Werder-Profi gesteht psychische Probleme
Von Dominik Hager
Über mentale Themen zu sprechen, ist im Fußball noch immer eine echte Seltenheit. Im Rahmen eines Testspiels der Bremer gegen Murcia überraschte jedoch Niklas Schmidt mit einer bemerkenswert offenen Aussage. Der 24-Jährige berichtete von psychischen Problemen, die ihn seit Monaten begleiten.
In der laufenden Bundesliga-Saison durfte Niklas Schmidt bislang sieben Spiele absolvieren, jedoch nur einmal von Beginn an ran. Beim Testspiel gegen Murcia überzeugte er mit einem Tor beim 2:0-Sieg der Bremer. Bemerkenswerter als sein Tor war jedoch sein Interview, dass er nach dem Schlusspfiff gab.
"Ich hatte große mentale Probleme. Wenn andere Leute, die nah bei dir sind, Angst um dich haben, dann musst du dir helfen lassen und den Rat der Familien annehmen, auch wenn man das in diesem Moment nicht hören möchte", wird der Mittelfeldspieler von der BILD zitiert. Dies habe er getan - nun möchte er wieder "vom Kopf frei werden" und seine "Lebensfreude zurückbekommen".
Der frühere deutsche U19-Nationalspieler hat schon vor einiger Zeit zunächst mit Kumpel Romano Schmid und später mit Trainer Ole Werner und seinen weiteren Teamkollegen über seine seelischen Probleme gesprochen. "Ich wollte es einfach loswerden. Sie sind sehr offen damit umgegangen, deshalb war das für keinen ein Problem", berichtete Schmidt.
Schmidt appelliert an Betroffene: "Es ist keine Schande"
Der Werder-Profi möchte mit seinem Statement ein Zeichen setzen, transparent umgehen und animiert auch an andere, sich bei Problemen helfen zu lassen. "Es ist keine Schande. Wenn jemand im Fußball Probleme hat, muss er das nicht in sich hineinfressen wie Robert Enke es getan hat", erklärte er. Man solle vielmehr "offen" damit umgehen. "Leider ist es noch ein Tabu-Thema", bedauerte er.
Dem Spieler ist nicht klar, ob es sich um eine Depression handelt, jedoch weiß er, dass der Hintergrund Themen sind, die schon seit langer Zeit in ihm arbeiten. "Was es am Ende ist, weiß ich nicht. Es gab nicht diesen einen Auslöser oder Moment, in dem alles zusammengekracht ist. Es stammt aus der Kindheit, das arbeite ich gerade mit meinem Psychologen auf. Ich habe einen Bericht über Bayern-Profi Pavard gesehen, in dem er dieses Thema angesprochen hat. Darin habe ich mich wiedergefunden", erklärte Schmidt.
Trotz seiner Probleme möchte er sich sportlich beweisen. Für ihn gehe es darum, sein "Ding zu machen" und "den Ansprüchen zu genügen". Bleibt zu hoffen, dass er sich nicht zu sehr unter Druck setzt.