Werder-Fans fordern Kohfeldt-Rauswurf - Aber wer wäre denn eigentlich verfügbar?
Von Jan Kupitz

Werder Bremen befindet sich schnurstracks auf dem Weg in die zweite Liga. Obwohl nach der zweimonatigen Corona-Unterbrechung alles besser werden sollte, ging Grün-Weiß am Montagabend im eigenen Stadion verdient mit 1:4 gegen Bayer Leverkusen baden. Die Stimmen, die einen Rauswurf von Florian Kohfeldt fordern, werden immer lauter.
Man muss es sich nochmal auf der Zunge zergehen lassen: Werder Bremen war mit Ambitionen auf das internationale Geschäft in die Saison gestartet! Doch acht Spieltage vor Schluss steht der SVW nicht nur wie ein fast sicherer Absteiger in der Tabelle da, sondern tritt auch genau wie einer auf. Defensiv von allen guten Geistern verlassen, offensiv nicht existent. Hinzu kommt ein lächerliches Verhalten bei gegnerischen Standards, das von jeder C-Jugend locker getoppt würde.
Und wer gerät in solch einer ebenso brenzligen wie niederschmetternden Situation am ehesten ins Visier der Kritik? Na klar, der Trainer. Und in der Tat kann man Florian Kohfeldt in dieser Saison ein paar Vorwürfe machen - zum Beispiel, dass er viel zu lange an formschwachen Akteuren wie Yuya Osako oder Maxi Eggestein festgehalten hat. Oder dass man die Standardschwäche einfach nicht in den Griff bekommt.
Wenn irgendjemand in diesem Verein noch einen Restfunken Ehrgefühl hat, dann ist Florian Kohfeldt morgen kein Trainer mehr. Baumann dürfte eigentlich auch kein Sportdirektor mehr sein. Merkt ihr im Verein eigentlich noch irgendwas ?
— EmCee (@schiwagohs) May 18, 2020
Ich habe #Kohfeldt bislang immer verteidigt und halte ihn für einen sehr guten Trainer. Aber wenn eine Mannschaft so neben der Spur und unmotiviert aus einer ewigen Pause kommt, stimmt was nicht. Wenn LEV voll durchgezogen hätte, man will es sich nicht vorstellen.#SVWB04
— Tuentin Quarantäno ?? ?️? (@OomenBerlin) May 18, 2020
Langsam merkt das Team Kohfeldt hier, dass auch in Bremen die Uhren vorwärts gehen. Ich habe nicht gewettert gegen #Kohfeldt um des Wetterns Willen. Es war fahrlässig, nicht alles probiert zu haben. Nun ist es für einen neuen Trainer ein Himmelfahrtskommando. #baumannraus #werder
— Schluesselkind (@Schluesselk1nd) May 19, 2020
Doppelwechsel Kohfeldt/Baumann wär mir lieber...
— Gurkenschmied, der Ältere (@SockensL) May 18, 2020
Aber, liebe Werder-Fans: Bevor ihr einen Rauswurf von Florian Kohfeldt fordert, solltet ihr euch lieber mal die Alternativen ansehen, die im Fall der Fälle überhaupt verfügbar wären. Um euch die Arbeit zu erleichtern, hat 90min alle arbeitslosen Trainer rausgefiltert, die in der aktuellen Situation in Frage kämen.
Eins vorweg: Einen Mauricio Pochettino oder Max Allegri wird Werder (trotz des schönen Stadions, der norddeutschen Idylle und eines Ömer Toprak im Kader) nicht sonderlich reizen. Auch ein Niko Kovac würde den Hörer nicht abnehmen, wenn Frank Baumann durchklingelt. Nein, Werder müsste sich aktuell im Regal Korkut, Weinzierl und Co. umschauen.
Diese Kandidaten sind aktuell ohne Verein und wären theoretisch wohl bereit, Werder im Saisonendspurt zu übernehmen:
- Tayfun Korkut
- Mirko Slomka
- Markus Weinzierl
- Sandro Schwarz
- Thomas Doll
- Michael Frontzeck
- Alex Nouri
- Martin Schmidt
- Tim Walter
Na, immer noch davon überzeugt, dass ein Kohfeldt-Rauswurf die richtige Lösung wäre?
Klar, theoretisch könnte man auch einen erfahrenen Haudegen wie Thomas Schaaf oder Friedhelm Funkel installieren - doch auch hier gibt es längst keine Garantie, dass sie mehr aus dem Werder-Kader rausholen als Kohfeldt. Funkel ist bei Fortuna Düsseldorf zuletzt an seine Grenzen gestoßen, Schaafs bevorzugtes Rautensystem wurde schon vor Jahren geknackt.
Der einzige Kandidat, der einen wirklichen Mehrwert dargestellt hätte, wäre Bruno Labbadia gewesen. Doch beim 54-Jährigen war bekanntlich die Hertha schneller, die die Situation erkannt und während der Corona-Unterbrechung reagiert hat. Insofern bleibt Werder eigentlich fast keine andere Wahl, als an Kohfeldt festzuhalten und auf das Beste zu hoffen. Denn mal ehrlich: Erfolgsversprechender sind die verfügbaren Alternativen auch nicht.