendären Eckfahnenjubel der Bruchweg-Boys?!
Bis dahin bedarf es allerdings an Geduld, für die Werders Chefcoach besonders plädiert: "Werder Bremen ist in einer ganz schweren Lage, falls es noch niemand begriffen hat. Wir brauchen die Unterstützung der Fans und allen drum herum." Das "gewisse, sportliche Risiko" mit dünner Personallage im Mittelfeld gehe man vor allem ein, weil "wir Werder Bremen wirtschaftlich konsolidieren müssen und wollen", so Kohfeldt gegenüber der Deichstube.
Aufgrund dessen habe man zwar eine Menge gestandene Qualität verloren, aber es sind auch viele Potenzialspieler dazugekommen, "auf die ich mich alle sehr, sehr freue". Neben den etablierten Josh Sargent und Marco Friedl meint Kohfeldt damit insbesondere Youngsters wie Nick Woltemade, Neuzugang Felix Agu sowie die Leihrückkehrer Jean Manuel Mbom und Romano Schmid. Während Mbom bereits sein Debüt in der Bundesliga feierte, inzwischen zweimal auf dem Rasen stand und gegen Bielefeld sogar das Tor von Leonardo Bittencourt ansehnlich und artistisch auflegte, wartet Schmid weiterhin auf seine ersten Minuten im Fußball-Oberhaus.
Schmid nach "Sinnkrise" wieder im Rennen
Dabei bringt der 20-jährige Mittelfeldakteur eine gehörige Portion Potenzial mit, avancierte bei seinem Leihklub, dem Wolfsberger AC, zum Leistungsträger in der österreichischen Bundesliga und schnupperte während seiner sechs Europa-League-Spiele gar internationale Luft. Was für den Jungspund neu ist, ist der harte Konkurrenzkampf auf höchstem Niveau. Dass er im ersten Testspiel gegen St. Pauli während der Sommervorbereitung nicht - wie erwartet - in der Startelf stand, habe ihn mental zurückgeworfen: "Romano hatte eine kleine Sinnkrise, war im Training zwei bis drei Wochen kaum zu sehen", erklärte Kohfeldt.
Nach einigen Gesprächen mit seinem Cheftrainer findet Schmid nun allerdings endlich wieder in die Spur. Im seinem zweiten Test gegen die Hamburger Kicker bewies er sein Potenzial: "Romano hat das heute sehr gut gemacht. Er begreift immer mehr, wo er sich anzubieten hat. Defensiv ist er sowieso immer sehr fleißig", resümierte Kohfeldt die Leistung seines Schützlings im Anschluss der Partie. "Ey Junge, dran bleiben! Die Sachen kommen", gab Kohfeldt ihm ganz salopp mit auf dem Weg: "Ich habe ihm immer wieder gesagt, er soll mit Marco Friedl reden, dass es auch bei mir so ist, dass es immer weiter geht, dass keiner sofort abgeschrieben wird."
Tatsächlich kennt Friedl diese Situation nur allzu gut. Der Österreicher gab trotz prekärer Fehler aber nie auf, wurde unter Kohfeldt immer sicherer und zahlte das Vertrauen des Trainers gen Ende der letzten Saison mit soliden Leistungen zurück. Mittlerweile scheint er gar absoluter Favorit auf die Position des Innenverteidigers zu sein. In der Nationalmannschaft feierte er im Testspiel am Mittwochabend gegen die Griechen (2:1) sein A-Länderspiel-Debüt und kam über die volle Spielzeit zum Einsatz.
Kommt Schmid mit dem (mentalen) Druck des Konkurrenzkampfes klar und zeigt auch in den kommenden Wochen starke Leistungen im Mannschaftstraining, so könnte er in seiner jetzigen Verfassung definitiv ein Kandidat für das Spiel in Freiburg sein, meint Kohfeldt zum Abschluss.